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Is was!?
Der satirische Wochenrückblick

Das deutsche Unterhaltungsfernsehen sei nicht in der Krise, meint Hugo Egon Balder, es sei eine Katastrophe. Auch die Echo-Verleihung kam in dieser Woche nicht gut weg, zumindest aus der Sicht des Kritikers Andreas Borcholte.

Von Stefan Reusch | 27.03.2015
    Wir erinnern uns: Die Dinosaurier starben aus, kurz darauf verschied der englische König Richard III., und wenig später kam der ARD-Tatort in die Krise. Die bekam nun aber auch der Fernsehunterhalter Hugo Egon Balder. Das deutsche Unterhaltungsfernsehen macht ihm bang. "Es ist nicht in der Krise", sagte Balder jetzt dem "Stern", "es ist eine Katastrophe". Und Balder selbst setzt dem etwas entgegen. In seiner neuen Sendung "Der Klügere kippt nach" wird Alkohol getrunken werden. Das ist lustig, ist innovativ, ist: "Blauer Bock Reloaded". Prost, ab April auf Tele 5. Balders alter Arbeitgeber, RTL, räubert auch beim Gründerväter-TV. RTL will Winnetou reanimieren! Mit einem "Tatort"-Kommissar, Wotan Wilke Möhring, als Old Shatterhand. Doch wer spielt Winnetou? Ein anderer Tatort-Kommissar? Zwei davon sind doch bald arbeitslos. Die Münsteraner, ja: Axel Prahl und Jan Josef Liefers, die wollen beim "Tatort" kündigen. Schreibt die BILD–Zeitung. Es ist also verbürgt. Liefers ginge als Bösewicht - ja, wenn man ihm sagt, er wäre damit Mario Adorf-Nachfolger, aber Axel Prahl? Prahl als Winnetou? Der bleiche Prahl?? Nee, nicht ohne Blackfacing pardon: Redfacing. Und das macht man nicht. Und Ntschotschi? Welche Frau würde heute bitteschön noch Ntschotschi spielen? Ein still vor sich hinlächelndes Girlie als Wigwam-Schmuck im Fransen-Look, und modernisierbar? Wie denn? Sitzt sie abends am Lagerfeuer, spießt sich Marshmallows auf ihre High-Heel-Mokassins und frozzelt: "Die Männer mögen das Feuer entdeckt haben. Aber die Frauen wissen besser, wie man damit spielt." ? Nein solche Sätze sagt eine Ntschotschi nicht, nie.
    Einen solchen Satz sagte Carrie Bradshaw in "Sex and the City" und die Darstellerin der Carrie, Sarah Jessica Parker, wurde jetzt 50 Jahre alt. Zufall? Vor exakt 50 Jahren kam "Winnetou 3" in die Kinos, der Film, in dem Winnetou in die ewigen Jagdgründe einging.
    A propos "einging". Zurück zur Deutschen Fernsehunterhaltung. Gestern "Echo 2015", das war .. mhh: Die Preisträger sahen alle aus wie Helene Fischer, wahrscheinlich aus Kostengründen, nur Grönemeyer nicht, der sah aus wie ein Jägermeister im grünen Wämschen, ja, grün, die Veranstaltung war nicht in schwarz-weiß, war also modern, war "live", war lebendig ... na ja ... darüber kann man streiten. Ein Experte: Andreas Borcholte, immerhin Juror beim Echo-Kritikerpreis, urteilte vorab über die Echo-Veranstaltung: "Das Ergebnis ist Einfalt. Und schreckliche Langeweile."
    Was tun? Der Klügere kippt nach. Und freut sich, Die "Echo"-Verleihung wird weiter übertragen werden, immer weiter. Sie ist verlässlich. Wie Blutsbrüderschaft, Lottozahlen, Neujahrsansprache, nur eben noch langweiliger ... Das beruhigt.