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Is was!?
Der satirische Wochenrückblick

VW-Chef Müller sagt in Detroit, er und seine Mitarbeiter seien keine Verbrecher, sie hätten nur US-Gesetze falsch interpretiert. Der von Sean Penn interviewte El Chapo gibt zwar zu, ein Verbrecher zu sein, aber kein gewalttätiger. Und die meisten Leichtathleten geben gar nichts zu, werden aber von der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) schwer belastet.

Von Stefan Reusch | 15.01.2016
    Fotomontage: Joaquin 'El Chapo' Guzman, Sean Penn, Kate del Castillo (l-r)
    Kate de Castillo (r.) soll das Treffen zwischen "El Chapo" (l.) und Sean Penn arrangiert haben. (dpa/epa/Jose Mendez/Facundo Arrizabalaga)
    "Wir sind keine kriminelle Marke und keine kriminelle Gruppe." Sagt der VW-Chef Müller. - "Es gibt kein System der Korruption", sagt der Chef der Welt-Leichtathletik. Und der Drogenboss El Chapo lässt seinen Interviewer Sean Penn wissen, er sei wirklich kein gewalttätiger Mensch.
    Autos, Sport und Drogen – so viele Arten auf zweifelhafte Weise Geld zu verdienen! Und trotz allem ein ziemlich guter Mensch zu bleiben. "Ich verteidige mich nur selbst", sagte El Chapo, "aber suche ich Streit? Niemals."
    Jetzt sitzt er im Knast. Offensichtlich trug das Interview zu seiner Verhaftung bei. Und dennoch, was hat sich Hollywood-Star Sean Penn Kritik anhören müssen. "Unerträglich" sei das Interview, dieses "sogenannte" Interview, hieß es aus dem Weißen Haus. Nun hat ja auch Präsident Obama durchaus schon sowohl a) mit Kriminellen gesprochen als auch b) mit Menschen, die wiederum ihren Gesprächspartner für einen Kriminellen hielten.
    Eine Frage der Perspektive
    Ist Kriminalität eine Frage der Perspektive?
    Nehmen wir mal VW. Kein Mitleid, nee, das wäre ja nur Gefühlsdieselei. Aber gegenüber 'nem Ami-Schlitten ist der ärgste Golf-Diesel ein Umweltengel auf vier Rädern. Geradezu windangetrieben geradezu. Was die Amis da raushauen, tonnenweise Co2, Dutzende von Litern Sprit auf 100 Kilometer - bloß: Die geben diese Horrorwerte genau an. Während VW...
    "Wir haben nicht gelogen", sagte VW-Chef Müller am Sonntag in Detroit. Man habe die US-Gesetze – Obacht - "falsch interpretiert". Und: "Wir müssen unsere Glaubwürdigkeit reparieren". Kann man etwas reparieren, was bereits in der Schrottpresse war?
    A propos Schrottpresse. Keiner wird zu Zeitungen "Schrottpresse" sagen, nur weil sie Interviews mit Kriminellen abdrucken. Ich rede jetzt nicht von
    Von wegen sauberer Sport
    VW, sondern von El Chapo. Und Mr. Penn hat ihn ja wohl interviewt, weil er ihn mal spielen will in einem dieser biografisch angehauchten Filme, dieser Biopics. Kriminelle machen dafür was her. Was gab's denn in letzter Zeit für Biopics? Über Luis Trenker, Kletterer, über Lance Armstrong, Radfahrer, über Sportler also.
    Gut, die sind nicht alle kriminell - möglicherweise, aber der gestern vorgelegte neue Bericht der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) lässt das Übelste an Spekulationen zu, zumindest für den Bereich der Leichtathleten. In deren Weltverbandführung säßen keinesfalls bloß – Zitat "eine kleine Anzahl von Schurken. Korruption war in der Organisation verankert".
    "War"? Ist also nicht mehr. Na dann. Ein Gedicht.
    "Die Leichtathleten seien gelobt, /
    sie ham' in ihrem Leben noch nicht einz'ges Mal gedopt, /
    und auch nichts zugegeben. Gäben sie zu, was sie da täten, /
    wär'n sie statt Leicht- ja Beichtathläten."