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Jackfruit als Fleischersatz
"Es ist auf jeden Fall essbar"

Nach Tofu und Seitan soll jetzt Jackfruit der absolut perfekte Fleischersatz sein. Das unreife Fruchtfleisch der Tropenfrucht gibt es in der Regel in Würfelform zu kaufen. Mariniert und angebraten soll es von der Konsistenz und Geschmack her an Pulled Pork erinnern. Ein Fleischesser und ein Vegetarier haben es getestet.

Von Astrid Wulf | 05.01.2018
    Jackfruit-Ernte in Kerala in Indien.
    Jackfruit-Ernte in Kerala in Indien. (imago stock&people)
    "So, Henner. Dann machen wir uns erstmal ein Bierchen auf, würde ich mal sagen."
    Bestens vorbereitet starten die beiden Hobbyköche das Jackfruit-Experiment. Fleischfan Jens Rittmeyer drückt die dunkelbraunen Stückchen aus einem Alubeutel in die Schüssel. Vegetarier Henner Witt mischt die beigepackte rote Gewürzmischung mit Wasser und Öl und wälzt die Stücke in der Marinade. Im Rohzustand könnte man das Ergebnis durchaus mit Fleisch vergleichen, sagt Jens Rittmeyer.
    "Das sieht so aus wie ein Gulasch, aber wenn man weiß, dass es vegetarisches Essen ist, bin ich eher an so einer Pilzstruktur dran."
    "Würde ich auch sagen, Pilz. Es ist faserig, es zerfällt nicht sofort, jetzt beim Marinieren sieht man, dass sich Fasern gelöst haben, aber diese würfelförmigen Bröckchen sind alle noch größtenteils intakt. Und du musst mir jetzt mal sagen, wie der Herd jetzt angeht."
    "Ach so, ja."
    Preislich nicht gerade günstig
    Anders als andere eingefleischte Nicht-Vegetarier ist Jens Rittmeyer durchaus offen für Experimente mit Fleischersatzprodukten, Henner Witt ist grundsätzlich nicht so ein großer Fan von Tofuwürstchen und Seitansteaks: Oft seien sie völlig überteuert, findet er. Auch dieses Jackfruit-Produkt in Bio-Qualität ist mit etwa vier Euro für rund 200 Gramm nicht gerade günstig. Trotzdem ist er gespannt auf das Pfannengericht, er kennt die Frucht nur im reifen Zustand:
    "Jackfruit war mir ein Begriff, weil ich 2011 auf den Philippinen war für mehrere Monate und da sah man die sehr oft an Straßenständen. Die ist ja unglaublich groß, kann ja so Kürbisdimensionen annehmen. Ich hab sie bewusst da nie gegessen und war erstaunt, dass das als Fleischersatz verwendet werden kann."
    Schlechte Ökobilanz und kein Beitrag zu vollwertiger Ernährung
    Eine unreife Tropenfrucht zu essen, um so etwas ähnliches wie Fleisch auf dem Teller zu haben - das könne man mal machen, sagt die Lübecker Ernährungsexpertin Sabine Offenborn: Allerdings sei das weder sinnvoll mit Blick auf die Ökobilanz noch ein Beitrag zu einer vollwertigen Ernährung.
    "Wenn man sich die Nährwerte anguckt, isst man ja das Fleisch, weil man dadurch wertvolles Eiweiß aufnimmt, Eisen aufnimmt und Vitamin B12 aufnehmen kann – und genau diese Nährstoffe fehlen in der Jackfruit."
    Ob die Jackfruit wenigstens beim Geschmack überzeugt, wollen Jens Rittmeyer und Henner Witt gleich herausfinden. Noch ein paar Minuten bekommen die Stücke in der heißen Pfanne. Sie werden immer fester und kompakter, an einigen Stellen bildet sich eine dunkle Kruste.
    "Ja, Henner. Was meinst du. Wollen wir es wagen?"
    "Auf jeden Fall. Ich habe Hunger."
    "Du rührst noch ein bisschen im Fleisch rum und ich werde mal den Reis abgießen."
    Was man schmeckt, sind vor allem die Gewürze der Marinade
    Dann: Der Geschmackstest. Ausgerechnet der Fleischesser ist positiv überrascht.
    "Gut! Ja, es überzeugt mich. Lecker!"
    "Es ist auf jeden Fall essbar. Es ist nicht das Super-Geschmackshighlight."
    Was man schmeckt, sind vor allem die Gewürze der Marinade, in diesem Fall Paprika, Zwiebeln, Sellerie, Tomate, Salz und Pfeffer. Die Frucht selber ein wenig bitter und sauer - ein wenig wie Oliven. In der Frage, ob die Jackfruit von Konsistenz her an Fleisch erinnert, sind sich die beiden Tester hingegen einig.
    "Mir könnte es jemand vorsetzen und sagen: Das ist Fleisch – das könnte man durchaus glauben."
    "Gerade wenn eine Soße dabei ist und man eine Assoziation zu etwas Bekanntem hat, könnte es als Fleisch durchgehen."