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Is was!?
Der satirische Wochenrückblick

In Köln streitet man sich um die kostenlose bzw. für Frauen kostenpflichtige Nutzung von öffentlichen Toiletten. In Berlin hingegen streitet man sich um die Legalisierung Cannabis. Nicht mehr gestritten, sondern zur Abwechslung miteinander geredet haben die USA und Kuba.

Von Klaus Pokatzky | 15.05.2015
    Sind Sie ein Wildpinkler oder kiffen Sie lieber? Würden Sie lieber in Köln leben oder in Berlin? Die Antwort darauf fällt seit dieser Woche besonders schwer.
    Das hängt mit der Wildpinkelei und dem Cannabis-Anbau zusammen. Köln kämpft jetzt gegen die "hohe Wildpinkler-Problematik", wie die Stadtverwaltung das nennt, wenn der Mann sein Kölsch hinter einem Busch entleert, weil ihm die öffentlichen Toiletten zu teuer sind. Deshalb gibt es nun kostenlose Urinale für das Kölsch. Das führt am Rhein nun zum Geschlechterkampf, weil Frauen weiter 50 Cent bezahlen müssen, wenn sie sich zum Kölschablassen in einer öffentlichen Toilette niederlassen. Die ersten Karnevalswagen für die nächste Narrensaison sind damit wahrscheinlich schon in Auftrag gegeben.
    Streit ums Gras
    In Berlin wiederum leben die Kifferinnen und Kiffer geschlechtsübergreifend immer freier. Im Stadtteil Kreuzberg wurden jetzt Hunderte Cannabis-Pflanzen auf einer öffentlichen Grünanlage entdeckt. Leider hat das ein spiel- und Joint-verderberischer Angestellter der Stadtreinigung der Polizei gemeldet und die hat das gute Kraut eingesammelt. Wenn das Beispiel aber Schule macht und überall in den Grünanlagen Cannabissamen ausgestreut wird, kommt die Polizei irgendwann gar nicht mehr hinterher und den kriminellen Drogenhändlern ist endlich das Hanf-Handwerk gelegt.
    Das wollen auch ein Bundestagsabgeordneter der Grünen und einer der CDU, Dieter Janecek und Joachim Pfeiffer – die jetzt eine Freigabe von Cannabis für ganz Deutschland verlangt haben. Das ist endlich mal eine kluge schwarz-grüne Initiative, die deshalb die Union in Wallung versetzt und vor allem die CSU, die ja bekanntlich am Alkohol hängt. Der CSU-Politiker Erwin Huber hat gemeint: "Ich fall vom Stuhl!" – was allerdings für gewöhnlich die Folge übermäßigen Biergenusses ist und beim Kiffen kaum zu beobachten ist.
    Für die Freunde der viel gefährlicheren legalen CSU-Drogen kommen jetzt gute Zeiten, wenn sich die Beziehungen zwischen Kuba und den Vereinigten Staaten weiter verbessern und Kuba endlich seine Havanna- und Rumexporte steigern kann. Als Vermittler bei der Freundschaftsanbahnung hat sich Papst Franziskus hervorgetan und nun den kubanischen Staatschef Raúl Castro zu einer privaten Audienz empfangen. Die Katholische Kirche hat ja den Weihrauch und den Wein als Standarddrogen und Castro, einer der letzten kommunistischen Staatschefs des Universums, hat denn auch nach der Audienz gesagt, dass er alle Messen besuchen wird, wenn Franziskus im September nach Kuba reist.
    Schwierige Entscheidung in Berlin
    Eine Papstwahl ist ja noch harmlos und geht zeitlich recht flott über die Konklavenbühne, verglichen mit den Berliner Philharmonikern. Die haben jetzt einen Elf-Stunden-Tag gestritten, wer ihr neuer Chef werden soll – und mussten sich am Ende vertagen – noch offen, ob bis zum Herbst oder zum Winter oder zum Frühling, bis Karneval also vielleicht: kein weißer Rauch, noch nicht einmal das kleinste Haschisch-Wölkchen.