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Is was!?
Der satirische Wochenrückblick

Fernsehen ist ein Medium von Idioten für Idioten: "Machst du dir etwa Gedanken?", hat der aktuelle Frauensucher Oli mal eine der Kandidatinnen bei "Der Bachelor" gefragt. Eine völlig blödsinnige Frage. Wer sich Gedanken macht, muss ja erst mal denken können.

Von Klaus Pokatzky | 06.03.2015
    Dies ist die Woche der Frauen, wie noch nie eine Frauenwoche war. Werfen Sie nur einen Blick in den Fernseher. Sie haben keinen? Ich auch nicht. Können wir aber auch alles im Internet checken. Nehmen wir mal "Bachelor". Kennen Sie nicht? Ich auch nicht. Ist aber auch egal. Mit "Bachelor" ist jetzt nicht der ehrwürdige akademische Grad des Bakkalaureus gemeint, sondern eine unwürdige Müll-Sendung, in der ein ehrvergessener Mann vor laufender Kamera seine Lebensgefährtin sucht. Früher war so etwas ein privater, um nicht zu sagen: ein intimer Vorgang. "Machst du dir etwa Gedanken?", hat der aktuelle Frauensucher Oli mal eine der Kandidatinnen gefragt. Eine völlig blödsinnige Frage. Wer sich Gedanken macht, muss ja erst mal denken können. Die "Bild"-Zeitung, unser Leuchtturm des intellektuellen Zeitungsmachens, hat Oli einen "Fitness-Freak mit den flachen Flirt-Floskeln" genannt. Oli hat sich jetzt für Liz entschieden, eine Krankenschwester aus Brandenburg.
    Krankenschwester ist eine gute Wahl, wenn wir an den wunderbaren Satz von Simone de Beauvoir denken: "Fernsehen ist ein Medium von Idioten für Idioten." "Germany´s next top model" von Heidi Klum ist nach diesem Motto ebenfalls eine der grandiosesten Sendungen, die überhaupt nur vorstellbar sind. Der wesentliche Unterschied ist nur der: Die Frauen bei Heidi Klum sehen so aus, dass wirklich nur ein völlig blinder flacher Fitness-Freak-Flirt-Floskler Oli darunter eine Auswahl treffen würde. Bei denen könnte noch nicht einmal mehr Udo Walz die Frisur richten. Udo Walz würde aus bestimmten Gründen sich nie im Fernsehen eine Frau aussuchen. Genauso wenig wie ich.
    Aber vielleicht kommt ja mal eine Sendung, wo Udo und ich uns knackige Männer aussuchen dürfen. Dann denke auch ich ganz anders übers Fernsehen nach. Udo Walz ist auf jeden Fall der Frisör von Angela Merkel. Bevor die Mutter der Republik dem Udo unter die Schere kam, war sie ja die Frisur, die aus dem Osten kam. Udo hat sie kanzlerinnenfähig frisiert und nun reist unsere Angela durch die Welt, dass ein normaler Mensch das gar nicht mehr mitkriegen kann - höchstens Fitness-Freak-Flirt-Floskler. So wie die Angela der Euro-Rettung und der Ukraine-Befriedung hinterher fliegt, hat das früher nur unser Außenminister Hans-Dietrich Genscher geschafft.
    Der war auch andauernd auf Reisen. Wenn der um die Welt geflogen ist, und ihm unterwegs ein Flugzeug entgegenkam, da hat er gedacht, er sitzt da auch drin und aus dem Flugzeugfenster zu dem anderen Flugzeug gewunken und war immer enttäuscht, dass der Genscher da drin nicht zurückgewunken hat. Kommen wir zur Männerquote heute. Helmut Schmidt gibt es ja auch noch. "Was ich noch sagen wollte" heißt die Autobiografie, die er jetzt vorgelegt hat. Ein ungeheuerliches Buch! Helmut Schmidt hat nämlich seine Loki einmal betrogen, schreibt er jetzt. Auf solche Fragen spezialisierte Investigativ-Rechercheure spekulieren jetzt, dass das vor vierzig Jahren war - also in der Zeit, als der erste Raucher der Republik noch Schmidt-Schnauze genannt wurde. Warum Schmidt-Schmoker uns jetzt über seinen Seitensprung aufklärt, ist klar: Bald kommt die nächste Folge von "Bachelor". Kennen Sie nicht? Ich auch nicht. Ist aber auch egal.