Dienstag, 23. April 2024

Archiv


Islamunterricht statt Islamkunde

Die Einführung des Islamunterrichts in Nordrhein-Westfalen ist ein Kind der rot-grünen Landesregierung. Seit Sommer 2012 gibt es den sogenannten bekenntnisorientierten Islamunterricht an 33 Grundschulen. Jetzt haben 60 Lehrer in Duisburg ihre offizielle Lehrerlaubnis erhalten.

Von Thomas Kalus | 04.03.2013
    Islamkunde gab es in Nordrhein-Westfalens Schulen schon lange. Der bekenntnisorientierte Unterricht ist neu. Der Vorsitzende des Islamrats für die Bundesrepublik Deutschland, Ali Kizilkaya, ist aus Köln angereist, um bei der Zeremonie in Duisburg dabei zu sein. Er erklärt den Unterschied:

    "Islamkunde ist: Also der Lehrer muss nicht das Bekenntnis vorleben, er muss also strenggenommen auch nicht dazu bekennen, er hat eine neutrale Informationsposition, das ist der Islam, so leben Muslime, so glauben Muslime, aber im Islamunterricht heißt es: So glauben wir Muslime, so leben wir als Muslime."

    Zunächst wurde in NRW der Islamunterricht an 33 Grundschulen eingeführt, diese Zahl soll stetig gesteigert werden. Insgesamt gibt es landesweit rund 320.000 Schüler muslimischen Glaubens. Die meisten der 60 nun ernannten Lehrkräfte sind Quereinsteiger. So wie Ali Toptschuk, der gleichzeitig auch Mitglied der Merkez-Moschee in Marxloh ist.

    "Also ich habe in der Türkei Theologie und Lehramt studiert und meine Magisterarbeit geschrieben. Ich schreibe auch zurzeit meine Doktorarbeit."

    Toptschuk unterrichtet bislang Islamkunde an der August-Thyssen-Realschule in Duisburg-Hamborn. Ab dem kommenden Jahr wird er nun auch Islamunterricht geben.

    So wie Ali Toptschuk ist auch Nesche Ihdia ein echtes Ruhrpott-Kind: Sie ist in Dinslaken geboren, wohnt in Bochum und unterrichtet am Nordost-Gymnasium in Essen. Die Mutter ist Deutsch, ihr Vater stammt aus der Türkei. Sie gibt schon seit neun Jahren Islamkundeunterricht. Sie ist ein bisschen stolz, dass sie jetzt zu den ersten 60 Lehrern gehört, die nun offiziell bekenntnisorientierten Islamunterricht geben dürfen.

    "Man ist ja hier an einem Prozess angelangt, der von Schul- und gesellschaftspolitischer Wichtigkeit halt ist. Und man hat jahrelang auf dieses Ziel hinaus gearbeitet, dass endlich islamischer Religionsunterricht eingeführt wird. Und ich denke mal, jetzt steht noch ne Menge Arbeit an."

    Üzeyir Savurgan ist ganz in der Nähe der Merkez-Moschee in Duisburg-Marxloh geboren. Aktuell wohnt er in Köln-Porz und unterrichtet an der Lise-Meitner Gesamtschule. Stammfächer Türkisch und Sport. Seine Schule will nach der Sommerpause den Islamunterricht einführen. Dann wird er gemeinsam mit einem Kollegen unterrichten. Ihm geht es vor allem darum:

    "Dass die gesellschaftliche Struktur sich vielleicht ein bisschen mehr öffnet, dass die Menschen sich näher kommen, und vor allem, dass sich die muslimischen Schülerinnen und Schüler selbstbewusster ihre Religion auch in deutscher Sprache einfach besser verkaufen können, besser artikulieren können."

    Die Einführung des Islamunterrichts in Nordrhein-Westfalen ist ein Kind der rot-grünen Landesregierung. Landesschulministerin Sylvia Löhrmann war heute bei der Verleihung der Urkunden dabei:.

    "Es ist das Zeichen, dass es vorangeht mit dem islamischen Religionsunterricht. Da mir das sehr am Herzen liegt im Sinne der Gleichberechtigung der Kinder, bin ich natürlich gerne dabei."