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Is was?! - Aufreger der Woche
Rule Britannia, Fool Britannia

Wahlen müssen keine Qualen sein. Wahlen können so spannend sein. Jedenfalls dann, wenn sie bei Mutter Theresa stattfinden - oder in Bad Karlshafen, findet Klaus Pokatzky.

Von Klaus Pokatzky | 09.06.2017
    Die britische Premierministerin Theresa May verlässt die Parteizentrale der Konservativen Partei in London einige Stunden nach Schließung der Wahllokale.
    Die Konservativen um Premierministerin Theresa May haben die absolute Mehrheit verloren. (AFP - Ben Stanstall)
    Wahlen sind wirklich eine heiße Sache. Cool Britannia. Solche Wahlnächte kennen wir nicht in Germanien. Kein Wunder bei unserem langweiligen Wahlsystem. Die Briten aber sind sportlich spannend in ihren Wahlkreisen. Wenn ein Kandidat 932 Stimmen kriegen würde und der Andere 931 – dann hat der mit den 932 gewonnen und genau das gleiche Stimmrecht im Unterhaus wie die aus anderen Wahlkreisen, wo Zehntausende abgestimmt haben. Mit anderen Worten: Da könnte eine Partei die absolute Mehrheit der Sitze kriegen, die kaum Wählerstimmen gekriegt hat. Fool Britannia. Doch spannend ist der Irrsinn schon.
    Bitte unterschreiben!
    Eben nicht so wie bei uns. Ganz Deutschland weiß immer schon ein paar Minuten nach 18 Uhr, dass es wieder gähnen kann. Ganz Deutschland? Nein, ein kleines unbeugsames Dorf in Hessen zeigt, wie britisch spannend es auch bei uns gehen kann. 932 zu 931 Stimmen ging vor ein paar Wochen die Bürgermeisterwahl im nordhessischen Bad Karlshafen aus. Und ein Wähler hatte aus seiner Wahlkabine heraus gefragt, ob er denn seinen Stimmzettel auch unterschreiben muss – und da sollen die Wahlhelfer "Ja" gerufen haben. Hessisches Verständnis von Wahlgeheimnis eben. Und nun muss die Wahl möglicherweise wiederholt werden. Fragen Sie bei der Bundestagswahl im September Ihre Wahlhelfer doch einfach, ob Sie ihren Stimmzettel auch unterschreiben dürfen. So kann Politik auch bei uns wieder spannend werden.
    Aufschwung für Labour
    So wie bei Mutter Theresa in Britannien. Die hat ein christliches Herz für Ihre politischen Konkurrenten. Sie hätte ja die nächsten drei Jahre noch ohne Wahlen den Brexit vergeigen können, hätte keinen Wähler zu den Urnen rufen müssen. Und dann macht sie es doch, damit Labour endlich wieder Aufschwung kriegt. Mutter Theresa eben. Deshalb glauben wir ihr auch, dass sie jetzt stabil regieren kann. Übrigens: Das britische Staatsoberhaupt heißt nicht Mutter Theresa. Sondern Elisabeth. Und ist eine sehr kluge Frau. Rule Britannia!