US-Nuklearanlage Hanford Site

Plutonium für Atombombe auf Nagasaki

21:19 Minuten
Blick auf den B-Reaktor in Hanford Site
Die Nuklearanlage Hanford Site - der am schwersten kontaminierte Ort in der westlichen Hemisphäre und die größte Atommülldeponie auf dem amerikanischen Kontinent. © EPA
Von Nicole Markwald · 21.11.2018
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Der Nuklearkomplex Hanford Site im US-Bundesstaat Washington lieferte seit 1943 Plutonium – auch für die Atombombe auf Nagasaki. Undichte Tanks auf dem kontaminierten Gelände machen Schlagzeilen. Doch bei den Reaktorführungen erfahren Touristen davon nichts.
"Alright, good morning everybody, welcome to the Manhattan Project National Historical Park, my name is Kevin Schabe, I’m one of your docents today - everybody ready to go back in time about 75 years?"
"Wer möchte gern auf Zeitreise gehen, ungefähr 75 Jahre zurück?", fragt Kevin Schabe eine Gruppe von gut 20 Leuten. Sie sind an diesem Morgen in das kleine Besucherzentrum in der Stadt Richland im US-Bundesstaat Washington gekommen. Von hier aus wird es gleich losgehen, mit einem Bus ist die Gruppe in gut 30 Minuten da, beim B-Reaktor der Hanford Site.

Hanford Site – heute eine nationale Gedenkstätte

Das Areal wurde vor drei Jahren zur nationalen Gedenkstätte erklärt, gemeinsam mit dem Gelände in Oak Ridge in Tennessee und Los Alamos in New Mexico. An diesen drei Standorten wurde während des Zweiten Weltkriegs die Atombombe entwickelt - unter dem Decknamen Manhattan Project.
"We’re gonna start off today by giving you the backstory of the Manhattan Project."
"Caution"-Schild in Hanford Site.
Hinweis auf die radioaktive Gefahr: "Caution"-Schild in Hanford Site.© picture alliance/dpa/EPA/Jim Lo Scalzo
Tourguide Kevin gibt den Besuchern, zum größten Teil im Rentenalter, aber auch eine Gruppe, die wegen einer Hochzeit in der Gegend ist, einen kurzen Abriss über die Entwicklung der Hanford Site. Dann zeigt er ein gut 12-Minuten langes Youtube-Video.
"Later it was decided that a third location, far removed from population centers would be needed for plutonium production and so Matthias began his search out West."
Rund drei Autostunden von Seattle entfernt, mitten in der Einöde des Bundesstaates Washington wurde 1943 die Nuklearanlage Hanford Site gebaut.
Rund drei Autostunden von Seattle entfernt, mitten in der Einöde des Bundesstaates Washington wurde 1943 die Nuklearanlage Hanford Site gebaut.© Nicole Markwald, ARD Los Angeles
Die Region etwas über drei Stunden Fahrzeit südöstlich von Seattle brachte die besten Voraussetzungen für das geheime Projekt: Sie war dünn besiedelt, weit weg von Ballungszentren und am mächtigen Columbia River gelegen. Hier, entschied das US-Militär, sollte die erste Produktionsstätte für waffenfähiges Plutonium entstehen.
"The area surrounding the small farming community of Hanford Washington was ideal in almost every respect. The land was generally flat and relatively remote, the adjacent Columbia River offered a generous supply of deep, cold water which didn’t freeze in the winter and would assure a plentiful source of cooling for reactor operations."

