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Islamic Banking im Zeichen des Korans

Der Prophet Mohammed hatte strikte Ansichten in Bezug auf Bankgeschäfte. Das moralisch-ethische Bankgeschäft auf der Grundlage des Korans erlebt Zuwachs - auf Grundlage etablierter Bankphilosophien. Besonders Malaysia ist hier Vorreiter.

Von Michael Frantzen | 17.07.2010
    Es mangelt an nichts - am "Institute of Islamic Banking and Finance" - der Internationalen Universität von Malaysia. Der Computer-Pool, die Seminarräume, das Studentenwohnheim – alles hochmodern, alles perfekt ausgestattet. Untergebracht ist das "Institut für islamische Bank- und Finanzgeschäfte" auf dem weitläufigen Gelände einer alten Villa in einem der besseren Vororte der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur.

    120 Studierende forschen hier – zwei Drittel davon sind Ausländer. Saudis sind darunter, Indonesier und Doktoranden aus Bosnien. "Die Nachfrage ist enorm", betont der Dekan des Instituts, Azmir Omar. Allein letztes Jahr hätten sich 400 Nachwuchswissenschaftler auf 40 freie Plätze beworben.

    "Malaysia hat sich einen Namen gemacht als eines der Zentren für islamische Bank- und Finanzgeschäfte weltweit. Es kommen Leute aus allen möglichen Ländern, um bei uns mehr über Islamic Banking zu erfahren. Islamic Banking in Malaysia ist eine Erfolgsgeschichte – genau wie unser Institut. Wir forschen sehr intensiv. Etliche unserer Absolventen sitzen heute in wichtigen Positionen im Bankgeschäft. Im Nahen Osten, in Europa, in Asien."

    "Islamic Banking" – auch "Sharia Banking" genannt - wurde 1983 in Malaysia eingeführt – gut zwei Jahrzehnte, nachdem in Ägypten erstmals Banken damit experimentiert hatten.

    Islamic Banking liegen streng ausgelegte Vorschriften des Koran zugrunde:

    "Gott hat den Kauf erlaubt und den Riba verboten"," heißt es im Koran in Sure II Vers 275. Riba steht für den Zins. Wie Jesus war auch der Prophet Mohammed gegen die Zinswucherer seiner Zeit vorgegangen.

    Das Verbot, Geld zu einem festen Zins zu verleihen, gilt bis heute. Genauso wie es als unethisch gilt, zu spekulieren, betont Rithuan Mohamed Shamsudin, der Direktor der Vereinigung islamischer Banken in Malaysia, kurz IBIM.

    ""Islamic Banking basiert auf wirtschaftlichen Aktivitäten. Es ist uns nicht erlaubt, Geld zu verdienen an Geschäften, wo nichts produziert wird. Man darf Geld nur in Aktivitäten investieren, die die Wirtschaft voranbringen. Und es muss auch klar sein: Die Banken und ihre Geschäftspartner teilen Gewinne wie Verluste. Es wird von Anfang an mit offenen Karten gespielt. Man kann nicht irgendwelche Details vor dem anderen verstecken."

    Und es gibt noch weitere Tabus, ergänzt Azmir Omar vom "Institute of Islamic Banking and Finance". Dennoch sei dem gelernten Kaufmann Mohammed trotz allem ein guter Profit nicht fremd gewesen

    "Islamische Banken dürfen sich nicht im Glücksspiel engagieren. Alkohol und Pornografie sind ebenfalls tabu. Diese ethische Komponente unterscheidet islamische Banken von Standard-Banken."

    Die über zwanzig Banken in Malaysia, die entweder rein islamisch sind oder sogenannte "islamische Fenster" haben, bieten ihren Kunden Finanzdienstleistungen auf Basis zinsfreier Transaktionen an. Anstatt ihnen Zinsen zu versprechen, werden sie an den Bank-Gewinnen beteiligt.

    Immer mehr Malaysier nutzen dieses Angebot. "Islamic Banking" bringt es inzwischen auf einen Anteil von 20 Prozent am Gesamtmarkt, Tendenz steigend.

