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Is was?!
Der satirische Wochenrückblick

Die Nationalmannschaft ist musikalisch auf dem Irrweg. Allerdings nicht wegen "Gaucho-Gate". Gemeint ist das stadlreife Volksmusikprogramm, mit dem sich unsere coolen Jungs dauerdopen. Aber auch Journalisten schrecken nicht vor öffentlichen Gesangseinlagen zurück.

Von Sigrid Fischer | 18.07.2014
    Joachim Löw lacht vor einem hellblauen Hintergrund mit dem Logo der Fußball-WM in Brasilien
    "Wer weiß, vielleicht hat er schon Doppelpassagenten in der Mannschaft." (picture alliance / dpa / Srdjan Suki)
    Und? Merken Sie schon was davon? Ich meine, hat sich Ihr Leben in den letzten viereinhalb Tagen irgendwie verändert? Schlafen Sie besser? Hat sich über Nacht Ihr Gehalt erhöht? Beziehungsweise haben Sie überhaupt mal wieder 'ne anständig bezahlte Arbeit? Oder einen 6er im Lotto? Nicht? Aha, dann täuschte der Eindruck wohl,
    "Wir sind alle Weltmeister, wir sind alle Weltmeister."
    Nicht "Wir alle", wer möchte sich auch schon von Leuten vereinnahmen lassen, die musikalisch dermaßen auf dem Irrweg sind – und damit sind jetzt nicht buckelige Gauchogesänge gemeint, die wurden geschmacklich schließlich noch von der argentinischen Präsidentin Kirchner getoppt, als sie freimütig zugab, sie habe kein einziges WM-Spiel gesehen. Nicht mal das Finale. Nein, gemeint ist das stadlreife Volksmusikprogramm, mit dem sich unsere coolen Jungs dauerdopen und bei dem sich jeder Gegner freiwillig ergibt, nur damit es aufhört.
    Wenn man ihren Auftritt am Dienstag genauer betrachtet, muss man sowieso sagen: Vorbilder benehmen sich anders. Fahrt in einem Bus der Marke, die mit die größten CO2-Schleudern produziert. Dann Aufstellung vor der Bank, die sehr angestrengt um Kundenvertrauen buhlen muss, und dabei Sportklamotten am Leib von einem Hersteller, dem Greenpeace dauernd die rote Karte zeigt. Wie fühlt sich DAS an? So hätte man die einzig verfügbare Frage von Sportreportern an Fußballer auch mal stellen können.

    "Die Nr 1 der Welt sind wir"

    Na klar, und zwar in jeder Hinsicht. Weshalb sonst wären wir so interessant für fremde Geheimdienste? Auch Jogi Löw sollte sein Handy schleunigst desinfizieren und seine Spieltaktik nur noch über bewaffnete Kuriere zu Pferd übermitteln. Wer weiß, vielleicht hat er schon Doppelpassagenten in der Mannschaft. Tritt Philipp Lahm lieber freiwillig zurück, bevor er auffliegt? Und wenn im NSA-Untersuchungsausschuss demnächst erstmal die Schreibmaschinen klappern, dauert es nicht mehr lange bis die Schlapphüte wieder mit hochgeschlagenem Mantelkragen nächtelang in dunklen, feuchten Hauseingängen rumlungern und Kanzler-strich-innen ihre Geheimgespräche von Telefonzellen aus führen. Wie dem kleinen Mädchen sein Förderer Helmut das immer gemacht hat. Da kann Miss Sixty schon mal anfangen, Fifty-Centstücke zu sammeln.
    "Sie kennen mich"
    Äh, nicht annähernd ausreichend vermutlich.
    "Bei der bei Bundeskanzlerin ist es so, dass man sich während der Arbeit erholt."
    Ach so, doch, ja, genau so kennen wir sie. Nur nicht zu viel regieren, sonst macht man sich unbeliebt und kriegt von Journalisten nichts gesungen zum Geburtstag. Der gemeinte ZDF-Mann hat sich wahrscheinlich gedacht, meinem Sender ist im Moment eh nix zu peinlich, da kann ich auch noch eins draufsetzen auf "Deutschlands manipulierte Beste" und in Brüssel ein "happy birthday liebe Kanzlerin" anstimmen.
    Auch damit hat sie Geschichte geschrieben, und zwar ohne einen eigenen Finger zu rühren. Das muss ein Politiker erst mal hinkriegen, dass der Journalist peinlicher ist als er selbst. Mindestens einer von beiden muss da wohl den falschen Beruf erwischt haben.

    "Das kann passieren, wenn die Frau Bundeskanzlerin ist"