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Italien
Zu wenig getan für die Stabilität der Gebäude?

Zwei Tage nach dem schweren Erdbeben in Italien haben Nachbeben weitere Häuser einstürzen lassen. Die Rettungsarbeiten werden dadurch erschwert. Zudem wird die Frage laut, ob die Behörden mehr für die Bebensicherheit der Gebäude hätten tun müssen. Entsprechende Zuschüsse gibt es, doch die Vorschriften sind kompliziert.

Von Markus Epping | 26.08.2016
    Feuerwehrleute untersuchen ein beschädigtes Gebäude in Amatrice - zwei Tage, nachdem ein Erdbeben dort schwere Zerstörungen verursacht hat. 267 Menschen wurden getötet.
    Feuerwehrleute untersuchen ein beschädigtes Gebäude in Amatrice - zwei Tage, nachdem ein Erdbeben dort schwere Zerstörungen verursacht hat. 267 Menschen wurden getötet. (AFP/ Andreas Solaro)
    Für die Menschen in den Bebengebieten hört der Schrecken nicht auf. Heute Morgen gegen halb sieben ein neues schweres Nachbeben, Stärke 4,8. Diese Frau fühlt sich am Ende ihrer Kräfte:
    "Das hier war noch stärker als die in der vergangenen Nacht. Wirklich ein schwerer Stoß. Wir können nicht mehr."
    Die Nachbeben haben weitere Häuser einstürzen lassen. Eine wichtige Zufahrtsbrücke in einen Ort musste gesperrt werden, wegen Einsturzgefahr.
    Inzwischen kommt mehr und mehr die Frage auf, ob die Behörden mehr für die Bebensicherheit der Gebäude hätten tun müssen. In Amatrice wurde eine Schule zerstört, die erst vor wenigen Jahren saniert wurde, erzählt Bürgermeister Pirozzi:
    "Wir haben für die Schule eine Bescheinigung bekommen, dass sie stabil sei, nach einem anderen Beben, das zwar kleiner war, aber trotzdem. Sie haben uns sogar gelobt. Ich verstehe vieles einfach nicht."
    Geld für Gebäude-Nachrüstungen nicht genutzt
    Tatsächlich ist manches schwer zu durchblicken. Nach den Beben 2009 und 2013 etwa wurden neue Sicherheitsvorschriften für Gebäude in Kraft gesetzt. Es gibt Geldtöpfe und Zuschüssen, nicht nur für Neubauten, sondern auch, um ältere Gebäude nachzurüsten. Aber die Zuständigen nutzen diese Möglichkeiten kaum. Aus Sicht des Ingenieurs Mauro Giuliani von der Universität Mailand sind die Vorschriften zu kompliziert:
    "Diese Regeln scheinen einen Selbstzweck zu haben. Es geht fast nur darum, das Formular und die Regeln zu beachten. Dabei vergisst man, sich um den Bau und die Konstruktion zu kümmern."
    Soforthilfen in Höhe von 50 Millionen Euro
    Italiens Regierung unter Matteo Renzi hat versprochen, für die Zukunft vieles einfacher zu gestalten. Gestern Abend hat das Kabinett erstmal Soforthilfen frei gegeben: 50 Millionen Euro. Renzi hat sich außerdem klar für den Wiederaufbau positioniert. Die Bergdörfer sollen an selber Stelle neu entstehen, damit die Menschen in ihrer Heimat bleiben können:
    "Das alles ist nur ein erster Bezugspunkt, auch die 50 Millionen. Alles nur eine erstes Signal, aber ein Signal dafür, dass wir da sind."
    Viel Lob gibt es weiter für die Ersthilfe nach den schweren Beben. Katastrophenschutz, Feuerwehr, Freiwillige – alle waren schnell da, im Bebengebiet sind mehrere tausend Helfer, auch viele Freiwillige. Auch Renzi erinnert daran:
    "Natürlich ist da große Verzweiflung über das, was passiert ist. Aber auch großer Stolz dafür, wie Italien auf diese schwere Situation reagiert hat."