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Jahresbericht 2014
HSBC macht weiter Negativ-Schlagzeilen

Seit vor drei Wochen die Swiss-Leaks-Affäre publik wurde, findet die zweitgrößte Bank der Welt nicht heraus aus den Negativschlagzeilen. Heute musste die HSBC ein enttäuschendes Jahresergebnis für 2014 bekannt geben.

Von Jochen Spengler | 23.02.2015
    Das Logo der britischen Großbank HSBC.
    Das Logo der britischen Großbank HSBC. (imago / Images)
    Der Vorsteuergewinn sank demnach auf 12 Milliarden Pfund, was derzeit rund 16 Milliarden Euro entspricht. Ein Minus von 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Großbank begründet den Gewinnrückgang unter anderem mit Geldbußen und hohen Entschädigungszahlungen an Kunden. Fazit des Vorstandsvorsitzenden Stuart Gulliver:
    "2014 war ein herausforderndes Jahr in dem wir hart daran gearbeitet habe, die Leistungen zu verbessern und die Folgen höherer operativer Kosten zu bewältigen. Die Gewinne enttäuschten."
    Und gesunken ist auch die Gesamtvergütung des Chefs: von acht Millionen auf 7,6 Millionen Pfund – Bonuszahlungen eingeschlossen brachte es Stuart Gulliver umgerechnet auf etwa 10 Millionen Euro.
    Der schlechten Nachrichten nicht genug, wurden die negativen Zahlen von einem Enthüllungsbericht des "Guardian" überlagert. Die britische Zeitung deckte auf, dass auch Stuart Gulliver selbst, der die HSBC seit 2011 leitet, ein Konto bei jener Schweizer HSBC-Tochter hatte, die im Zentrum des Skandals um Geldwäsche und Schwarzgeldkonten stand. Dem "Guardian" zufolge befanden sich im Jahr 2007 etwa 6,7 Millionen Euro auf einem Konto, das offiziell auf den Namen Worcester Equities geführt wurde, einer in Panama registrierten Gesellschaft. Eigentümer und Nutznießer des Kontos aber war Gulliver.
    Das Konto, so erläuterte ein Unternehmens-Sprecher, habe Gulliver 1998 eingerichtet für Bonuszahlungen, die er in Hongkong erhielt, wo er seinerzeit lebte und arbeitete. Die Konstruktion einer anonymen Gesellschaft habe er genutzt, um die Höhe der Sonderzahlungen vor seinen Kollegen in Hongkong geheim zu halten. Die Boni seien in Hongkong voll versteuert worden und den britischen Steuerbehörden sei das Konto bekannt. Obwohl Stuart Gulliver seit 2003 im Hauptsitz der HSBC in London arbeitet, ist der 55-Jährige bis heute aus legalen und steuerlichen Gründen in Hongkong gemeldet. Selbst wenn der Vorstandsvorsitzende nicht gegen Gesetze verstoßen zu haben scheint, bleibt ein fahler Beigeschmack.
    Kein Appetit auf Geschäfte mit Steuerhinterziehern
    Erst vor einer Woche hatte sich Gulliver in großen Zeitungsanzeigen persönlich "aufrichtig" dafür entschuldigt, dass die Standards nach denen man heute arbeite, vor acht Jahren in der Schweiz nicht allgemein gegolten hätten. Heute bekräftigte er die Entschuldigung und sagte, es gebe keinerlei Appetit auf Geschäfte mit Kunden, die ihre Steuern umgehen wollten oder gegen die Geldwäsche-Standards verstießen.
    Die Bank hatte in Genf Kriminelle, Drogenschmuggler und Freunde und Familien von Diktatoren bei Geldwäsche und Steuerhinterziehung beraten. 180 Milliarden Euro sollen so vor den Behörden versteckt worden sein. Letzte Woche leitete die Schweiz Ermittlungen gegen die HSBC ein.
    Und aus Protest gegen die mangelnde Berichterstattung seiner Zeitung über die HSBC-Verfehlungen trat der Chefkommentator des "Daily Telegraph" Peter Oborne zurück. Er warf dem Management zu große Rücksicht auf den mächtigen Anzeigenkunden vor. Beim "Guardian", der die Swiss-Leaks mit aufdeckte und darüber ausführlich berichtete, stornierte die HSBC ihre Inserate.