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Is was!?
Der satirische Wochenrückblick

Die Nachkommen von Goebbels klagen und wollen am Verkauf der gerade erschienenen Tagebücher beteiligt werden. Die anderen klagen über nicht funktionierende Gewehre und wollen diese am liebsten in die Wüste schicken. Und wieder ein anderer packt seine Sachen und verlässt die Berliner Volksbühne.

Von Stefan Reusch | 24.04.2015
    Gestern war: Welttag des Buches. Ein vor genau 20 Jahren von der UNESCO eingerichteter Feiertag für die Kultur des geschriebenen Wortes und auch ein Feiertag für den Schutz der Urheberrechte. Für die Rechte aller Urheber.
    Und wenn es sich um einen Urheber handelt namens Joseph Goebbels? Ja: Goebbels Erben erheben Forderungen. Wollen Tantiemen. Der Verlag Random House hatte eine Goebbels-Biografie rausgebracht, darin Zitate aus den Goebbels-Tagebüchern. Die Rechtslage ist verzwickt, wer hat die Autoren-Rechte, die klagenden Erben, der Freistaat Bayern? Sollten die Goebbels-Nachkommen tatsächlich Recht behalten und vom Verlag Geld erhalten, wäre es dann nicht auch angebracht, sie in Volkes Namen an den immensen Folgekosten des Goebbelsschen Wirkens zu beteiligen, an Reparationen an Entschädigungen?
    Das Münchner Berufungsgericht hat sich in dem Streit um die Urheberrechte erst einmal vertagt.
    Zum Schießen
    Oh, hier habe ich noch einen Tipp für Anleger. Keine Gewehre anlegen! Und schon gar nicht das G 36. Es gilt in Fachkreisen als die Lokführergewerkschaft unter den Schusswaffen, viele wollen es am liebsten in die Wüste schicken, es streikt und trifft am Ende die Falschen. G 36 – zum Schießen.
    Aber nicht komisch. Und der Streit um die Zukunft der Berliner Volksbühne. Nun, der Streit ist entschieden. Vorläufig. Das heißt: Es gibt einen neuen Intendanten: Chris Dercon. Ob der nun das befürchtete Event-Theater aus der Volksbühne machen wird? Oder ist die Bühne sowieso schon auf dem Weg dahin gewesen? "Völlig absurd ist es jedenfalls," so die "taz" - "die Volksbühne postum zum Ensembleparadies zu verklären."
    Am morgigen Samstag geben sie in der Volksbühne noch mal ein Regiestück des Noch-Intendanten Frank Castorf. Dostojewskis "Spieler". Da geht's auch um Aufhören und Nicht-Aufhören-Können. Zitat: "Da hätte ich gehen sollen, aber in mir stieg ein seltsames Gefühl auf, etwas wie eine Herausforderung ans Schicksal, ein Wunsch, es gleichsam zu ohrfeigen, ihm die Zunge herauszustrecken."
    Aber das ist dann doch zu eventlastig.