    Das bekräftigt auch Asyraf Wajdi Dusuki von der "International Sharia Research Academy for Islamic Finance" - kurz ISRA genannt. ISRA ist ein relativ neuer Spieler auf dem Feld der islamischen Bankgeschäfte. Das Forschungsinstitut wurde vor gut zwei Jahren von der malaysischen Zentralbank ins Leben gerufen – um Islamic Banking weiter zu "professionalisieren".

    "Malaysia hat jetzt schon das am stärksten ausgeprägte islamische Finanzsystem. Wenn ich "am stärksten ausgeprägt" sage, dann meine ich, dass wir nicht nur islamische Bankgeschäfte haben, sondern auch einen islamischen Kapitalmarkt und Takaful, also islamische Versicherungen. Und noch etwas unterscheidet uns: Unser Finanzsystem ist viel stärker reguliert, wir arbeiten nach klaren Scharia-Prinzipien, die vom Staat vorgegeben werden. Ich denke, alles in allem hat Malaysia von allen muslimischen Ländern das am meisten ausgeklügelte islamische Finanzsystem."

    Weltweit kommen Koran-konforme Bankgeschäfte nur auf gut ein Prozent des weltweiten Marktes. Doch die Geschäfte im Zeichen des Propheten wachsen um zwanzig Prozent pro Jahr. Nach Schätzungen der US-Depotbank "State Street" werden mehr als 500 Milliarden US-Dollar nach Scharia-Vorschriften verwaltet, einige Ratingagenturen sprechen sogar von rund 800 Milliarden.

    Wie hoch der malaysische Anteil daran genau ist, das kann Asyraf Wajdi Dusuki von ISRA zwar nicht genau sagen. Rund ein Zehntel dürften es aber schon sein, meint er. Für den Experten ein Zeichen dafür, dass sich der "malaysische Weg" ausgezahlt hat.

    "Wenn man sich die Geschichte anschaut: Malaysia zählt zu den Pionieren bei der Entwicklung von islamischen Finanzgeschäften. Wir waren damals die ersten – zusammen mit dem Iran, Pakistan und dem Sudan. Aber: Im Unterschied zu den drei Ländern hat Malaysia eine eigene Strategie verfolgt. Wir haben von Anfang an auf ein duales Bankensystem gesetzt. Die konventionellen Banken konnten wie gehabt weiter arbeiten, während gleichzeitig islamische Bankgeschäfte peu a peu eingeführt wurden. Die Regierung hat 1983 nach der Verabschiedung des Islamic Banking Act erst einmal eine islamische Bank gegründet, um zu sehen, wie sie sich entwickelt: Das war die "Bank Islam". Nach zehn Jahren hat die Regierung Bilanz gezogen und festgestellt: Islamic Banking kann sich auf dem Markt behaupten. Danach hat sie konventionellen Banken erlaubt, sogenannte islamische Fenster zu öffnen."

    Malaysia ist ein multi-ethnischer und multi-religiöser Staat. 60 Prozent der Bevölkerung sind muslimische Malayen, der Rest Chinesen und Inder. Und die sind in der Mehrzahl Buddhisten oder Christen. Speziell die chinesische Minderheit spielt in der Wirtschaft des Landes eine wichtige Rolle. Sie ist die wirtschaftliche Elite.

    Dieser Elite die Vorzüge islamischer Finanzprodukte schmackhaft zu machen, ist explizit eines der Ziele der malaysischen Zentralbank. Das scheint Früchte getragen zu haben. Laut Azmir Omar vom "Institute of Islamic Banking and Finance" wickelt die chinesische Minderheit heute 70 Prozent ihrer Bankgeschäfte Scharia-konform ab.

    "Malaysia versucht immer proaktiv zu sein. Das heißt, der Staat versucht, sich im Einklang mit den Traditionen zu bewegen und gleichzeitig den Bedürfnissen des Marktes gerecht zu werden. Malaysia ist nicht so radikal vorgegangen wie andere Länder. Wir haben zunächst einmal die konventionellen Banken imitiert, ihre Finanzprodukte, und dann geschaut, dass sie der Scharia entsprechen. In einem zweiten Schritt haben wir die Produkte verfeinert, um sie auch Kunden im Nahen Osten anbieten zu können. Wenn man so will, haben wir nichts Neues erfunden, sondern etwas Bestehendes modifiziert, um es Scharia-gerecht zu machen."

