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Is was!?
Der satirische Wochenrückblick

Der Terror von Paris überschattet dieser Tage alles, auch die Satire. Skurriles gab es in dieser Woche aber dennoch, zum Beispiel die fragwürdige Entscheidung, den deutschen Soulsänger Xavier Naidoo als Vertreter zum nächsten Eurovision Song Contest zu schicken. Denn auch der ist in der Vergangenheit nicht immer positiv aufgefallen.

Von Klaus Pokatzky | 20.11.2015
    In diesen Tagen macht es wirklich keinen Spaß, Satire zu schreiben. Da mischen sich einfach zu viele ein. Da wollen alle mitmachen. Franz Josef Wagner zum Beispiel. Das ist der Mann für die Offenen Briefe bei "Bild". Als wären die Menschen in Paris nicht schon getroffen genug, hat er ihnen nun über die Grenze zugerufen:
    "Bitte lacht wieder, flirtet wieder. Vor allem müsst ihr wieder essen. Ein Croissant, ein Baguette. Ihr werdet euch gleich besser fühlen."
    Von Franz Josef Wagner wollte ich immer schon mal wissen, mit welchen Mittelchen er sich so in Stimmung bringt.
    Ein pietätloses Statement
    Bei Matthias Matussek ist es wahrscheinlich Weihrauch der höchsten Prozentzahl. Der Mann trägt ja gerne seinen Katholizismus vor sich her wie Franz Josef Wagner sein Baguette. Früher hat er im "Spiegel" geschrieben, dass einem jedes Croissant hochkam, dann in der "Welt" – aber seinen Satz zum traurigen Freitag voriger Woche hat er bei Facebook zum Schlechten gegeben:
    "Ich schätze mal, der Terror von Paris wird auch unsere Debatten über offene Grenzen und eine Viertelmillion unregistrierter junger islamischer Männer im Lande in eine ganz neue frische Richtung bewegen."
    Und dazu hat er dann ein grinsendes Smiley gesetzt. Das sei "Ausdruck sarkastischer Verzweiflung" gewesen, hat er sich später gerechtfertigt. Offenbar hat er schon damals nichts mitbekommen, als er ein paar Jahre die Schulbank einer Jesuitenschule gedrückt hat. Zum Katholizismus gehört nämlich Pietät. Und Pietät hat mit Sarkasmus so viel zu tun wie Matussek mit Stil oder Wagner mit Mitempfinden.
    Offenbar kann er aber gut pöbeln, der Matussek – und weil sich seine "Welt"-Chefs nicht gerne als Arschlöcher bezeichnen lassen, haben sie ihn jetzt vor die Tür gesetzt.
    In die ganz neue frische Richtung in der Flüchtlingsdebatte will aber natürlich auch gerne so mancher Politiker mitsegeln. Hat ja auch was. Wir machen alle unsere Grenzen für Flüchtlinge dicht. Und dann kommt kein Terrorist mehr rein. Alles Paletti!
    Ein zweifelhafter Vertreter für Deutschland
    Is noch was? Ach so, eins ist da noch. Diese IS-Faschisten schwimmen ja leider im Geld. Sie verkaufen Geiseln genauso wie Öl und Kunstwerke auf dem internationalen Markt. Damit sie nicht etwa mit einem Flugzeug und gefälschten Papieren bei uns ganz normal einreisen können, müssen wir also auch noch jeden Flugverkehr nach Deutschland einstellen. Alles klar? Nur wie kommt dann Xavier Naidoo zum nächsten Eurovision Song Contest nach Stockholm? Muss er eben schwimmen, der Mann mit dem urdeutschen Namen, dessen Herz ebenso heftig gegen Schwule schlägt wie es für die sogenannten Reichsbürger wummert, die immer noch von einem germanischen Baum zum nächsten hüpfen.
    Auf jeden Fall habe ich schon das Schreiber-Duo für das Lied von Xavier Naidoo in Stockholm: Franz Josef Wagner und Matthias Matussek. Dann schaffen wir es, noch schlechter abzuschneiden als beim Barden-Wettbewerb in diesem Jahr. Da hatten wir den letzten Platz. Mit null Punkten.