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Is‘ was?!
Der satirische Wochenrückblick

Donald Trump könnte jetzt singen wie Frank Sinatra: “If I can make it there. I'll make it anywhere.” Trump hat nämlich die Präsidentschaftsvorwahlen seiner Republikaner im US-Staat New York gewonnen. Jetzt will er es überall schaffen. Vielleicht hat er zu viel Reizgas von Künstler Damien Hirst geschnüffelt.

Von Klaus Nothnagel | 22.04.2016
    Donald Trump, Kandidat der Republikaner, bei einer Wahlveranstaltung in Milwaukee, Wisconsin
    Donald Trump, Kandidat der Republikaner (dpa / picture alliance / Tannen Maury)
    Man schreit keine Leute an, man vermeidet breitbeiniges Getue jeder Art, man redet nicht herablassend über Frauen, man droht niemandem Gewalt an. Es lebt sich so gut mit den bürgerlichen Regeln und Tabus, dass man irgendwann meinen möchte, sie hätten überall Geltung. Und dann kommt Donald Trump.
    Ein paar Millionen Esel: seine Wähler
    Man glaubt, einen Alien aus einer fernen Deppen- und Flegel-Galaxie vor sich zu haben. Man starrt den Mann mit offenem Mund an und denkt: Schlimmer geht es nicht. Dann bemerkt man nach und nach Millionen Leute - auch Frauen übrigens! -, die diesen bizarren Schwachkopf wählen, für ihn Wahlkampf machen, von ihm entzückt sind. Auch Frauen. Schlimmer geht es nicht, denkt man wieder. Dann malt man sich aus, dass Trump, dieser geifernde, blökende und dröhnende Holzkopf womöglich Präsident wird, Präsident der größten Militärmacht und Herr über die Atomwaffen! Und hinter ihm stehen ein paar Millionen Esel, seine Wähler. Beängstigend.
    Ich kann es nicht glauben: Rechtsradikale Terroranschläge im mittelsächsischen Freital - und was macht die Polizei? Ihre Arbeit macht sie. Sie ermittelt, nimmt Verdächtige fest - statt die Opfer zu schikanieren; soll ja auch schon vorgekommen sein. Freital - wo hab ich das schon mal gehört? Richtig: Vor Wochen identifizierte ein Freitaler die Flüchtlinge, gegen die er randalierte, als "Marogganor" und "Duhnesier" und analysierte: "Düs sind doch Urlaubsländer, was wolln die'n hier?" Erst blödes Geschwätz, dann Rechtsterrorismus: hilflose Komik und blutige Gewalt ganz nah beieinander,- und das in einem Ort, dessen Pegida-Ableger FRIGIDA heißt.
    Hirsts Werke sind Kultur, Trump ist das Gegenteil
    Wo bleibt das Positive? Die heiteren Themen? Das hier vielleicht: Morgen ist Tag des deutschen Bieres, genauer gesagt: der 500. Geburtstag des deutschen Reinheitsgebots. Die Website der deutschen Brauer bedroht das Land mit einem wahren Hagel aus unnützem Marketing-Klimbim: Wimpel, Fahnen, Luftballons, Kugelschreiber, Schlüsselanhänger. Außerdem: Ausrufung des Reinheitsgebots in historischen Kostümen, Bierfest mit Blasmusik, der Wettbewerb "Wer gestaltet den schönsten Bierdeckel?" und schließlich der ästhetische Overkill: "Frühschoppen mit Jazzmusik", womit selbstverständlich Dixieland-Gegniedel gemeint ist. Dixieland, gewissermaßen der Donald Trump unter den Musiken!
    Und hier ist doch noch was Heiteres: Vor den Vitrinen mit Tierkadavern des britischen Künstlers Damien Hirst sind jetzt gesundheitsschädliche Konzentrationen von Formaldehyd-Gas gemessen worden. Von diesem Gas kann man - hab ich mir sagen lassen - durch ein paar tiefe Atemzüge augenblicklich blöde werden. Hat vielleicht Donald Trump mal vor so einem halbierten Lamm gestanden und eingeatmet? Kann nicht sein. Hirsts Werke sind Kultur, Trump ist das Gegenteil. Aber was ist jetzt gefährlicher: Trump zu lauschen oder vor Hirsts Werken zu atmen? Mit dieser Frage entlassen wir uns jetzt in ein formaldehydgasfreies Wochenende.