    Etwas Bestehendes modifizieren – sprich: westliche Finanzprodukte. Vielen islamischen Bankern und Politikern ist das inzwischen zu wenig.

    "Die Gurus aus dem Westen haben in Theorie und Praxis versagt. Wir brauchen einen neuen Weg"," so die Einschätzung des "World Islamic Economic Forum" – dem weltweiten islamischen Wirtschaftsforum mit Hauptsitz in Kuala Lumpur.

    ""Bankgeschäfte nach den Vorgaben der Scharia sind in der Lage, eine weltweite Führungsrolle zu übernehmen"," gab unlängst Susilo Bambang Yudhoyono zu Protokoll, der Präsident von Malaysias islamischem Nachbarstaat Indonesien.

    Solch forsche Töne hört man in Malaysia eher selten. "Für gut gemeinte Ratschläge", meint Azmir Omar halb ironisch, "sind andere zuständig." Klar aber sei:

    ""Die weltweite Finanzkrise hat die islamischen Banken in Malaysia nicht so stark getroffen. Warum? Nun, zunächst einmal hatten wir den Bankencrash von 1997/98. Seitdem werden die Banken – auch die Islamischen – von der Zentralbank sehr stark reguliert. Das hat dazu geführt, dass sie die Krise jetzt viel besser überstanden haben. Unsere islamischen Banken haben sich auch kaum im Ausland engagiert – und keine Gelder vergeben, die jetzt wegbrechen könnten."

    Noch etwas kommt den islamischen Banken in Malaysia zugute: Sie vergeben Kredite eher konservativ. "Bank Islam" – das größte islamische Geldhaus beispielsweise - verlangt bei Immobiliengeschäften eine Eigenkapital-Leistung von 30 Prozent. Dieser hohe Eigenanteil garantiert Banken und Investoren gleichermaßen größere Stabilität.

    Es gibt nicht wenige Experten, die argumentieren, die weltweite Finanzkrise wäre weitaus weniger schlimm ausgefallen, wenn sich die Finanzwelt an islamische Regeln gehalten hätte. Mehr noch: Die US-Immobilienkrise hätte es in dieser Form gar nicht gegeben.

    Tatsächlich wäre es nach islamischem Recht undenkbar gewesen, dass Banken Kunden Kredite für Häuser andrehen, die sie sich überhaupt nicht leisten können. Und die dann auch noch in Paketform in die ganze Welt weiter verkauft werden. Wenn ein Kunde nach Scharia-Prinzipien ein Haus kaufen möchte, nimmt er im eigentlichen Sinne keinen Kredit auf, sondern schließt mit seiner Bank einen Vertrag ab.

    Die kauft das Haus – um es postwendend an den Kunden weiter zu reichen – mit einem vorher ausgehandelten Aufschlag. Der Kunde stottert den Kaufpreis dann in Raten ab. Dieses Darlehensgeschäft – im Fachjargon "Murabaha" genannt – macht in Malaysia rund 80 Prozent des Islamic Banking aus, weiß Rithuan Mohammed Shamsudin zu berichten. In den Augen des Vorsitzenden des Gesamtverbands der islamischen Banken in Malaysia hat sich der "konservative Ansatz" bewährt.

    "Jedes Mal, wenn sie im Rahmen von Islamic Banking ein Geschäft tätigen, können sie sicher sein, dass dieses Geschäft durch einen konkreten Wert gedeckt ist. Bei den konventionellen Banken wissen sie ja oft gar nicht, ob sie jetzt tatsächlich in das Produkt selbst investieren oder in ein Subprodukt, also einen Ableger des Produktes. Und wenn dieser Ableger pleitegeht, verlieren sie all ihr Geld. Bei Islamic Banking wissen sie klipp und klar: Das hier ist ihr Finanzprodukt. Islamic Banking ist von Natur aus konservativ."

