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IWF-Tagung
Gegen die dunklen Wolken über der Weltwirtschaft

Die Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) stand in diesem Jahr deutlich unter dem Eindruck des Handelsstreits zwischen den USA und China, der die Weltwirtschaft immer stärker belastet. Im Haushaltsstreit Italiens mit der EU-Kommission meldete sich EZB-Chef Draghi zu Wort.

Von Eva Bahner | 13.10.2018
    IMF-Chefin Christine Lagarde bei einem Treffen auf der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) auf Bali
    IMF-Chefin Christine Lagarde bei einem Treffen auf der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) auf Bali (dpa / Anadolu / Mahendra Moonstar )
    Mit einem flammenden Appell an die 189 Mitgliedsländer, darunter auch die USA, beendete die Chefin des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde, das Treffen im indonesischen Nusa Dua:
    "Konzentriert Euch auf Eure Politik, lasst Euch nicht treiben und lasst uns so viel wie möglich zusammenarbeiten, weil wir zusammen stärker sind."
    Die hohen Schuldenstände der Staaten und die Schwierigkeiten, die einige Schwellenländer haben, ihre Kredite zurückzuzahlen, und vor allem der Handelskonflikt zwischen den USA und China beherrschten das Treffen auf der Urlaubsinsel Bali. Neue Risiken, die das weltweite Wirtschaftswachstum bedrohen. Im Vorfeld der Tagung hatte der IWF deshalb seine Prognose gesenkt, von 3,9 auf 3,7 Prozent für dieses und das nächste Jahr.
    "Das Wachstum ist stark und positiv, aber es bleibt auf einer Ebene und das mit deutlichen Abwärtsrisiken, dunklen Wolken am Horizont, von denen sich einige bereits geöffnet haben."
    Der Handelsstreit China-USA belastet
    Womit Lagarde die Zölle und Gegenzölle gemeint haben dürfte, zwischen den USA und China, die seit August in Kraft sind. Ein Zollstreit, den viele Teilnehmer der Tagung, auch die deutsche Delegation, als größte Bedrohung für das Wachstum bezeichneten. Bei einer weiteren Eskalation, meldete die WTO, könnte der Welthandel um mehr als 17 Prozent einbrechen. Steven Mnuchin, der amerikanische Finanzminister verteidigte jedoch auf Bali Trumps Strategie. Das Bestreben, China mit Strafzöllen zu faireren Handelspraktiken zu bewegen, könne vielmehr den gegenteiligen Effekt haben, also dem Welthandel dienen.
    Dennoch konnte Jens Weidmann erste Signale einer Annäherung erkennen auf Bali. Der Bundesbank-Präsident sitzt zusammen mit dem deutschen Finanzminister im IMFC, dem IWF-Lenkungsausschuss, der sich zweimal im Jahr trifft:
    "Ich habe in den Diskussionen wahrgenommen, dass beide, sowohl China als auch die USA, nicht an einer weiteren Eskalation interessiert sind. Auch von chinesischer Seite wurde durchaus anerkannt, dass gemeinsam an Problemen wie dem Schutz des geistigen Eigentums gearbeitet werden muss und insofern prägt das vielleicht die etwas zuversichtliche Stimmung im Vergleich zum letzten Jahr", sagte der Bundesbank-Präsident, der zum Schluss der Tagung der Presse übrigens alleine Rede und Antwort stehen musste.
    Der deutsche Finanzminister Olaf Scholz war zu diesem Zeitpunkt auf dem Weg zum Flughafen. Er musste auf einen Linienflug umgebucht werden, nachdem seine Regierungsmaschine Opfer von Nagetieren geworden war, die, wie aus der deutschen Delegation zu hören war, Elektrokabel durchgebissen hatten.
    Draghi mahnt Unabhängigkeit der Notenbanken an
    Wer sich allerdings noch zu Wort meldete auf Bali war Mario Draghi. Er sehe die Unabhängigkeit der Notenbanker weltweit bedroht durch Regierungen, die geldpolitische Unterstützung verlangten, in Form von Anleihekäufen und niedrigen Zinsen. Rom müsse aufhören den Euro infrage zu stellen, der Haushaltsstreit mit der EU-Kommission müsse sich beruhigen. Das wünscht sich auch Hans-Walter Peters, der Präsident des Bundesverbands deutscher Banken.
    "Italien ist ein ernstes Problem, da sollte man nicht drüber wegblicken. Aber was positiv ist, ebenso wie Griechenland, dass diese Probleme bekannt sind, das das nicht überraschend kommt, dass da nicht über Nacht etwas passiert. Die Politik und die EZB können sich jetzt auf Italien einstellen. Die Politik muss erkenne, dass es mit dem Kopf durch die Wand nicht funktioniert. Sie werden ja aktuell nicht von der EU abgestraft, sondern von den Märkten. Das ist ja immer auch ein gewisser Selbstheilungsprozess."
    Viele Investoren haben sich bereits in den letzten Wochen von italienischen Staatsanleihen getrennt, was es für die italienische Regierung teurer macht, neue Schulden aufzunehmen.