Dienstag, 19. März 2024

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Islamische KT Bank in Frankfurt
Keine Zinsen, keine Waffeninvestitionen

4,5 Millionen Muslime leben schätzungsweise in Deutschland. Immer mehr von ihnen ist es wichtig, ihre Finanzgeschäfte Koran-konform zu tätigen. Bis vor zwei Jahren war das in Europa noch nicht möglich - dann eröffneten die ersten Filialen der türkischen KT Bank AG. Sie sind nun auf Wachstumskurs.

Von Michael Braun | 29.03.2017
    Der Schriftzug und das Logo der KT Bank sind am 15.02.2016 in Berlin im Bezirk Mitte an einer Filiale des Geldinstitutes zu sehen. Die Bank bietet, nach eigenen Angaben, als erste in der Eurozone Dienstleistungen und Produkte nach den Prinzipien des islamischen Bankwesens an. Die KT Bank AG ist ein Unternehmen der Kuveyt Türk Beteiligungsbank A.S., lstanbul, welche bereits seit mehr als 20 Jahren islamkonforme Finanzdienstleistungen und Bankgeschäfte in der Türkei anbietet. Foto: Wolfram Steinberg/dpa | Verwendung weltweit
    Eine Filiale der KT Bank in Deutschland: Hier herrscht wie bei allen islamischen Geldinstituten ein Zinsverbot. (Wolfram Steinberg/dpa)
    Kunden bieten sie gerne einen Çay an, schwarzen türkischen Tee. Er wird in kleinen Gläsern serviert, so heiß, dass man die ersten Schlucke nur schlürfen kann.
    Eine Glastür mit der Bosporus-Brücke darauf wird morgens, wenn die Filiale der KT Bank öffnet, beiseite gefaltet. Gürbüz Gündüz, der Filialleiter der Bank, lenkt den Blick des Besuchers sogleich auf eine andere Glaskunst mit eindeutigem Frankfurter Motiv:
    "Wir haben auch oben auf dem Fenster ein Motiv, da ist der Römer aufgezeichnet. Also, wir verbinden beide Kulturen, auch von der finanziellen Seite aus und auch von der kulturellen Seite aus. Wir wollen eine Brücke sein."
    Gündüz erzählt: Sechs Mitarbeiter habe die Filiale, sie habe Kunden weit über Frankfurt hinaus. Auch aus dem Ausland, aus Kuweit und Saudi-Arabien kämen sie. Die KT Bank, die erste islamische Bank in Deutschland und in der Eurozone, ist seit zwei Jahren hier zugelassen. Sie ist eine hundertprozentige Tochter einer türkischen Beteiligungsbank, die wiederum mehrheitlich einem kuweitischen Staatsfonds gehört.
    "Wir arbeiten ohne Zins, wir sind eine Handelsbank, wir kaufen und verkaufen."
    Gold und Geschmeide als Wertanlage
    Im islamischen Bankwesen herrscht Zinsverbot. Der Koran will es so: "Oh, ihr, die ihr glaubt, fürchtet Gott, und lasst, was künftig an Zinsnehmen anfällt, bleiben, so ihr gläubig seid." So steht es in Sure 2, Vers 278. Deshalb verleiht die KT Bank kein Geld. Sie macht aus allem ein Handelsgeschäft. Das ist erlaubt. Deshalb funktioniert eine Autofinanzierung so: Die Bank kauft das Auto selbst. Und gibt es dann in Raten an den Kunden weiter. Natürlich mit einem vereinbarten Gewinnaufschlag. Insgesamt gelten Scharia-konforme Finanzierungen als etwas teurere Finanzierungen. Aber dieser Firmenkunde lässt sich nicht abhalten:
    "…, dass es zinsfrei ist hier, dass die zinsfrei arbeiten und dass es auf einer faireren Basis sozusagen auch für den Kunden aufgebaut ist insgesamt."
    "Aber Zinsfreiheit heißt ja nicht kostenlos."
    "Kostenlos? Service muss bezahlt werden. Definitiv. Dafür stehe ich auch. Aber dass es zinsfrei ist, dass es fair ist, steht für mich an erster Stelle."
    "Wegen des muslimischen Hintergrundes?"
    "Auch, unter anderem. Klar."

    Filialleiter Gündüz zeigt noch die vier Tresore im Keller, hinter denen die Schließfächer liegen. Vermutlich liege viel Schmuck darin, denn Muslime horteten gerne Gold und Geschmeide, sagt er. Aber er habe auch nicht-muslimische Kunden, vor allem in der Geldanlage:

    "Bei den Anlagen, die wir haben, haben wir auch sehr viele deutsche Kunden, die nicht muslimisch sind. Weil sie dort Geld anlegen und das Geld in ethischen Geschäften angelegt wird, sind die Kunden auch sehr erleichtert. Die wissen, wo ihr Geld angelegt wird."
    Das heißt: Islam-Banken finanzieren nichts, was mit Waffen-, Alkohol-, Tabak-, Schweinefleisch- oder Pornoindustrie zu tun hat.
    Hirngespinste, wie sie überall existieren
    Aus der Tagespolitik hält sich die Bank raus. Ja, das Geschäft wachse, dieses Jahr sind 80 Prozent geplant. Aber aus dem deutschen Markt heraus, von den hier wohnenden vier Millionen Türken. Türken mit Wohnsitz in der Türkei, die ihr Geld von dem unter Erdoğan sich breit machenden Wandel wegbringen wollen, die gebe es nicht. Und dass die KT Bank gar Teil eines Auftrags sei, das hiesige Banksystem muslimisch zu unterwandern, weist Marketingvorstand Ferhat Aslanoğlu souverän zurück:
    "Das sind natürlich Hirngespinste, wie sie überall existieren. Verschwörungstheoretiker gibt es überall, und die suchen natürlich immer wieder nach neuen Plattformen. Aber ich denke, die können wir ignorieren."
    Und dann fragt er, ob man noch einen Tee wolle. Er sei noch heiß.