    Tatsächlich? In Malaysia ist es zwar bislang zu keinen Exzessen gekommen, doch das Beispiel Dubai zeigt, dass auch Islamic Banking vor Spekulation nicht gefeit ist. Die "Sukuh-Krise" im Golfstaat hat in der muslimischen Welt Spuren hinterlassen. Unter Sukuh versteht man islamische Anleihen. So hatte sich allein der Immobilienentwickler Nakheel aus Dubai per Sukuh rund 3,5 Milliarden US-Dollar besorgt, um vor der Küste des Emirats Traumvillen zu bauen.

    Die weltweite Immobilienkrise machte Nakheel einen Strich durch die Rechnung. Das Geschäft platzte, der Entwickler stand kurz vor der Pleite – und konnte nur gerettet werden, weil Ende Mai die Gläubiger-Banken, bei denen Nakheel in der Kreide stand, sich darauf einigten, für mindestens fünf Jahre auf die Rückzahlung der Milliardenverbindlichkeiten zu verzichten.

    "Erstaunlich viele westliche Finanzprodukte lassen sich mit etwas gestalterischer Finesse auch nach islamischem Recht durchführen"," urteilte vor nicht allzu langer Zeit der "Der Spiegel". Vielen jüngeren islamischen Bankexperten ist das ein Dorn im Auge. Suriana Omar ist eine von ihnen. Die 27-jährige Muslimin kommt aus Singapur – und macht am "Institute of Islamic Banking and Finance" in Kuala Lumpur ihren Doktor. Die Fatwa des pakistanischen Rechtsgelehrten findet sie richtig.

    ""Wenn man sich die Praktiken anschaut, die in der Islamic Banking Industrie üblich sind: Auch da gibt es jede Menge Finanzprodukte, die auf Schulden basieren; die Risiken werden nicht auf alle Schultern verteilt. Sind wir wirklich sicher? Wenn wir im Grunde genommen nur die konventionellen westlichen Banken imitieren? Was passiert mit uns bei der nächsten Krise? Jetzt hatten wir noch Glück. Weil wir so klein sind, hat uns auch nur eine kleine Welle erwischt. Wenn wir nicht damit anfangen, unsere Finanzprodukte zu verfeinern, sähen wir nur die Saat für die nächste Krise."

    Dass es zur "Sukuh-Krise" ausgerechnet in einem der Golfstaaten gekommen ist und nicht in Malaysia – für Asyraf Wajdi Dusuki vom Forschungsinstitut für islamische Finanzgeschäfte ist das kein Zufall.

    In Malaysia hat der Staat strikte Vorgaben gemacht: Soll ein islamisches Finanzinstitut gegründet werden, muss sichergestellt sein, dass es automatisch einen mindestens dreiköpfigen Scharia-Aufsichtsrat hat – einen "Rat der Religionsgelehrten". Er legt fest, was erlaubt ist und was nicht.

    Jeder Gelehrte darf nur in maximal einem Aufsichtsrat den Bankern auf die Finger schauen – so sollen Interessenüberschneidungen vermieden werden. Das ist der Mikrolevel.

    Auf dem Makrolevel ist die oberste Instanz der Scharia-Rat der Zentralbank. Er koordiniert und überwacht alle Bank-Aktivitäten.

    "Im Nahen Osten gibt es keine zentralisierte Scharia-Kontrollinstanz. Da kann man dann eine Tendenz beobachten, die im Markt als "Fatwa Shopping" bezeichnet wird. Nach dem Motto: Ich schau' mich auf dem Markt so lange um, bis ich einen Finanzdienstleister gefunden habe, der mir am meisten entgegen kommt. Sagen wir: Es gibt da diese Bank, die einen eher liberalen Gelehrten im Scharia-Aufsichtsrat sitzen hat, der Finanzprodukte abnickt, die mehr Profit versprechen. Aber gleichzeitig ziemlich viel Konfliktpotenzial bergen – gerade bei der Frage, ob sie der Scharia entsprechen. In Malaysia müsste der Scharia-Rat der Zentralbank sein O.k geben. Und wenn der Nein sagt, würde das Produkt sofort vom Markt genommen. Deshalb gibt es bei uns so gut wie kein Fatwa-Shopping."

