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Jahresbericht Umweltbundesamt
Feinstaub aus zu vielen Rohren

Kaminöfen blasen zuviel Feinstaub in die Luft, und das will die Regierung bald ändern. Insgesamt sind es aber andere Verschmutzer, die für die immer noch sehr hohe Luftverschmutzung verantwortlich sind. Das Umweltbundesamt fordert deshalb schärfere Grenzwerte.

Von Christel Blanke | 19.08.2014
    Zwei Verkehrsschilder übereinander: das obere weist auf eine Umweltzone hin, das untere erlaubt nur Fahrzeuge mit gelben und grünen Umweltplaketten.
    Innerhalb der Umweltzonen sind nur noch schadstoffärmere Fahrzeuge erlaubt (dpa / Daniel Naupold)
    Saubere Luft – das ist in vielen Regionen Deutschlands immer noch nicht normal. Vor allem in Ballungsräumen sind die Belastungen durch Stickstoffdioxid und Feinstaub nach wie vor deutlich zu hoch. Die mittlere jährliche Belastung mit Stickstoffdioxid überschreitet den Grenzwert der Europäischen Union zum Teil deutlich. Deshalb fordert Maria Krautzberger, die Präsidentin des Umweltbundesamtes, schärfere Abgasnormen innerhalb der EU:
    "Wir orientieren uns im Prinzip immer an den Empfehlungen, die die WHO gibt, weil die WHO sich an der Gesundheitsbelastung von Luftschadstoffen orientiert. Und das ist bei Feinstaub 20 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft als Jahresgrenzwert, wir haben aktuell von der EU festgelegt 40 Mikrogramm pro Kubikmeter."
    Feinstaub kann zu Atemnot und Herzinfarkt führen
    Und das ist zu viel, so Krautzberger. Denn Feinstaub kann zu Atemnot führen oder das Herzinfarktrisiko erhöhen. Stickstoffdioxid Asthmatikern oder Allergikern Probleme bereiten. Deshalb fordert die UBA-Präsidentin schärfere Emissionsgrenzwerte für Industrieanlagen, Schiffe und Autos, aber auch Filteranlagen für Baumaschinen, die für etwa ein Fünftel der Feinstaubbelastung im Straßenverkehr zuständig sind. Auch mehrere Umweltverbände verlangen schärfere Auflagen. BUND, NABU und die Deutsche Umwelthilfe schlagen eine blaue Plakette für besonders schadstoffarme Fahrzeuge vor, die die Abgasgrenzwerte der Eurostufe 6 erfüllen, was nach Angaben der Verbände auf rund 60 Prozent des aktuellen PKW-Bestandes zutrifft. Nur diese Fahrzeuge dürften dann noch in Umweltzonen fahren.
    Aus Sicht des Umweltbundesamtes muss auch in der Landwirtschaft mehr gegen Luftverschmutzung getan werden. Insbesondere bei Ammoniakemissionen konnten bisher keine nennenswerten Verbesserungen erreicht werden, so Krautzberger:
    "Auch aus diesem Grund halten wir die derzeit laufende Verschärfung der Düngeverordnung für außerordentlich wichtig. Also auch aus diesem Grund, nicht nur aus dem Grund des Gewässerschutzes."
    Und noch etwas trägt in hohem Maße zur Feinstaubbelastung bei. Und darüber müssten wir alle, so Bundesumweltministerin Barbara Hendricks wörtlich: „in unserer bürgerschaftlichen Verantwortung einfach mal nachdenken":
    "Wir Wohlstandsmenschen leisten uns Kamine und produzieren damit Feinstaub."
    Feinstaubbelastung durch Holzöfen
    Und zwar nicht zu knapp. In einigen Regionen tragen Holzöfen im Winter mehr zur Feinstaubbelastung bei als der Straßenverkehr, so UBA-Präsidentin Krautzberger:
    "Kamine haben was Schönes, haben was Gemütliches, aber sie sind eigentlich keine geeigneten Öfen, um eine Wohnung zu heizen. Und deswegen sollte man aus diesen Gründen Kamine nicht allzu häufig betreiben."
    Ab 2015 gelten strengere Grenzwerte für Kaminöfen. Nach und nach sollen ältere Anlagen stillgelegt oder nachgerüstet werden.