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Is was?!
Der satirische Wochenrückblick

Streik läuft in Deutschland geplant: Wenn man mit der Bahn nicht zur Arbeit kommt, kann man gleich zu Hause bleiben und auf die Kinder aufpassen, die nicht in die Kita können. Ganz und gar nicht nach Plan läuft hingegen die BND-Affäre für die Bundesregierung. Dafür feiert die Klatschpresse: eine zukünftige Regentin und einen ehemaligen.

Von Sigrid Fischer | 08.05.2015
    Das ist ja typisch: Wenn die Deutschen schon die Arbeit niederlegen, dann gut geplant und koordiniert: Bahnstreik - man kommt nicht zur Arbeit, kann also die Kitakinder zu Hause bespaßen und hat keine Zeit mehr, Geld auszugeben, macht also gar nichts, dass auch noch die Bankautomaten streiken, weil die Transporteure nichts Bares nachfüllen. Zumindest in Berlin und Brandenburg.
    Wobei es keine Berufsgruppe leichter haben dürfte mit der Lohnerhöhung, die haben das nötige Geld dafür wirklich selbst in der Hand jeden Tag. Bei der tapferen kleinen GDL geht es um mehr als Geld, da geht's ums Streikrecht, und das ist wirklich unabdingbar, denn - so die ganz persönliche Erfahrung diese Woche: Nie kam der ICE pünktlicher. Nein, das ist zur Zeit nicht auf allen Strecken so, aber ohne Streik ist das auf fast keiner Strecke so. Denn gutes Timing ist einfach nicht die Sache der Deutschen Bahn. Sonst würde sie auch nicht heute in Nürnberg eine Ausstellung mit namhaften Werken aus ihrer Kunstsammlung eröffnen, wie soll man die denn erreichen? Timing scheint übrigens auch nicht die Stärke unserer Regierung zu sein:
    Merkel: "Wir sind Verbündete und deshalb wiederhole ich noch mal: Ausspähen unter Freunden, das geht gar nicht."
    Das wäre nach dem langen Schweige-Wochenende der perfekte Satz der Woche gewesen. Aber: Den hat die Kanzlerin vor eineinhalb Jahren gesprochen. Auch schon reichlich spät, denn seit 2004 spionieren wir im Auftrag unserer amerikanischen Gebieter unsere europäischen Freunde aus. Und vor knapp zwei Monaten hat dann auch der oberste Chef der Bundes-Spionierbehörde mal davon Wind bekommen. Sagt er, und schürt damit im Grunde genommen ein hässliches Vorurteil: dass Beamte sich gern Zeit nehmen für die Dinge. Na dafür streiken sie aber auch nicht. Leider in diesem Fall. Und widersprechen tun sie auch nicht.
    Pofalla: "Die deutschen Nachrichtendienste arbeiten nach Recht und Gesetz."
    Kanzleramtschef Pofalla 2013. Und hier die Neuauflage von vorgestern.
    DeMaizière: "Ich habe als Kanzleramtsminister im Jahre 2008 nichts erfahren."
    Nicht jedem ist es gegeben, aus Fehlern zu lernen. Auch "Diese Wulffs" machen nahtlos mit dem weiter, was wir hofften, hinter uns zu haben: mit sich selbst als Society-Event auf BILD- und BUNTE Titelseiten. "Liebessensation des Jahres", "romantischer Kurz-Urlaub in Verona", Kameralächeln unterm Romeo-und Julia-Balkon. Vorsicht: Der zweite Aufguss der Großburgwedel-Soap am Rubikon kann nur peinlicher werden als der erste. Dann doch lieber royales Gedöns mit Charlotte Lissbett Diana. Sechs Tage jung und schon mächtiger als die Ur-Oma mit einem Geburtstiming, perfekt wie der 5-Uhr-Tee - auf jeden Fall für David Cameron. Er sollte sich bei dem Prinzesschen bedanken, vielleicht mit der Riesenrassel, die er selbst auf den letzten Metern vor der Urne auf allen Kanälen noch geschwungen hat. Mit seiner Copy&Paste-Gratulationsarie. Auch so kann man Wahlen gewinnen.