    Die Zentralbank von Malaysia hat sich zum Ziel gesetzt, den Marktanteil des Scharia-Banking von zwanzig Prozent weiter zu erhöhen. Sie setzt damit Vorgaben der konservativen Bundesregierung um, die in den letzten Jahren häufiger religiöse Töne angeschlagen hat und sich mehr und mehr zum "islamischen Charakter" des Landes bekennt. Im Rahmen eines "Finanz-Liberalisierungs-Planes" sollen bis 2011 sieben neue Lizenzen für islamische Bankhäuser vergeben werden – darunter zwei Megabanken.

    "Diese zwei Banken sollen dafür sorgen, dass Islamic Banking einen größeren Anteil am Markt bekommt. Wenn diese zwei Megabanken entstehen und sich auf dem Markt betätigen – jeweils mit einem Kapital von einer Milliarde US-Dollar – dann mischen sie natürlich den Markt auf. Sie können das Kapital ja nicht einfach ruhen lassen. Sie müssen es investieren. Das sorgt für mehr Wettbewerb unter den bestehenden Anbietern. Letztendlich kommt es dem ganzen System zugute"," findet Rithuan Mohammed Shamsudin vom Dachverband der islamischen Banken in Malaysia.

    Schon jetzt engagieren sich westliche Banken auf dem Islamic Banking Markt. So bietet die britische Barclays Bank seinen malaysischen Kunden seit März islamische Finanzprodukte an. Für Ahmed Fuzi Abdul Razak vom "World Islamic Economic Forum" ist dieses Engagement Teil eines globalen Trends.

    ""Heute gibt es weltweit mehr als 300 Finanzinstitute, die Islamic Banking betreiben – in 51 Ländern, darunter auch in den Vereinigten Staaten. Wenn sie sich große europäische Banken anschauen: Amrobank, HSBC, Standard Chartered – die haben inzwischen alle islamische Fenster. Das heißt, sie bieten islamische Finanzprodukte an. Mehr und mehr westliche Banken erkennen, dass Islamic Banking seine Vorzüge hat. Islamic Banking konzentriert sich auf ethische Finanzgeschäfte. Auf transparente Geschäftspraktiken. Das sind alles Fragen, mit denen sich die Finanzwelt global in Zeiten der Krise beschäftigen muss."

    Vorbild Islamic Banking? Sind Bankgeschäfte nach dem Vorgaben der Scharia tatsächlich per se moralischer? Transparenter? Suriana Omar, die Doktorandin vom "Institute of Islamic Banking and Finance" in Kuala Lumpur, ist sich da nicht so sicher.

    "Je länger ich Islamic Banking studiere, desto mehr muss ich feststellen: Theorie und Praxis sind zwei verschiedene Sachen. Theoretisch klingt alles sehr gut: Keine exzessive Spekulation; die Risiken werden gerecht geteilt. Doch praktisch sieht es oft anders aus. Wir alle müssen uns fragen: Halten wir uns wirklich an die Regeln der islamischen Wirtschaft und der islamischen Finanzgeschäfte? Oder kopieren wir nicht einfach nur die konventionellen, westlichen Produkte und verpassen ihnen ein islamisches Label?"

    Skeptische Töne. Asyraf Wajdi Dusuki ist so etwas fremd. Für den Mann vom Forschungsinstitut für islamische Finanzen in Kuala Lumpur sind die Bankgeschäfte nach den Vorgaben der Scharia in Malaysia vor allem eines: eine Erfolgsgeschichte.

    "Wir haben zwanzig Prozent Marktanteil erreicht. O.k! Aber: Was ist das schon, wenn man bedenkt, dass 60 Prozent der Bevölkerung in Malaysia muslimisch sind? Idealerweise müssten alle Muslime islamische Finanzprodukte in Anspruch nehmen. Idealerweise müsste unser Marktanteil bei 60 Prozent liegen. Es gibt immer noch viel zu viele Muslime, die gar nicht wissen, dass es solche islamische Finanzprodukte gibt. Da bedarf es noch der Aufklärung. Aber: Die Entwicklung der letzten zehn Jahre war eindeutig positiv. Ich bin zuversichtlich."