Die Anlage wurde in elf Monaten gebaut

Die Regierung erwarb das Areal, 1500 Bewohner von Hanford, weiße Siedler und Ureinwohner, mussten innerhalb von vier Wochen ihre Häuser verlassen, die Bauarbeiten begannen. Zeitweise arbeiteten bis zu 51.000 Menschen an der Anlage. Der Reaktor wurde innerhalb von nur elf Monaten fertig gestellt.
"Can you imagine building a reactor today in less than a year? Never would happen."
Können Sie sich vorstellen, dass man heutzutage einen Reaktor in so kurzer Zeit bauen würde, fragt Kevin. Niemals - beantwortet er seine Frage selbst. Dann gehts los - an den Ort, wo vor über 70 Jahren Weltgeschichte geschrieben wurde.
Tourguide Kevin ist stolz: "Der Reaktor wurde in weniger als einem Jahr gebaut."
Tourguide Kevin ist stolz: "Der Reaktor wurde in weniger als einem Jahr gebaut."© Nicole Markwald, ARD Los Angeles
Auf der Fahrt wird noch einmal klar, warum die US-Regierung entschied, ausgerechnet hier die Arbeit an der Atombombe voranzutreiben - weites, flaches, karges Land, wenig Bäume, menschenleer. Hierher, in diese einsame Gegend im äußersten Nordwesten der USA, verirrt sich niemand zufällig. Früher siedelten hier verschiedene Stämme amerikanischer Ureinwohner. Es folgten ein paar Pioniere dem Ruf des Westens, hauptsächlich Farmer. Spuren davon gibt es kaum noch.
Der Bus hält an, Tourguide Kevin muss aussteigen und eine Schranke öffnen, der Zugang ist nach wie vor beschränkt:
"I’m gonna have to get out and open our gate here, but while I am here you can take a peak at the rock house over there and I’ll explain that when I get back."

Sirenen sind hier kein gutes Zeichen

Er steigt wieder in den Bus und erklärt, dass nur noch wenig von den damaligen Siedlungen übrig geblieben ist. Und plötzlich ist in der Ferne - ganz leicht nur- eine Sirene zu hören.
Der Schreck ist ihm anzusehen: Wir sind auf einem stark verseuchten Gelände mit insgesamt neun Reaktoren, die alle inzwischen abgeschaltet sind.
Tanks in der Atommülldeponie Hanford Site hinter einem Zaun, davor ein Schild, das vor radioaktiver Strahlung warnt.
Gefährlicher Müll: Tanks in der Atommülldeponie Hanford Site. 177 Tanks lagern noch in der Erde.© picture alliance/dpa/EPA/Jim Lo Scalzo
Das Areal ist ungefähr doppelt so groß wie das Stadtgebiet von Hamburg. Die Gefahr lauert unter der Erde, in riesigen unterirdischen Tanks wird radioaktiver Müll gelagert - Sirenen, das ist jedem Besucher klar, können nichts Gutes bedeuten. Doch schnell entspannt sich die Situation - es ist ein Donnerstag, 10:15 Uhr - einmal im Monat werden da die Notfallanlagen getestet, fällt dem Tourguide ein.
"Not to be alarmed, it’s probably about 10:15, this is a monthly test out here for the emergency evacuation zone."
Der Bus hält vor einem riesigen, verschachtelten, grauen Betonblock, einer der insgesamt neun Reaktoren. Eine amerikanische Flagge hängt schlapp an einem Fahnenmast.
Das Innere der Nuklearanlage
Das Innere der Nuklearanlage: wie eine Zeitreise zurück in die 50er-Jahre.© Nicole Markwald, ARD Los Angeles
Und das Betreten des B-Reaktors fühlt sich tatsächlich an wie die Zeitreise, die der Tourguide ganz am Anfang versprochen hat. Die Schilder mit der für die 50er-Jahre typischen Schrift, die Möbel in den Büros, der glänzende graue Linoleum-Fußboden. Regale sind in mintgrüner Farbe angestrichen, das Kontrollzentrum - ein riesiges Pult- ist mattgrau.
Das Kontrollzentrum von Reaktor B, in Grau-grün mit poliertem Linoleum-Boden
Das Kontrollzentrum von Reaktor B, in Grau-grün mit poliertem Linoleum-Boden© Nicole Markwald, ARD Los Angeles
Es sieht aus wie ein Filmset. Durch die Lautsprecher erklingt eine Ansage, wo die nächsten Präsentationen stattfinden:
"We’ll continue with two presentations, one in the Valve Pit Room which is number 7 on your map and the control room which is number 13 on your map. These presentations will both start in five minutes."
"Technische Meisterleistung" - Touristen im Reaktor.
"Technische Meisterleistung" - Touristen im Reaktor.© Nicole Markwald, ARD Los Angeles
Auch Betty Andersen ist an diesem Tag bei der Tour des Reaktors dabei. Die Frau aus Utah hatte bis vor zwei Tagen keine Ahnung, dass es die Anlage überhaupt gibt. Ihr Mann hat sie auf die Idee gebracht:
"I did not. My husband might have, but I did not. I had no idea."
"Hot" steht als Warnung auf der Technik in Reaktor B.
Technik in Reaktor B: Lieber nichts anfassen.© Nicole Markwald, ARD Los Angeles
Am meisten hat sie beeindruckt:
"Dass es nur elf Monate gedauert hat, das alles zu bauen und in die Produktion zu gehen. Kaum zu glauben. Einfach irre, dass sie so etwas in elf Monaten zum Laufen bringen konnten."
Ausführlich erklärt der Tourguide Marty Zissi, wie der Reaktor funktionierte. Er steht vor einer monströsen Wand, in der Reihe für Reihe Uran-Zylinder in Aluminiumhüllen steckten, die von Kühlwasser aus dem Columbia River durchströmt wurden.
"A marvel of engeneering" - Das Innere von Reaktor B, der Herstellungsort für das Plutonium.
"A marvel of engeneering" - Das Innere von Reaktor B, der Herstellungsort für das Plutonium.© Nicole Markwald, ARD Los Angeles
Die Produktion lief im September 1944 an, nach gut sechs Wochen konnte das erste Plutonium gewonnen werden. Der Verwendungszweck: Fat Man, die Kernwaffe, die am 9. August 1945 über der japanischen Stadt Nagasaki abgeworfen wurde.
David Anderson ist einer der heutigen Besucher des B-Reaktors. Er wirkt nachdenklich - an dem Ort, der so viel Leid über Japan gebracht hat.
"Wir sind da gefühllos geworden, wenn es um den Zweiten Weltkrieg geht. Wir haben bei uns seit so langer Zeit Frieden. Wir können die Gewalt und vieles andere, was sich damals abspielte, nicht mehr nachvollziehen. Es macht mich traurig zu wissen, was damals alles passiert ist. Warum? ... Warum?"
Doch das ist nicht Thema bei der B-Reaktor-Tour. Und auch nicht, dass Hanford Site heute eine überdimensionale atomare Müllkippe ist.
Arbeiter in weißen Anzügen im US-amerikanischen Nuklearkomplex Hanford Site
Unterirdische Atommülltanks sind undicht. Eine Gefahr für die Arbeiter im US-amerikanischen Nuklearkomplex Hanford Site?© AP/Shannon Dininny
Wissenschaftler schätzen, dass der hier gelagerte Abfall noch rund 190 Kilogramm Plutonium enthält. Das würde für 23 Bomben ausreichen wie die, die halb Nagasaki ausmerzte und mindestens 70.000 Menschen sofort tötete.

