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Jahrestag des Germanwings-Absturzes
Stilles Gedenken in Haltern und Le Vernet

Heute vor einem Jahr zerschellte ein deutscher Airbus in den Alpen. Ein Jahr danach haben Hinterbliebene im französischen Le Vernet und im nordrhein-westfälischen Haltern am See ihrer Angehörigen gedacht. Um Punkt 10.41 Uhr, dem Moment des Absturzes, schwiegen alle für die 150 Opfer.

24.03.2016
    Eine Frau und ein Mann zünden in Haltern am See (Nordrhein-Westfalen) vor der Gedenktafel am Joseph-König-Gymnasium die mitgebrachten Kerzen an.
    In Haltern am See trauern die Menschen um die Opfer des Germanwings-Absturzes (dpa / picture alliance / Monika Skolimowska)
    Bei einer Trauerzeremonie in den französischen Alpen haben mehr als 600 Hinterbliebene am ersten Jahrestag des Germanwings-Absturzes der Toten gedacht. Um 10.41 Uhr wurde in Le Vernet eine Schweigeminute abgehalten. Zu diesem Zeitpunkt war der Airbus A320 mit 150 Menschen an Bord vor einem Jahr an einem Berghang zerschellt. Das Dorf liegt nahe der Absturzstelle. Auf dem Friedhof der kleinen Gemeinde sind die nicht identifizierten sterblichen Überreste der Opfer in einem Gemeinschaftsgrab bestattet worden.
    Die Lufthansa als Mutterkonzern hatte in dem Alpenort eine streng abgeschirmte Zeremonie organisiert. Lufthansa-Chef Carsten Spohr und Germanwings-Geschäftsführer Thomas Winkelmann waren auch in die französischen Alpen gereist. Der Airbus der Lufthansa-Tochter Germanwings war am 24. März 2015 auf dem Flug von Barcelona nach Düsseldorf in den südlichen französischen Alpen abgestürzt. Unter den 150 Toten waren 72 Deutsche. Den Ermittlungen zufolge ließ Copilot Andreas Lubitz die Maschine absichtlich abstürzen. Er hatte in der Vergangenheit unter schweren Depressionen gelitten und informierte sich in den Tagen vor dem Absturz im Internet über Möglichkeiten eines Suizids.
    Glockengeläut in Haltern am See
    Im Vorfeld der Feierlichkeiten hatte Lufthansa-Chef Spohr seinen Willen für "konstruktive Lösungen" bei den Entschädigungen für die Angehörigen bekräftigt. "Wir haben von Anfang an gesagt, wir werden uns großzügig zeigen und haben uns auch im ersten Jahr großzügig gezeigt", sagte Spohr in Le Vernet. Für jedes Opfer wurde nach Angaben von Germanwings eine Soforthilfe von 50.000 Euro gezahlt. Dazu sollen 25.000 Schmerzensgeld für jeden Toten gezahlt werden. Nächste Angehörige sollten ohne weitere Prüfung 10.000 Euro bekommen.
    Besuchten die Absturzstelle: Lufthansa-Chef Carsten Spohr (l) und Germanwings-Chef Thomas Winkelmann.
    Lufthansa-Chef Carsten Spohr und Germanwings-Chef Thomas Winkelmann an der Absturzstelle kurze Zeit nach dem Unglück. (picture alliance / dpa / Sebastien Nogier)
    "Wir sind heute nach Le Vernet gekommen, um der Opfer zu gedenken und ihnen die Ehre zu erweisen", sagte Spohr. "Dieser tragische Absturz hat unglaubliches Unglück über viele, viele Menschen gebracht. Dieses Unglück können auch wir nicht lindern, aber wir können zumindest den Angehörigen beistehen." Opfer-Anwalt Elmar Giemulla forderte weitere Konsequenzen aus dem Unglück. Das Arztgeheimnis müsse "in sehr sensiblen Bereichen" wie etwa in der Luftfahrt gelockert werden, sagte Giemulla im Deutschlandfunk.
    Auch in Nordrhein-Westfalen gab es eine Gedenkfeier. In Haltern am See wurde mit Schweigen und Glockengeläut der verunglückten Schülergruppe gedacht. Auf dem Marktplatz der Stadt hielten zahlreiche Bürger eine Minute lang inne, um der 16 Schüler und zwei Lehrerinnen des Joseph-König-Gymnasiums zu gedenken, die ums Leben kamen. Die Gruppe aus Haltern war auf dem Rückweg von einer Austauschreise in Spanien. Viele Angehörige der Opfer sowie der Schulleiter des Gymnasiums sind zum Jahrestag der Katastrophe nach Frankreich gereist.
    (pg/fwa)