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Is was!?
Der satirische Wochenrückblick

Ohne Abschluss wird man nichts. Da ist das Leben wie der Fußball. Wie das ist ohne Abschluss, musste jetzt wieder die deutsche Fußballnationalmannschaft erfahren. Viele Abschlüsse gab es im vergangenen Jahr zwar bei der deutschen Rüstungsindustrie, aber das finden nicht alle gut. Noch ohne Abschluss geht es bei der AfD zu, da geht es eher um Ausschluss.

Von Stefan Reusch | 08.07.2016
    Verloren, Vorbei. Was fehlte gestern abend, Es waren die erfolgreichen Abschlüsse. "Müller braucht dringend einen Abschluss". Ja so klingt es aus Reportermund neuerdings gerne.
    Früher war die Fußballreportersprache – ha, anderes Kaliber! Da explodierte der Bomber und dann schlug sie ein, die Granate im Gehäuse, selbstverständlich krachend.
    Ende der Granaten. Statt Bomberoffensive Bildungsoffensive, statt Explosionen Abschlüsse. Sprache zeitgemäß akademisiert. Denn fürs alte Europa gilt: Vornehm geht die Welt zugrunde. Wobei wir das Zerstörungspotential von Bomben und Granaten nicht gering achten wollen.
    Immerhin: dritter Platz. In der Weltrangliste! Von Platz 5 auf Platz 3, dritt-größter Waffen-Exporteur: Deutschland. Das wäre gar nicht so schön, ginge es um Bomben und Granaten, um Waffenhandel, aber es geht ja bloß um "die Ausfuhr von Rüstungsgütern", um "Geschäftsabschlüsse". "Abschlüsse", gell. Vielleicht sollte man noch behutsamer, noch pazifistischer formulieren, etwa so: "Im Ausland gibt es sehr viele Waffen mit deutschem Migrationshintergrund." Aah...
    Bevor es gar zu friedlich wird, schnell nach Stuttgart, da ist, Presseschlagzeilen zufolge, "Spektakel", und "Kriegserklärung", da ist "Irrweg", "Chaos", "Fassenacht". Und zwar bei der AfD, "Alternative für Deutschland", so jedenfalls der Name der Partei noch bei Redaktionsschluss, kann sein, sie heißt bereits "AfdAfd" also "Alternative für die Alternative für Deutschland", oder "AfSZ - Alternative für Stuttgart-Zuffenhausen" oder doch wieder nur "Afd - Alle foll doof".
    Sei’s drum. Mal ehrlich: dreimal kurz gekichert, und dann ein "Ich dank’ dir, Herr, dass ich nicht so bin" denn: dieses Polit-Bauerntheater in seiner abgrundtiefen Flachheit ist dem Freund des gehoben theatralen Voyeurismus schlicht zu prollig.
    Genug vom schnöden Bühnenprügel / auf zum öden grünen Hügel!
    Öde - von wegen: Bayreuth ist die AfD der Hochkultur.
    Auch Wagnerianer / welch ein Segen / können sich sehr schön zerlegen.
    Der Parsifal-Regisseur war ja schon längst ersetzt worden, und dann war gerade auch noch der Dirigent weg, jetzt ein neuer, Hartmut Haenchen. Wahnsinn! Und Glückwunsch. Uns allen! Das ist schon jetzt, vor der Premiere, ganz große Oper.
    Und die Premiere wird ja noch kommen, in knapp drei Wochen Also: soll kommen. Muss. Die Wagnerianer warten noch auf den Abschluss. Das schönste Spiel ist nix wert ohne Abschluss.