Die atomare Gefahr lauert überall

Doch wie viel atomarer Müll tatsächlich auf dem riesigen Areal lagert, weiß niemand. Genaue Aufzeichnungen aus den frühen Tagen über eingeleitete Mengen und deren Zusammensetzung oder Umpump-Aktionen zwischen verschiedenen Tanks gibt es nicht. Und außerhalb von Washington State oder dem Nachbar-Bundesstaat Oregon ist wenig oder nichts über Hanford Site bekannt und die Gefahren, die im Boden lauern.
Holly Barker informiert an der Universität Washington in Seattle über die Gefahren von Hanford Site.
Nicht Meisterleistung sondern Gefahr: Holly Barker informiert an der Universität Washington in Seattle über die Gefahren von Hanford Site.© Nicole Markwald, ARD Los Angeles
"Okay, so first part of the class we’re going to talk about this week’s topic which we’re looking at health issues and in particular relating those to Hanford."

Amerikaner wissen wenig über Hanford Site

Holly Barker hält eine Anthropologie-Vorlesung an der University of Washington in Seattle. Thema heute: Hanford Site und die Gefahren für Umwelt und Arbeiter. Als junge Frau engagierte sich Barker beim Freiwilligendienst Peace Corps. Diese Arbeit führte sie auf die Marshallinseln in Ozeanien, wo die USA zwischen 1946 bis 1958 viele Atombombentests durchführten. Nein, sagt sie, wer nicht gerade in Washington State lebe, wisse vermutlich wenig über Hanford.
"Das ist mit ein Grund, weshalb ich diesen Kurs anbiete. Ich finde, wir haben als Bürger eine Pflicht, mehr darüber zu wissen, um überhaupt etwas ändern zu können. Die Probleme sind so enorm und komplex, da brauchen wir die Brillanz der jungen Leute in meiner Vorlesung, die nächste Generation, die sich daran macht, diese komplizierte Erbschaft zu adressieren."

