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Griechenland: Im Vergleich immer noch reich

Griechenland benötigt weitere 50 Milliarden Euro an Finanzhilfen bis 2018. So analysiert es der Internationale Währungsfonds - dem Athen bereits fast ebenso viel schuldet. Doch ausgeschlossen vom IWF wird der europäische Krisenstaat dennoch so schnell nicht.

Von Sabrina Fritz, ARD-Studio Washington | 03.07.2015
    IWF-Chefin Lagarde begrüßt am Rande des EU-Gipfels in Brüssel (25.6) den griechischen Finanzminister Varoufakis.
    IWF-Chefin Lagarde und Griechenlands Finanzminister Varoufakis (EPA/OLIVIER HOSLET)
    Der griechische Ball liegt jetzt beim IWF-Direktorium. Das sind 24 Männer und Frauen, die alle 189 IWF-Mitgliedsländer vertreten. Manche, wie Carlo Cottarelli, haben einen ganzen Bauchladen. Er spricht für Italien, Portugal, Malta und Griechenland. Die Interessen in diesem Führungszirkel sind sehr unterschiedlich. So gab es von Anfang an viel Skepsis, an Griechenland so hohe Kredite zu vergeben. Andrea Montanino vom Atlantic Council:
    "Es gab viele Menschen beim IWF, die wollten dieses Programm nicht. Vorschriften wurden gedehnt um dem Land überhaupt so viel Geld leihen zu können."
    Die Chinesen und Brasilianer finden außerdem, dass sie trotz ihrer wirtschaftlichen Größe zu kurz kommen. Sie fordern seit Jahren eine Reform, doch diese scheitert bislang an den USA. Die Vereinigten Staaten haben mit 16 Prozent den größten Anteil und damit auch den größten Einfluss an der Pennsylvania Avenue 1700. Auf Platz zwei folgt Japan, dann Deutschland.
    Der Internationale Währungsfonds funktioniert vergleichbar mit einer Genossenschaft. Alle haben sich ein paar Anteile gekauft, wer das meiste Geld gibt, hat auch die meisten Stimmen. Die Kreditvergabe erfolgt dann nach dem Motto: Reich hilft Arm. Es gibt verschiedene Kreditprogramme, manche für null Zinsen, andere sind für akute Kriseneinsätze gedacht, zum Beispiel nach einer Katastrophe wie Ebola in Westafrika. Die größten Schuldner sind derzeit Mexiko und Griechenland. Deutschland hat gar keine Schulden beim IWF, dem Land geht es ja gut.
    Alle haben gezahlt - bis auf Zambia
    Was passiert nun, wenn ein Land seine Schulden nicht fristgerecht zurückzahlt, wie gerade Griechenland?
    Es gab bislang 19 Fälle, und es waren meist Länder, die im Krieg waren oder sehr arme Entwicklungsländer. Die Liste der Länder, die in Zahlungsschwierigkeiten gerieten, liest sich wie die Krisenherde der vergangenen Jahrzehnte: Kuba, Bosnien-Herzegowina, der Irak, Afghanistan. Aber bislang war kein Industriestaat darunter, das macht die Situation der Griechen so einzigartig. Und im Vergleich zu vielen anderen Ländern ist Griechenland immer noch sehr, sehr reich.
    Aber am Ende haben dann doch alle gezahlt, bis auf Zambia. Das Land schuldet dem IWF immer noch 81 Millionen Dollar, ein Trinkgeld gegen die 40 Milliarden der Griechen.
    Nun geht es beim IWF in Washington nicht zu wie bei der Mafia, wo man bei Zahlungsverzug einen Vogel mit gebrochenem Hals vor der Tür findet. IWF-Chefin Lagarde wird nun ein Mahnverfahren einleiten. Es wird Gespräche geben, und erst wenn die Griechen über Monate kein Entgegenkommen zeigen, können sie sogar aus dem Währungsfonds ausgeschlossen werden. Doch da gab es wirklich noch nie.