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Is' was?

Die einen wollen nicht mehr vor die Kamera, die anderen unbedingt wieder oder zumindest in die Schlagzeilen. Thomas Gottschalk hört auf mit "Wetten, dass..?", die "Super-Nanny" schmeißt hin und der Ex-Verteidigungsminister steckt wohl in der Midlifekrise und braucht PR, vermutet Sigrid Fischer.

Von Sigrid Fischer | 02.12.2011
    Gut, ein bisschen Ablenkung von den in Endlosschleife gesendeten Geldvernichtungsbarometerständen können wir brauchen, durchaus. Zumal das ja noch jahrelang so weitergeht, wie die Euroqueen heute Morgen in Aussicht gestellt hat.

    Aber doch bitte nicht mit der Fortsetzung der abgenudelten Realitysoap "Diese Guttenbergs"! Teil 2: "Ein Freiherr auf Publicityentzug".

    Sicher, man muss die ZEIT nicht kaufen und dann auch noch lesen. Geschweige denn das Buch des Herrn Chefredakteur, für das er da seitenweise Eigenpromotion betrieben hat.

    Klammer auf: Haben Chefredakteure so großer Zeitungen nicht genug zu tun, als dass sie mal eben alles stehen und liegen lassen könnten, um drei Tage in London nach der Pfeife eines Akklamationsjunkies zu tanzen? Klammer zu. Dass der Plagiator so eine Eile hat, sich zu exkulpieren, ist verständlich: Sicher will er noch ne Einladung in die Jahresrückblickshows im Fernsehen. Und dann wird der Mann am Montag 40, das heißt die Midlifekrise, auch 2. Pubertät genannt, setzt ein, da gönnen sich die einen den Jaguar, laufen Marathon, wechseln die Frau und werden Spät-Vater – die anderen leben ihre Trotzphase noch mal aus. Herr DiLorenzo hat mit 51 einiges davon schon hinter sich und deshalb auch nur den Steigbügel gehalten mit dem bestellten Exklusiv-Interview, das er ruhig den Kollegen von der BILD hätte überlassen können.

    In dieser konzertierten, perfekt getimeten Aktion wirkt jede freiherrliche Beteuerung sowieso so aufrichtig wie ein Ehrenwort von Uwe Barschel. Ganz nebenbei hat der ZEIT-Chef dem Ex-Doktor so natürlich auch mal wieder die lästige Schreibarbeit abgenommen. Aber gut, der hat ja gerade wohl seine Brille irgendwie verlegt.

    Eigentlich wäre KT, der lernresistente gefallene Bengel ein Super-Fall für die "Super-Nanny", aber die hat – übrigens auch gerade 40 geworden – alle Bemühungen aufgegeben. Weil ihr, der diplomierten Pädagogin, nach doch immerhin sieben Jahren und 145 Folgen ihrer Erziehungsshow dann doch mal aufgefallen ist, dass RTL damit eigene Interessen verfolgt, die nicht so ganz pädagogisch anmuten: Schimpfen, zanken, prügeln nach Drehbuch – that’s Entertainment, Baby!

    Die Serie macht nun Platz für ein sicher spektakuläreres Format – wie wär’s mit: Wir suchen ein Atommüllendlager? Das käme passend, weil diese Suche zwar beschlossen, dafür aber gar kein Geld im Haushalt übrig ist. Die scripted-reality-Autoren könnten sich da so richtig austoben – Polizei und Protestler mal zu Pferd, mal im Panzer, mal per Starfighter aufeinander hetzen. Und wer die Suche blockiert, kommt auf die stille Treppe, tief unten im dunklen Salzstock. Moderieren könnte – ja das wäre auch hier noch die Frage. Ach, da schaut man mal auf der Gottschalk-Nachfolgerliste nach, die ist ja lang genug, wenn morgen seine Klappe endgültig fällt - mit so schillernden Gästen wie Til Schweiger, Günter Jauch, Iris Berben, Meat Loaf – also da sollte unbedingt noch ein Überraschungsgast her: Lodda Matthäus als Double von Karl-Theodor, das nach verlorener Wette aus seinem eigenen Interview rezitiert. Man könnte glatt ein letztes Mal in Versuchung kommen ...