Die wohl größte Reinigungsaktion der Welt

In den folgenden zwei Stunden spricht sie im proppevollen Hörsaal darüber, mit welcher Geheimhaltung das Projekt vorangetrieben wurde, wie darüber beraten wurde, welchen Strahlenmengen Arbeiter ausgesetzt sein durften und welche gesundheitlichen Schäden einige davon trugen. Sie erzählt auch von der wohl größten Reinigungsaktion der Welt, die seit Jahren in Hanford läuft um die radioaktiven Abfälle sicher zu entsorgen. Nach der Vorlesung erzählt Barker in ihrem kleinen Büro im Keller, dass Hanford Site es nur selten in die Nachrichten schafft:
"Höchstens dann, wenn wie neulich ein Tunnel zusammenbricht und Arbeiter höherer Strahlenbelastung ausgesetzt waren. Es gibt weitere Tunnel, die instabil sind - wenn man was über Hanford hört, dann nur Schlechtes."
"In another developing story an emergency was declared today at the Hanford Nuclear Reservation in Washington State, a vast storage facility in the Eastern part of that state, part of a tunnel, used to transport radioactive waste collapsed."

2017 brach ein Stollen ein

Im Mai 2017 brach ein Lagerstollen ein, eine rund sechs mal sechs Meter große Geländefläche war abgesackt. Zum Zeitpunkt befanden sich 5000 Arbeiter auf dem Gelände, ein Sicherheitsalarm wurde ausgelöst. Das Energieministerium erklärte, dass sich acht Waggons mit atomarem Müll in dem Tunnel befanden, radioaktives Material soll nicht ausgetreten sein.
Porträt von Viviana Rojas, die in der Nähe von Hanford Site aufwuchs und an Krebs erkrankte.
Viviana Rojas wuchs in der Nähe von Hanford Site auf und erkrankte an Krebs.© Nicole Markwald, ARD Los Angeles
Auch Viviana Rojas sitzt in der Vorlesung über Hanford Site. Sie stammt aus der Kleinstadt Pasco, ganz in der Nähe der Anlage. Sie erzählt, dass sie sich daran erinnern könne, als Kind mit ihren Eltern beispielsweise über verstrahlte Steppenläufer oder Tumbleweeds gesprochen zu haben, diese runden Büsche, die der Wind über die Felder treibt:
"Meine Eltern haben das mal so nebenbei beim Abendessen erwähnt und wir haben darüber gelacht - radioaktive Tumbleweeds. So war das halt, wenn man in der Gegend aufwuchs. Heute bleibt mir eher das Lachen im Halse stecken."

Erhöhte Strahlung als Krebsursache?

Ihr fallen die vielen Werbespots im Lokalfernsehen ein - für Krebsbehandlungszentren in der Region. Viviana selbst erkrankte als Baby an Krebs: Als sie 18 Monate alt war, wurde bei ihr eine Form von Nierenkrebs festgestellt. Sie wurde geheilt, die Ursache ihrer Erkrankung kennt sie nicht:
"Mein Papa scherzt manchmal, dass da was in unserem Wasser sei. Aber wenn ich ihn ernsthaft frage, glaubt er, dass Pestizide oder erhöhte Strahlung der Grund sind."
Es gibt etliche Studien, die sich mit den Krebsraten rund um Hanford beschäftigen. Mit unterschiedlichen Ergebnissen. Nur in einem sind sich die Studien einig: Wirklich gefährlich ist es für die Arbeiter in Hanford Site, die das Gelände reinigen.

2060 soll die Dekontamination abschlossen sein

Die Dekontamination und Entsorgungsarbeiten laufen seit Mitte der 80er-Jahre, sie sollen im Jahr 2060 abgeschlossen sein. 177 Tanks lagern in der Erde, in ihnen mindestens 50 Millionen Gallonen Müll. Mit dabei: 1500 unterschiedliche, leicht verdampfende Chemikalien, viele hochgiftig. Und sie treten regelmäßig aus und verletzen Arbeiter, wie der Generalstaatsanwalt von Washington State, Bob Ferguson auflistet.
"Sie haben Kopfschmerzen, die Haut brennt, ihre Lungen sind manchmal vollständig beeinträchtigt und es gibt Krebsfälle."
Im September 2019 konnten die Arbeiter, die mit dem Aufräumen des atomaren Mülls beschäftigt sind, einen wichtigen Erfolg feiern. Der Bundesstaat Washington State, die Organisation Hanford Challenge und eine Gewerkschaftsgruppe hatten 2015 das Department of Energy auf sicherere Arbeitsbedingungen verklagt. Hanford Site untersteht dem Ministerium. Ein Gericht in Seattle gab den Klägern nun, nach drei Jahren, recht. Das Ministerium wurde zu einer Strafzahlung von über 900.000 Dollar verurteilt und muss dafür sorgen, die Arbeiter besser zu schützen.
"Workers have been getting sick for years, but Energy, and there is no way to sugarcoat this, they did not take it seriously."

