Kruder & Dorfmeister sind zurück

"Man kann einen leichten Gras-Einfluss nicht abstreiten"

10:18 Minuten
Zwei Männer in schwarzen Hemden mit schwarzen Krawatten stehen vor scwarzem Hintergrund. Durch die Mitte des Bildes verläuft waagerecht ein roter Lichtstreifen.
Kruder & Dorfmeister haben alte DAT-Tapes zu einem neuen Album gemacht. © Andreas H Bitesnich
Peter Kruder und Richard Dorfmeister im Gespräch mit Martin Böttcher · 12.11.2020
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22 Jahre ohne neues Album. Kruder & Dorfmeister haben sich eher rar gemacht. Jetzt gibt es eine neue Platte – also zumindest irgendwie. Denn die Songs sind eigentlich schon vor dem großen Erfolg des Duos entstanden.
Wer kennt es nicht? Man rümpelt endlich mal den Keller oder den Dachboden aus und findet irgendwelche Filme auf Videokassetten oder alte Tapes mit Musik. Ganz so drastisch war es bei Peter Kruder und Richard Dorfmeister nicht. Aber das Produzentenduo hat auf alten DAT-Kassetten Tracks aus den Neunzigern gefunden und diese jetzt als neues Album veröffentlicht – das erste seit 22 Jahren.

Das Projekt geriet in Vergessenheit

Das heißt aber auch, dass die neuen Songs schon von dem großen Erfolg von Kruder & Dorfmeister entstanden sind. Auch, weil das Duo danach einfach gar keine Zeit mehr für Neues hatte, wie Richard Dorfmeister berichtet:
"Im Grunde wurde es immer mehr, immer wieder vertagt. Wir waren da nonstop unterwegs und so ist das Projekt immer mehr mehr vergessen worden. Erst letztes Jahr hat es dann wieder auf dem Tisch gelegen und hat nach so einer langen Zeit auch wieder eine ganz besondere Geschichte bekommen, die ist jetzt genau in diesem Jahr perfekt macht, wieder öffentlich zu werden."

"Wien ist eine verschlafene Stadt"

"1995" erinnert dabei logischerweise an die damalige Zeit. Anfang der Neunziger entstand der Sound des Duos, der sich dadurch auszeichnet verschiedene Genres zu einem Neuen zu verbinden. Damals, so erinnert sich Dorfmeister, sei das Duo noch mit selbstgepressten Aufnahmen nach London gereist, um bei Labels vorstellig zu werden.
Gerade im Vergleich zu heute sind die Stücke dabei auffällig langsam. Der Grund dafür sei recht deutlich, mein Kruder:
"Man kann einen leichten Gras-Einfluss nicht abstreiten. Aber das war damals ach die Stimmung. Es ist auch ein bisschen die Frequenz, in der die Stadt Wien getickt hat. Wien ist einfach eine verschlafene Stadt – das auch eine der schönen, charmanten Dinge an Wien – und das hat alles damals einfach zusammengespielt."

Eine kleine Anarchie

Obwohl "1995" das erste Kruder-&-Dorfmeister-Album seit 22 Jahren ist, bereut das Duo es nicht, die ganze Zeit eher im Untergrund geblieben zu sein, statt an die großen Erfolge anzuknüpfen. Die beiden Österreicher seien ja trotzdem seit 25 Jahren gemeinsam unterwegs – nur mit unterschiedlichen Intensitäten. Jetzt sei eben wieder eine intensivere Phase angesagt, so Kruder.
Dazu kommt die Tatsache, dass die beiden immer unabhängig sein wollten, was Dorfmeister auch betont:
"Wir haben eigentlich immer versucht, komplett independent zu bleiben. Das hat auch dazu geführt, dass wir dann auch in keinem Plattenvertrag waren. Wir mussten auch nie ein Album veröffentlichen, nur um den Vertrag zu erfüllen. Diese Freiheit zu entscheiden, war auch im Grunde bis so eine kleine Anarchie und Antwort auf das System. Wir machen das auf unsere Terms mit allen guten und schlechten Begleiterscheinungen. Aber so haben wir es immer alles selber entschieden – egal ob es gut oder schlecht war."
(hte)
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