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Astronomendynastie
Tod eines ostfriesischen Himmelsforschers

Heute vor vierhundert Jahren kam einer der bedeutendsten Astronomen jener Zeit gewaltsam zu Tode: David Fabricius, im Hauptberuf Pastor im ostfriesischen Osteel, wurde von einem Bauern erschlagen. Er soll ihn von der Kanzel herab beschuldigt haben, ein Viehdieb zu sein.

Von Dirk Lorenzen | 07.05.2017
    20170507a: Der pulsierende Stern Mira (rechts) in einer UV-Beobachtung des Galex-Satelliten (NASA)
    Der pulsierende Stern Mira (rechts) in einer UV-Beobachtung des Galex-Satelliten. (NASA)
    Damit ging eine äußerst bemerkenswerte Episode der Wissenschaftsgeschichte zu Ende. Denn David und sein Sohn Johann Fabricius waren exzellente Himmelsforscher und bestens vernetzt.
    David hatte 1596 den veränderlichen Stern Mira im Walfisch entdeckt. Darüber stand er in engem Kontakt mit Tycho Brahe, den er sowohl in Wandsbek bei Hamburg als auch später in Prag am Kaiserhof besuchte.
    Der Sohn erfuhr 1610 beim Studium im holländischen Leiden von der Erfindung des Teleskops und brachte umgehend ein Exemplar zum Vater nach Ostfriesland.
    Dort bemerkten beide die Flecken auf der Sonne. Sie waren nicht die ersten, die dieses Phänomen gesehen haben – aber Johann veröffentlichte diese Entdeckung 1611 in Wittenberg als erster in einer kleinen Abhandlung.
    20170507b: Die Sonne mit vielen Flecken, entdeckt unter anderem von David und Johann Fabricius (NASA/ESA)
    Die Sonne mit vielen Flecken, entdeckt unter anderem von David und Johann Fabricius. (NASA/ESA)
    Allerdings ignorierten katholische Konkurrenten wie Galileo Galilei das Buch des Protestanten, während Johannes Kepler voll des Lobes war.
    Der Sohn Johann Fabricius starb völlig unerwartet im Alter von 30 Jahren im Januar 1617 – vier Monate später kam der Vater ums Leben.
    Das Pfarrhaus wurde zügig geräumt. Ein Großteil des Nachlasses der kleinen Astronomendynastie ging verloren – die beiden großen Forscher aus dem Nordwesten gerieten weitgehend in Vergessenheit.