Seit Jahren erkranken Arbeiter

Bob Ferguson sagt, das Energy Department habe das Problem nicht ernst genommen, obwohl Arbeiter seit Jahren erkrankten. Neben ihm stand bei dieser Pressekonferenz auch Tom Carpenter, Geschäftsführer der Interessengruppe Hanford Challenge.
Einsatz für die Anwohner und Arbeiter von Hanford Site - Anhörung an der Universität in Seattle.
Einsatz für die Anwohner und Arbeiter von Hanford Site - Anhörung an der Universität in Seattle.© Nicole Markwald, ARD Los Angeles
Ein Veranstaltungszentrum an der University of Washington in Seattle: Nach und nach trudeln Interessierte ein, um 19 Uhr beginnt eine Anhörung zur atomaren Müllentsorgung. Auch Tom Carpenter von der Gruppe Hanford Challenge ist dabei. Seit elf Jahren engagiert sich die Gruppe, stellt Fragen und wirbt für Transparenz, setzt sich für Anwohner und Arbeiter von Hanford ein. Carpenter sagt:
"Die Dekontaminierung wird viele Jahre dauern. Sie wird viel kosten, Geld und politischen Willen. Und es braucht Bürger, die darüber informiert werden müssen, was passiert, so dass wir am Ende alle sagen können: Ja, jetzt ist es geschafft."

"Der Mangel an Fortschritt frustriert die Leute"

Der Anwalt erklärt, dass der Reinigungsprozess ein unwahrscheinlich komplizierter ist: Zuständigkeiten fallen an nationale und regionale Aufsichtsbehörden, es ist technisch herausfordernd, Atommüll ist schließlich kein gewöhnlicher Abfall, und die Sache ist teuer. Er versteht den Frust der Anwohner:
"Jahre vergehen und es sieht noch immer gleich aus. Dieser Mangel an Fortschritt frustriert die Leute. Dabei fließt hier so viel Geld rein. Aber man hört nicht, dass es voran geht. Weil es das nicht tut.
Eines der Hauptprobleme: Wohin mit dem zerstörerischen Zeug? eine offizielle Endlagerstätte gibt es auch in den USA nicht.
"We don’t really even have a place to put this waste once we get it out of these high level nuclear waste tanks."

Säuberungskosten: bis zu 200 Milliarden Dollar

Und trotzdem gibt es für Tom Carpenter keine Alternative:
"Hanford zu säubern wird bis zu 200 Milliarden Dollar kosten. Nichts - im Vergleich zu den Kosten der Atombombe. Wir müssen es tun, wir haben keine Wahl. Um unsere Ressourcen zu schützen, unsere Menschen und künftige Generationen. Es wäre ein unfassbares Verbrechen an der Umwelt, dieses Material nicht zu entsorgen."
Washington State hängt auch am finanziellen Tropf. Jedes Jahr fließen zwei Milliarden Dollar in den Bundesstaat für den so genannten ‘clean up effort’. In der Region gibt es außer etwas Landwirtschaft nicht viel - und für die Arbeiter lohnt sich ein Job mit einem Mindesteinkommen von 60.000 Dollar pro Jahr. So absurd es ist: Das verseuchte Land ist lukrativ für Washington State.
Hanford Site ist ein Ort der Extreme. Einst Vorzeigeprojekt im Kalten Krieg, heute Träger eines erschreckenden Titels: der radioaktiv am schwersten kontaminierte Ort in der westlichen Hemisphäre.
Anthropologin Holly Baker:
"Ich glaube, die Herausforderung Hanford ist zu groß, um von einer einzelnen Person verstanden zu werden. Man müsste Physiker sein - ich selbst weiß zu wenig über Wasser, Strahlung, Ingenieurswesen - man müsste das Wissen von jedem dieser Themen haben, die mit Hanford verbunden sind. Keine einzelne Person schafft das. Und vielleicht ist Hanford deshalb noch nicht gelöst - weil es so ein komplexer Ort ist, an dem so viele verschiedene Sachverhalte überlappen."
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