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Is was!?
Der satirische Wochenrückblick

Keine Veranstaltung ohne einen klugen Spruch, also gab es davon auch in dieser Woche wieder einige zu hören. Verdienste erwarben sich dabei etwa Franz Beckenbauer, Angela Merkel und Annegret Kramp-Karrenbauer. Nur einer viel aus der Rolle.

Von Klaus Pokatzky | 05.06.2015
    Dies war die Woche der klugen Sprüche - allerdings der nicht ganz zu Ende gedachten. Nehmen wir nur mal Franz Beckenbauer und die FIFA: Abkürzung für "Fußball ist freches Abzocken". Bevor "Fußball ist freches Abzocken"-Boss Sepp Blatter einen der schnellsten Rücktritte aller Zeiten hingrätschte, wollte unser alter Kaiser Franz ihm noch schnell den Rücken stärken und sagte: "Es ist das System, nicht der Einzelne". Kluger Spruch, nur nicht zu Ende gedacht. Natürlich ist es das System - Blatter.
    Oder nehmen wir die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kamp-Karrenbauer. Für die sind Schwulenehen eine Vorstufe von "einer Heirat unter engen Verwandten oder von mehr als zwei Menschen". Juristen nennen das Inzest und Polygamie und winken mit dem Strafgesetzbuch und dem Bürgerlichen Gesetzbuch. Wir winken mit unserer Sprüchesammlung und dem französischen Schriftsteller Henry de Montherlant: "Die Ehe ist eine Hölle bei gemeinsamem Schlafzimmer; bei getrennten Schlafzimmern ist sie nur noch ein Fegefeuer; ohne Zusammenwohnen wäre sie vielleicht das Paradies." Frau Kamp-Karrenbauer will für die Schwulen bestimmt nur Gutes und die vor den Heterogepflogenheiten warnen. Getreu meinem Motto: "Heterosexualität führt zu Überbevölkerung, zu Hunger, Not und Elend." Insofern war ihr Satz zwar verunglückt, dann aber auch wieder klug – nur eben nicht zu Ende gedacht.
    Im allerparadiesischsten Schloss Elmau wollen jetzt die Staats- und Regierungschefs der sieben wichtigsten Industrienationen der Welt in 30 Verhandlungsstunden Griechenland retten und die Weltmeere sauber machen, Frauen stärken und Seuchen bekämpfen - um nur einige Punkte zu nennen. Unsere Kanzlerin Angela Merkel hat schon gesagt: Man soll nicht zu viel vom Gipfel erwarten - ein kluger Spruch, aber nicht zu Ende gedacht. Das Ganze kostet zwar eine dreistellige Millionensumme, für die es aber endlich auch moderne Mobilfunknetze in den Alpen gibt und kostenloses Wasser von der Polizei: nicht aus Wasserwerfern, sondern aus Plastikbechern zum Trinken - für die Demonstranten, die gegen TTIP und das damit verbundene Bienensterben demonstrieren.
    Sparsam hat sich der nordrhein-westfälische CDU-Vorsitzende Armin Laschet gezeigt. Weil er mit seinen weiteren Ämtern als Landtagsfraktionsvorsitzender und stellvertretender Bundesvorsitzender der CDU offenbar zeitlich nicht ausgelastet war, hatte er bis Dienstag dieser Woche noch eine ehrenamtliche Tätigkeit als Lehrbeauftragter in Aachen. Beim Klausurenkorrigieren kam er offenbar etwas durcheinander und als die Klausuren verschwanden, hat er die Noten für seine Studenten dann so originell verteilt, dass auch eine Studentin eine recht gute bekam, die nur ein leeres Blatt Papier abgegeben haben soll. Das ist ein hoffnungsfrohes Experiment, wie Gelder im Bildungssystem und die Zeit der Studenten gespart werden könnten. Nur in einem hat Armin Laschet uns enttäuscht. Ein kluger Spruch kam leider nicht von ihm.