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Is was!?
Der satirische Wochenrückblick

Die Deutsche Bahn fährt nicht, die deutsche Wirtschaft lahmt und die deutsche Nationalmannschaft tritt leistungsmäßig auf der Stelle. Stattdessen gehen zwei große US-Firmen neue Wege und bieten ihren Mitarbeiterinnen Geld für die Aufschiebung ihres Kinderwunsches an.

Von Stefan Reusch | 17.10.2014
    Über Deutschland schreibt die italienische "Republica": "Die Lokomotive stockt". Ja, das Zugpferd lahmt, und der Zug fährt - äh, gar nicht. Zur Bahn komme ich - wann auch sonst - später. Aber zur Wirtschaftslage – sofort. Mit den Worten von Jogi Löw, während eines Temperamentausbruchs. "Auf einigen Positionen haben wir schon auch Probleme." Die Herbstgutachter sehen's ebenso.
    Und: Läuft die Konjunktur verkehrt, schwindet das Vertrauen/
    Führungskräfte an den Herd, genau gesagt: die Frauen.
    Diese Logik erschließt sich nicht jedem. Aber Ilse Aigner. Die bayrische Wirtschaftsministerin sprach: "Wir haben eine leicht eintrübende Konjunktur", eine gesetzliche verankerte Frauenquote für DAX-Unternehmen sei, so Frau Aigner, da das komplett falsche Signal.
    Aha: Weil die Wirtschaft mit ihrer Männerdominanz ins Trudeln gerät, ist falsch, was diese Männerdominanz gefährdet. Mh. Immerhin sekundierte Frau Aigner so ihren männlichen CSU-Kollegen. Sehr brav. So - nach bayrischem Vorbild - wäre doch auch eine Frauenquote aushaltbar.
    Der Preis, den Frau für die Karriere zahlt, ist woanders auch hoch. "Social Freezing" - ein Begriff aus den USA. Man weiß: Die ehrgeizige Frau schiebt ihren Kinderwunsch schon mal auf. Neu ist: Unternehmen finanzieren das Aufschieben: Friere Eizellen ein, Frau, wir bezahlen das, 20.000 Dollar, und dann, wenn's für den Job nicht mehr langt, früher oder später, (und so wie wir dich einsetzen werden, auf jeden Fall früher) dann langt es für ein Kind ja immer noch. Und dann: Auftauen, Samen drauf, einpflanzen – fertig! Fortschritt, frostig. Eine neue Art von Kalter Progression. So macht es Facebook, so macht es Apple.
    Motto: Priorität für deine Stelle/ iPod iPad - erst dann Eizelle.
    Aber bis dahin: Freeze. Kostet, klar, Stillstand ist teuer. Das weiß auch die Deutsche Bahn. Die kommt - später. Früher da stand die Bahn für Pünktlichkeit, heute steht sie - - Punkt. Heute steht sie. Morgen – wohl auch. Aber irgendwann nicht mehr.
    Denn alles verändert sich. Fast alles.
    Der britische Kenntnisstand über den Deutschen nicht; er ist vor 70 Jahren stehen geblieben. Behauptet Neil McGregor, der Direktor des Britischen Museums in London. Und stellte drum eine große Deutschland-Ausstellung auf die Beine. Zu sehen gibt's da "Hitler, Käfer, Gartenzwerge" so "Stern" online. Natürlich noch mehr. Und warum? Um aus der Geschichte zu lernen, genauer: um als Brite aus dem deutschen Geschichtsverständnis zu lernen. Denn: Großbritannien diene seine Geschichte vor allem zum Konservieren der Vergangenheit, stellt McGregor fest und lobt - Zitat: "Deutschland nutzt seine Geschichte, um in die Zukunft zu schauen."
    Na, na: Also dabei – um mit dem Bundestrainer zu sprechen- dabei "haben wir schon auch Probleme."