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Is was!?
Der satirische Wochenrückblick

Der Sommer ist endlich da und mit ihm die Hitze. Da gibt es bestimmt wieder etliche Zugausfälle, die uns ein Gefühl von Normalität geben, denn die Lokführer wollen ja nicht mehr streiken. Normal ist wohl auch, dass die NSA alles und jeden ausspäht, nicht nur das Handy der Kanzlerin wird abgehört, sondern auch die Ministerien.

Von Stefan Reusch | 03.07.2015
    Werden denn der Hitze wegen genügend Züge ausfallen, um das Gefühl von Normalität ---? Ich sag’s nur. Weil: Die Gewerkschaft der Lokführer wird nicht streiken. Hammer, ne. Normal ist das nicht. Und das auch nicht: Mittwoch früh gab es auch eine Sekunde extra dazu. Einfach so. Für alle. Auch für die Griechen. Wir hams ja. Da ist doch die Hitze dran schuld! Und die möchte man doch keine Sekunde länger ertragen. Zum Glück ist heute – Tusch – heute ist Der "Bleib-aus-der-Sonne-Tag". Ja, ist wahr. Der Tag erinnert daran, - steht hier – "dass man sich vor den schädlichen Strahlen der Sonne schützen soll, indem man sich zum Beispiel im Schatten aufhält." Ja, also merken: heute Bleib-aus-der-Sonne-Tag. Morgen, da rhodos kein Hahn mehr danach. "Rhodos?" Nee, die andere Insel, Kreta. Morgen da "Kreta" kein Hahn mehr danach ... Schon sind wir wieder beim Thema. Auf der Eule klebt der Kuckuck, Griechenland geht’s nicht gut. Was ist zu tun?
    "Wir können in Ruhe abwarten. Europa ist stark", sagt die Kanzlerin, Angela, die Empathische. Auf die Frage "Wie geht’s dem Patienten?" sagt der behandelnde Arzt, "Danke, mir geht’s gut." Sagt die behandelnde Merkel. Aber auch, dass an die Bürger in Griechenland gedacht werden müsse, die schwere Tage erlebt hätten, Und - Zitat "es liegen weitere vor ihnen". Krokodilstränen könnte man nennen, was sie da nur knapp vergessen hat zu vergießen. Und wenn Angela Merkel ihr dürres Wortgehölz mit Pathos kränzt - jetzt im Bundestag tat sie’s – das ist dann gar nicht schön. Wie ein Strauß nichtriechender Rosen, garniert mit einem Duftbäumchen Marke "Rosenduft".
    Merkel freilich spricht unterschiedslos mit allen nichts. Ob nun 70 Jahre CDU ("Veränderungen werden hart hinterfragt") oder Euro-Krise ("Man muss einfach konstatieren, dass der Wille zum Kompromiss nicht da war") bei ihr kriegt jeder kein Fett ab, niemand kriegt Nahrhaftes. Und all die Jahre hat die NSA sie abgehört. Was für eine Leistung. Respekt. Ich hätt’s nicht machen wollen. Dass die NSA darüber hinaus - wie eine neue Wikileaks-Veröffentlichung belegt - auch Bundesminister sowie hohe Regierungsbeamte ausgespäht hat, wird vor diesem Hintergrund menschlich verständlich. Nur sie, nur die Kanzlerin abzuhören, das wäre wohl zuviel des Guten gewesen - na ja: des Guten nun nicht. Was wäre denn gut? Zu lesen "Berlusconi weg" oder "Putin weg"? Und tatsächlich: Beide sind in Sibirien. Gewesen. Gemeinsam gewesen. Wochenendurlaub. Haben gefischt, gelacht, sich die Russinnen rausgepickt, die Rosinen rausgepickt... Putin mag das Italienische. Erst vor drei Wochen war er in Rom, beim Papst. Wollte sich wohl erkundigen, wie man undemokratisch regiert, ohne dafür vom Ausland angepfiffen zu werden. He, war nur ein Scherz.
    Ich glaub, ich geh mal wieder in den Schatten ...