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Islamischer Staat
USA starten Luftangriffe in Syrien

Die USA haben mit Luftangriffen auf Stellungen der Terrormiliz "Islamischer Staat" in Syrien begonnen. Das teilte das Pentagon mit. Die USA sollen dabei von mehreren Partnernationen im arabischen Raum unterstützt werden - in welcher Form ist unklar.

23.09.2014
    Ein Flugzeug der USA auf dem Flugzeugträger USS George H.W. Bush am 15. August 2014 im Persischen Golf.
    Ein Flugzeug der USA auf dem Flugzeugträger USS George H.W. Bush am 15. August 2014 im Persischen Golf. (afp / Mohammed Al-Shaikh)
    Saudi-Arabien, Katar, Jordanien, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate seien "vollwertige Teilnehmer", zitierte die "Washington Post" einen namentlich nicht genannten Angehörigen des Militärs. Es ist jedoch unklar, ob sie auch selbst Stellungen von Terroristen in Syrien bombardieren. Laut Pentagon-Sprecher John Kirby wurden die Offensive mit Kampfjets und Bombern geflogen sowie von Kriegsschiffen aus unterstützt, die Tomahawk-Raketen abfeuerten.
    Den Einsatzbefehl an das Truppenkommando habe US-Präsident Barack Obama als Oberbefehlshaber der Streitkräfte gegeben. Weitere Details würden zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgegeben, sagte Kirby.
    US military & partner nation forces have begun striking ISIL targets in Syria using mix of fighters, bombers and Tomahawk missiles.— Rear Adm. John Kirby (@PentagonPresSec) 23. September 2014
    Angriffe auf den Norden Syriens
    Die "New York Times" zitierte US-Regierungsbeamte, denen zufolge sich die Attacken auf IS-Stellungen in der Gegend um die nordsyrische Stadt Al-Rakka konzentrierten, wo die radikalsunnitischen Extremisten eine ihrer Hochburgen haben. Weitere Ziele seien entlang der syrisch-irakischen Grenze angegriffen worden.
    Die USA hatten seit Anfang August fast 200 Luftangriffe auf IS-Stellungen im Irak geflogen und vor zwei Wochen eine Ausweitung der Bombardements auf Syrien angekündigt. "Wir werden den IS schwächen und schließlich zerstören", versprach Obama damals in einer Rede an die Nation. Den IS bezeichnete er als "Krebsgeschwür" und Gefahr für "Amerika und unsere Verbündeten".
    Später reagierte Washington auch unbeeindruckt auf eine von der Regierung in Damaskus ausgegebene Warnung, dass jeder Angriff gegen IS-Stellungen auf syrischem Territorium ohne ihre vorherige Zustimmung als Attacke auf den syrischen Staat gewertet würde. Syrien bestätigte am Dienstag, vorab informiert worden zu sein. Während das US-Militär die "gemäßigten" Rebellen in Syrien ausbilden und mit Waffen ausrüsten soll, hat Obama eine Zusammenarbeit mit Präsident Baschar al-Assad ausgeschlossen. Doch da die Terrormiliz IS auch gegen Assads Truppen kämpft, dürften die nun begonnenen Angriffe der USA und der arabischen Verbündeten Assad ebenfalls zugutekommen.
    IS treibt zahlreiche Menschen in die Flucht
    Der IS hat inzwischen weite Teile Syriens und des Irak erobert. Zuletzt waren die Dschihadisten auf eine strategisch wichtige Stadt an der Grenze zur Türkei und damit zum NATO-Gebiet vorgerückt und hatten 130.000 verängstigte Flüchtlinge ins Nachbarland getrieben. Kurdische Kämpfer verstärkten daraufhin ihre Gegenattacken und konnten Aktivisten zufolge die Offensive der Islamisten bremsen, die seit Wochen Schrecken im Nahen Osten verbreiten.
    Die Syrische Nationale Koalition hatte am Montag zu sofortigen Luftangriffen gegen den IS aufgerufen, um eine "Katastrophe" im Norden des Bürgerkriegslandes abzuwenden. Hunderttausende Zivilisten säßen dort "wegen der brutalen Belagerung durch den IS in der Falle", sagte ein Anführer des größtes syrischen Oppositionsbündnisses im Exil. Die Dschihadisten hätten bereits 300 Dörfer überfallen und "eine gewaltige humanitäre Krise ausgelöst".
    IS-Sprecher kündigt "Zerstörung der USA" an
    Ebenfalls am Montag hatte die IS-Miliz ihre Anhänger aufgerufen, Bürger aller Staaten zu töten, die sich der internationalen Koalition gegen sie angeschlossen haben. In der Drohung wurden insbesondere Franzosen und US-Bürger als Ziel genannt. Der Mordaufruf wurde auf Arabisch sowie in englischen, französischen und hebräischen Übersetzungen veröffentlicht. Die Erklärung richtete sich gezielt an Einzeltäter, wobei verschiedene Möglichkeiten aufgelistet wurden, "Ungläubige" ohne großen logistischen Aufwand zu töten.
    In Algerien wurde ein französischer Urlauber entführt. Er sei am Sonntag in der Region Tizi Ouzou verschleppt worden, teilte das französische Außenministerium am Montag mit. Später veröffentlichte eine Islamistengruppe im Internet ein Video, das angeblich den entführten Franzosen zeigt. Dieser sagt, er sei von einer Splittergruppe des IS namens Soldaten des Kalifats in Algerien verschleppt worden. Der Franzose appellierte in dem Video an Präsident Francois Hollande, die Intervention im Irak zu beenden. Das französische Außenministerium konnte zunächst die Echtheit des Videos nicht bestätigen.
    IS-Sprecher Abu Mohammed al-Adnani wandte sich in einem Aufruf zudem direkt an die US-Regierung. "Der Kampf kann nicht aus der Luft entschieden werden", erklärte er. Obama werde sein Versprechen, keine Bodentruppen einzusetzen, nicht einhalten können. Die US-Armee werde vielmehr in einen Krieg gezogen, der zum "Tod" und zur "Zerstörung" der Vereinigten Staaten führen werde.
    (tj/nch/bn)