Donnerstag, 28. März 2024

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Ist das noch normal?

Bald erscheint eine neue Fassung des Handbuchs für psychiatrische Diagnosen (DSM). Kritiker befürchten schon jetzt, dass die fünfte Version dieses Standardwerks Definitionen psychischer Krankheiten derart aufweicht, dass viele gesunde Menschen plötzlich zu Patienten werden.

22.03.2013
    Im Mai 2013 erscheint die überarbeitete Fassung des US-amerikanischen Diagnosesystems DSM (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders), Das Standardwerk beeinflusst, wer hierzulande als krank gilt - und welche Therapie die Kasse zahlt. Manche Erkrankung taucht im DSM-5 neu auf, manche fallen ganz weg, für andere Erkrankungen gelten geänderte Diagnosekriterien, etwa für Sucht, Autismus oder die posttraumatische Belastungsstörung.

    Das Werk ist umstritten. Einer der Hauptkritikpunkte am DSM-5 ist die Aufweichung verschiedener Krankheitsbilder bis hin zur ihrer Aufnahme in den Katalog. Manche Experten erwarten einen Anstieg der Diagnosen. Sie fürchten, dass das neue Regelwerk viele gesunde Menschen zu Patienten macht und Medikamente deutlich schneller verschrieben werden. Was ist normal, was psychisch krank?

    Es diskutierten:

    Professor Dr. Isabella Heuser
    Direktorin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Charité Berlin

    Professor Dr. Karl Lauterbach, MdB
    Gesundheitspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag

    Michael Mary
    Autor des Buches "Ab auf die Couch!: Wie Psychotherapeuten immer neue Krankheiten erfinden und immer weniger Hilfe leisten"

    Prof. Dr. Hans-Ulrich Wittchen
    Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der TU-Dresden und Mitglied der Task Forces für DSM-5

    Gesprächsleitung: Andreas Sentker, Leiter Ressort Wissen, DIE ZEIT und Ulrich Blumenthal, Redaktionsleiter "Forschung aktuell", Deutschlandfunk.


    Mitschnitt der Veranstaltung vom 18.3.2013