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Is was!?
Der satirische Wochenrückblick

Der Vizekanzler gab sich diese Woche jugendlich: Er zeigte rechten Pöblern den Mittelfinger. Jugendlich-pubertär beharken sich derzeit auch das Innen- und Außenministerium: Ein Büroversehen führte dort zu einem diplomatischen Eklat mit der Türkei. Büroversehen! Was man damit alles erklären könnte.

Von Klaus Pokatzky | 19.08.2016
    Sigmar Gabriel besucht am 12.08.2016 Salzgitter (Niedersachsen) und zeigt einer Gruppe von pöbelnden rechten Demonstranten den Mittelfinger (Screenshot vom Video). Bild: Junge Nationaldemokraten Braunschweig/dpa
    Sigmar Gabriel zeigte einer Gruppe von pöbelnden rechten Demonstranten den Mittelfinger. (picture alliance / dpa / Junge Nationaldemokraten )
    Unsere Politik wird jugendlich. Endlich. Unser oberster Sozi, Sigmar Gabriel, zeigt rechten Pöblern, was eine linke Harke ist: nämlich seinen Mittelfinger. Allerdings den rechten; der linke wäre besser gewesen - da muss er noch üben, unser Vizekanzler. Unserer Kanzlerin würde so was niemals passieren; die weiß schon, warum sie mit ihrer Raute ihre Mittelfinger in strengster Haft hält. Sonst würde sie aus dem Stinkefingerzeigen ja gar nicht mehr rauskommen.
    Hortensien - das neueste Update an der Drogenfront
    Seehofers Horst scheint sie ja diese Woche mal in Ruhe zu lassen; aber wie sich die Schwarzen aus dem Innenministerium und die Roten aus dem Auswärtigen Amt jetzt beharken, das schreit nach einem ganzen Geschwader von Stinkefingern. Das ist so richtig jugendlich. Krass pubertär. Da beantworten die Innenleute eine Anfrage zur Türkei und ihren islamistischen Flirts und nutzen dabei höchst Vertrauliches von ihren BND-Agenten. Das ist an Vertraulichkeit gar nicht mehr zu überbieten - also landet es einerseits ganz schnell in den Zeigefingern der ARD und andererseits dürfen die Diplomaten aus dem Außenamt das dann auch erst aus den Medien erfahren. Das Ganze war ein "Büroversehen", heißt es. Büroversehen! Was man damit alles erklären kann… Da wird die Welt direkt wieder verständlich - Trump, Putin, Erdoğan: alles Büroversehen, alles Büroverseher.
    Erdoğans Türkei meckert jetzt über die "schräge Einstellung" der Bundesregierung. Voll schräg, Alter, ey. Darauf könnte man direkt einen rauchen. Aber keinen altmodischen Joint, wir wollen ja so jugendlich riechen wie Sigmar Gabriel. Also, das neueste Update an der Drogenfront sind Hortensien, die sollen genauso reinhauen wie Marihuana - unterliegen aber nicht dem Betäubungsmittelgesetz. Also Leute, guckt mal, was Eure Nachbarn so auf dem Balkon züchten; von mir habt Ihr den Tipp aber nicht - das war ein Büroversehen. Ich rauche sowieso am allerliebsten die guten alten Nikotinstängel.
    AfD in Berlin: Exzessiver Hortensien-Konsum
    Seit ein paar Wochen gibt es die ja nur noch mit Horrorbildern von Lungenoperationen oder abgestorbenen Zehen - was unsere Jugendlichen, also diese pubertierenden Digitaljunkies, wohl erst richtig zum Rauchen verführen dürfte. Mein Zigarettenkaufen dauert jetzt immer sehr lange. Ich muss nämlich im Tabakladen ewig verhandeln; schließlich kaufe ich grundsätzlich keine Packungen, auf denen steht, dass ich Impotenz kriege oder Lungenkrebs. Das will ich nicht haben. Ich nehme nur die Schachteln, auf denen steht: "Rauchen enthält Benzol, Nitrosamine, Formaldehyd und Blausäure." Blau finde ich nämlich gut. Ist eine schöne Farbe und ein herrlicher Zustand; blau wird man wieder jung und vergisst alle Trumps und Erdoğans und Putins und versteht auf einmal alle Büroversehen dieser Welt: alles Latte - sehr jugendlich, voll pubertär.
    So wie diese Südtiroler rechte Stinkefinger-Band, deren Namen ich schon wieder vergessen habe, und die sich nun doch nicht auflöst, sondern 2017 nur eine Pause einlegt bei ihrem Grölen. Schade eigentlich - sonst hätte ich fast zu den Hortensien gegriffen. Die gibt’s auch in Blau. Deshalb hat ja auch die AfD für ihren Berliner Wahlkampf das Motto gewählt: "Berlin braucht Blau!" Das klingt nach exzessivem Hortensien-Konsum.