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Is was!?
Der satirische Wochenrückblick

Was für eine präsidiale Woche: In den USA tritt Donald Trump mächtig an - in Deutschland tritt Joachim Gauck leise ab. Und hierzulande hat einer wieder auf sich aufmerksam gemacht - der hoffentlich nie Präsident wird.

Von Klaus Nothnagel | 20.01.2017
    Der künftige US-Präsident Donald Trump
    Mit Donald Trump werde "Dagobert Duck Präsident, das Sinnbild eines Reichen, der als einzige ethische Messlatte die Höhe seines Geldpegels kennt", meint Klaus Nothnagel. (dpa / picture alliance / John Angelillo)
    Heute ist Trump-Tag. Es ist wie ein schlechter Traum, in dem man von widerlichen Gespenstern bedrängt wurde und aus dem man mit bohrendem Kopfschmerz aufwacht und mit schlechtem Geschmack im Mund - nur dass in diesem Fall das Aufwachen entfällt. Dagobert Duck wird Präsident, das Sinnbild eines Reichen, der als einzige ethische Messlatte die Höhe seines Geldpegels kennt und der für die sogenannten kleinen Leute nichts als Hohn und kalte Verachtung übrig hat - für genau die kleinen Leute, die ihn offenbar in blinder Begeisterung gewählt haben.
    Rätsel der Demokratie; das Erwachen für diese Wähler mag ich mir gar nicht vorstellen. Dass Trump als die prall mit Geschwätz gefüllte PR-Blase, die er ist, sehr empfindlich sein kann, sieht man am Twitter-Scharmützel Trump gegen Meryl Streep; Trump hat sich immer noch nicht beruhigt und beschimpft Meryl Streep als Schranze von Hillary.
    Entspannte Abschiedsrede von Gauck
    Immerhin, Hillary hat noch Schranzen, während Trump sich fragen muss, ob bei seiner Amtseinführung überhaupt jemand singen will. Die Absagen finden - wie das heute so ist - öffentlich statt, gern auch mit Hohngelächter, mit Spott über die Zumutung, dass Trumps Leute überhaupt gewagt haben zu fragen. Jetzt wird ein Mormonenchor singen sowie die halbwüchsige zweite Siegerin einer Casting-Show. Was mit diesem Präsidenten kulturell auf uns zukommt, wagen wir noch gar nicht zu fragen, stimmt's?
    Unser Präsident hat sich diese Woche schon mal mit einer großen Rede verabschiedet. Ich mag Männer, die weinen - darum hat Joachim Gauck mich enttäuscht. Zum Amtsantritt hieß es ja, er werde öfter mal ein bisschen rührselig sein und wohl auch das eine oder andere Tränchen triefen lassen. Stimmte nicht. War gar kein Heul-Jochen, der Mann. Nüchtern, gutgelaunt, entspannt war er, weit entfernt von der steifen, vorgetäuschten Würde seines Vorgängers. Den sollte er ja dringend in Vergessenheit bringen, und das hat er auch geschafft.
    Intoleranz gegen die Intoleranten ist die Parole
    Wofür er aber sonst da war, weiß ich nicht. Sein wiederkehrendes Freiheitsgerede quittierte man doch mit den Worten "Wir haben andere Sorgen!" Die soziale Kluft, das Ärmerwerden der einen und das Reicherwerden der anderen, die Bedrohung der Demokratie durch den Rechtspopulismus - das wären doch schöne Themen gewesen. Schade.
    Zum Schluss zu einem, der gänzlich unpräsidiabel ist, zum tiefbraunen Höcke: Gibt es Gesetze, die diesem Mann das besinnungslose braune Gebrabbel untersagen könnten? Dieses irre Gerede muss unterdrückt werden. Intoleranz gegen die Intoleranten ist hier die Parole. Ein Staat, der solche Brandstifter und Hetzer frei reden lässt, kann man den noch eine intakte Demokratie nennen? Von Höckes intellektuellem Niveau will ich gar nicht reden - oder vielleicht doch, mit einem Zitat des Dichters Ödön von Horvath: "Nichts gibt so sehr das Gefühl der Unendlichkeit wie die Dummheit!"