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re:publica
Die digitalen Waffen der Athleten

Auf der re:publica in Berlin treffen sich zurzeit diejenigen, die die Zukunft der Digitalisierung, des Internets und sozialer Netzwerke gestalten wollen. Die neuen Kommunikationsformen wirken sich auf alle Bereiche aus, auch auf den Sport - und dessen Finanzierungsmöglichkeiten. Für die Sportler wichtige, neue Entwicklungen. Doch den Funktionären entgleitet die Kontrolle.

Von Victoria Reith | 09.05.2017
    Podiumsdiskussion bei der re:publica: Benjamin Bendrich, Marthe-Victoria Lorenz, Jonathan Sachse und im Hintergrund Jonathan Koch (v.l.n.r.)
    Podiumsdiskussion bei der re:publica: Benjamin Bendrich, Marthe-Victoria Lorenz, Jonathan Sachse und im Hintergrund Jonathan Koch (v.l.n.r.) (Victoria Reith / Deutschlandradio)
    Digitalisierung, Twitter und Blogs, natürlich auch für Sportler ein Thema, aber ist das mehr als Selbstdarstellung? Auf einem der Podien auf der re:publica ist man sich einig - die digitale Welt bietet für den Sportler Möglichkeiten, sich vom Kommunikationsmonopol der Verbände loszulösen. Gerade in brisanten Zeiten mit der Spitzensportreform. Einige Athleten müssen zu anderen Stützpunkten umziehen und ihnen droht die Kürzung ihrer Förderung.
    "Deswegen ist es umso wichtiger, wenn sie sich unabhängiger machen wollen, dass sie neue Wege gehen, neue Medien auch nutzen, um vielleicht auch Meinungen zu äußern", sagt Benjamin Bendrich, Sportwissenschaftler und Betreiber des Blogs "Der Ball lügt nicht". "Ich denke, es ist der richtige Weg, da mutig in die Zukunft zu treten und zu versuchen, eine Eigenfinanzierung aufzustellen."
    Crowdfunding als Ersatz für Sportförderung & Sponsoring
    Eine Möglichkeit dieser Eigenfinanzierung: Crowdfunding wie auf der Plattform fairplaid.org. Die Idee dahinter: Weil längst nicht alle Athleten eine Chance auf Sportförderung als bares Geld haben - und zugleich der Sponsoringmarkt abgegrast sei, können Einzelsportler und Vereine auf Breiten- und Spitzensportniveau selbst um Gelder werben.
    Fairplaid-Gründerin Marthe-Victoria Lorenz: "Ich glaube, dass dieser neue Markt, nämlich die Privatbevölkerung, die Gesellschaft, die sich jetzt hier einbringen kann, dass der einfach die Zukunft ist, weil er eben noch nicht bespielt wurde und da eben ein Riesen- Potential ist."
    Funktionäre sehen Eigenfinanzierung kritisch
    Der Triathlet Sebastian Mahr hatte innerhalb von anderthalb Tagen 5.000 Euro für den Ironman auf Hawaii zusammen - ein Beispiel für eine erfolgreiche Finanzierung durch Crowdfunding. Es komme aber auch vor, dass Verbände die Eigenfinanzierung kritisch sehen und das Crowdfunding sogar stoppen wollen.
    Die neuen Kommunikationskanäle scheinen vielen Funktionären noch suspekt zu sein. Schließlich entgleitet ihnen die Kontrolle. Sportwissenschaftler Benjamin Bendrich hofft aber, "dass durch die Entwicklung einer eigenen Crowd die Athleten natürlich auch wieder für die Verbände interessanter werden."
    Sollten die Verbände die Potenziale ihrer Sportler durch deren digitale Präsenz doch nicht erkennen, wie Bendrich hofft, haben Athleten und Vereine immerhin neue Kanäle, in denen sie auf sich aufmerksam machen - und sich vermarkten können.