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Is was!?
Der satirische Wochenrückblick

Die Iren stimmen für die Homo-Ehe. Keine Stimmen hingegen bekommt der deutsche Beitrag beim Eurovision Song Contest. Und Sepp Blatter? Der stimmt im Korruptionsskandal das Lied des Ahnungslosen an und wird auch dieses Mal sicherlich mit vielen Stimmen zum FIFA-Präsidenten gewählt.

Von Klaus Nothnagel | 29.05.2015
    Joseph Blatter tut mir leid. Der FIFA-Chef hat doch nichts gewusst von der Bestechlichkeit seiner Funktionärskollegen! Blatter kämpft für Moral und Anstand, grad kürzlich saß er noch unter einer Fahne mit der Aufschrift "My game is fair play"! Wenn FIFA-Leute gelegentlich Entscheidungshilfen angenommen haben, um dann zum Beispiel die Weltmeisterschaft in ein heißes, fußball-desinteressiertes, undemokratisches Land wie Katar zu vergeben - muss man dann Korruption vermuten? Korruption ist doch definiert als die üble Ausnahme, das Kaufen von Entscheidungen, die Käuflichkeit von Entscheidungsträgern, wo sonst Recht und Gesetz herrschen.
    Aber wie nennt man Bestechung und Bestechlichkeit als Normalfall? Wie werden denn – sagen wir – Olympische Spiele vergeben? IOC-Funktionäre reisen um die Welt, nehmen Geld und teure Uhren, futtern in Luxusrestaurants und runden einen Entscheidungshilfe-Abend auch mal mit einem Puffbesuch ab.
    Komisch: Beim Thema Puffbesuch fällt mir unwillkürlich der Geschlechtertest ein, den unsere WM-Fußballfrauen neuerdings absolvieren müssen - auf Wunsch der FIFA-Männer.
    Zur Homo-Ehe verdonnert
    Es ist nicht leicht, aber stellen Sie sich bitte mal vor, ich bin Kanzler. Was mach ich? Gar nichts. Im Kanzleramt in einem dicken Sessel sitz ich, singe lalala, kuck aus dem Fenster auf die Spree, blätter dösig in Comics, schweige und warte. Bis irgendwann mein Radio zu mir spricht: Das Bundesverfassungsgericht hat der Bundesregierung aufgegeben, die sogenannte Homo-Ehe in allen Details mit der Mann-Frau-Ehe gleichzustellen. Dann lass ich mir ein Kamerateam kommen und sag: "Liebe Homos, ich sag nicht "Schwule und Lesben", ich wäre ja in der CDU, sonst wäre ich ja nicht Kanzler. Also "Liebe Homos, ihr kriegt ja nun, was ihr wollt, aber versteht doch, dass ich das Urteil abwarten musste!", und dem rechten Rand der CDU sag ich: "Ich muss das jetzt leider machen, das Gericht will es."
    Jetzt sagen Sie aber bitte nicht, diese komische Art, Politik zu schwänzen, käme Ihnen bekannt vor.
    Wozu brauchen wir noch mal die Vorratsdatenspeicherung? Die kostet Geld, reißt die SPD fast auseinander, und peitscht das Misstrauen der Bürger gegen den Staat hoch. Warum bitten wir nicht einfach die NSA, alles, was sie aus unseren Netzen saugt, anschließend aufzuheben?! Dafür wäre kein Gesetz nötig. Und die Bürger würden sich über die USA aufregen, nicht über die Bundesregierung.
    Eine weitere Nullnummer
    Abschließend ein kurzer Blick auf den Eurovision Song Contest und eine weitere Nullnummer. Obwohl unsere Ann-Sophie von einiger Rehäugigkeit ist, putzig im Takt der matten Musik über die Bühne stakst und einen ganzen langweiligen Song auf voller Lautstärke absolut tonrein durchbrüllen kann – zero points. Ich glaube, es ging dieses Mal völlig überraschend um Musik. Oder? Egal. Nächstes Jahr gewinnen wir wieder – aber nur, wenn wir von Blatter und seinen Leuten lernen.