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Istanbul
Zehntausende Türken demonstrieren gegen Putschversuch

Zehntausende Oppositionelle haben mit Anhängern der Regierungspartei AKP in Istanbul gegen den gescheiterten Putsch demonstriert. Die Regierung teilte unterdessen mit, sie wolle schnell 20.000 Lehrer und 3.000 Richter und Staatsanwälte einstellen. Nach dem Putschversuch waren zehntausende Staatsbedienstete entlassen worden.

24.07.2016
    Zehntausende Menschen demonstrieren in Istanbul, viele halten die Nationalfahne und Bilder von Staatsgründer Atatürk in die Luft.
    Zehntausende Menschen demonstrierten in Istanbul, viele halten die Nationalfahne und Bilder von Staatsgründer Atatürk in die Luft. (picture-alliance / dpa / Tolga Bozoglu)
    Die säkular geprägte Partei CHP hatte die Kundgebung in Istanbul angemeldet, der sich die Regierungspartei AKP anschloss. In der Menge waren neben vielen Nationalfahnen vor allem Porträts von Staatsgründer Atatürk zu sehen.
    Der CHP-Vorsitzende Kemal Kilicdaroglu sagte: "Der Putschversuch war gegen unseren demokratischen, säkularen, Sozialstaat gerichtet, der rechtsstaatlich regiert wird." Er äußerte keine direkte Kritik gegen Präsident Erdogan. Er betonte aber die Bedeutung von freier Presse und Versammlungsfreiheit und die Gefahren durch Diktatur und autoritärer Herrschaft.
    Regierung will schnell neue Beamte einstellen
    Die türkische Regierung teilte unterdessen mit, dass sie zügig 20.000 Lehrer und 3.000 Richter und Staatsanwälte einstellen will. Nach dem Putschversuch waren zehntausende Staatsbedienstete entlassen und mehr als 13.000 Personen festgenommen worden. Amnesty International hat nach eigenen Angaben "glaubwürdige Hinweise" dafür, dass Verdächtige auch gefoltert werden. Die türkische Regierung weist das zurück.
    Seit Mitte der Woche gilt in der Türkei der Ausnahmezustand. Erdogan kann seitdem per Dekret regieren. Er setzte unter anderem einen Erlass in Kraft, mit dem Verdächtige in bestimmten Fällen nun bis zu 30 Tage in Polizeigewahrsam gehalten werden können, bis sie einem Haftrichter vorgeführt werden müssen. Bislang waren maximal vier Tage möglich.
    Zudem ordnete er an, landesweit 2.341 Einrichtungen mit mutmaßlichen Verbindungen zum islamischen Prediger Fahtullah Gülen zu schließen. Darunter sind private Schulen, gemeinnützige Einrichtungen und medizinische Einrichtungen wie Krankenhäuser. Die türkische Regierung macht Anhänger der Gülen-Bewegung für den Putschversuch verantwortlich. Dabei waren mindestens 246 Menschen ums Leben gekommen. Erdogan entging nach eigenen Angaben nur knapp dem Tod oder einer Gefangennahme.
    (hba/jcs)