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Japan
Abe provoziert mit Schrein-Besuch

Inmitten wachsender Spannungen mit China und Südkorea hat Japans Ministerpräsident Abe den umstrittenen Yasukuni-Kriegsschrein in Tokio besucht. Der Regierungschef sieht darin einen "Akt gegen den Krieg". Peking und Seoul protestieren scharf, die USA zeigen sich "enttäuscht".

26.12.2013
    Der japanische Minsterpräsident Shinzo Abe (l.) folgt einem Priester bei seinem Besuch des Yasukuni-Schreins in Tokio am 26. Dezember 2013
    Der japanische Minsterpräsident Shinzo Abe (l.) folgt einem Priester ins Innere des Yasukuni-Schreins (dpa/epa/FRANCK ROBICHON)
    Zum ersten Mal seit sieben Jahren hat ein japanischer Regierungschef den umstrittenen Yasukuni-Schrein in Tokio besucht. Fernsehbilder zeigten, wie sich Ministerpräsident Shinzo Abe vor dem Heiligtum verbeugte und dann einem Priester ins Innere folgte. An dem symbolträchtigen Ort unweit des Kaiserpalastes in Tokio werden die 2,5 Millionen japanischen Kriegstoten, darunter auch 14 verurteilte Kriegsverbrecher geehrt. Der Besuch des rechtskonservativen Politikers fällt in eine Phase erhöhter Spannungen zwischen Tokio und Peking wegen eines Streits um eine Inselgruppe im Ostchinesischen Meer.
    Die Reaktion aus Peking folgte prompt. Der Sprecher des chinesischen Außenministerium, Qin Gang, nannte das Vorgehen Abes "absolut inakzeptabel für die chinesische Bevölkerung". Außenminister Wang Yi wird auf der Webseite des Außenamts mit einer Warnung an Tokio zitiert. Japan müsse die "volle Verantwortung für ernste politische Konsequenzen" des Yasukuni-Besuchs tragen. Abe habe Japan damit in eine "extrem gefährliche" Richtung geführt.
    Auch Südkorea verurteilte den Schrein-Besuch. Dies sei "ein anachronistisches Verhalten, das nicht nur die Beziehungen zwischen Südkorea und Japan, sondern auch die Stabilität und Kooperation in Nordostasien grundsätzlich beschädigt", sagte Kulturminister Yoo Jin Ryong. Die US-Botschaft in Tokio zeigte sich "enttäuscht" und warnte vor einer Verschärfung der Spannungen in der Region.
    Streit mit Peking um Inselgruppe schwelt
    Abe hingegen sprach von einem symbolischen Akt gegen den Krieg. Er habe diesen Tag gewählt, um den "Seelen" des Schreins Rechenschaft über seine Regierungsarbeit abzulegen und zu versprechen, "für eine neue Ära zu sorgen, in der Menschen nie wieder unter der Katastrophe des Kriegs zu leiden haben". Er wolle damit nicht Gefühle des chinesischen und des südkoreanischen Volkes verletzen und hoffe auf eine Gelegenheit, dies beiden Nachbarländern zu erklären.
    Der Streit um eine unbewohnte Inselgruppe im Ostchinesischen Meer hatte sich zuletzt zugespitzt,
    Der Streit um eine unbewohnte Inselgruppe im Ostchinesischen Meer hatte sich zuletzt zugespitzt (picture alliance / dpa / Hiroya Shimoji)
    Während seiner ersten Amtszeit 2006 und 2007 hatte Abe den Schrein nicht besucht, was er später als "äußerst bedauerlich" bezeichnete. Zuletzt hatte der damalige Regierungschef Junichiro Koizumi am 15. August 2006 anlässlich des Jahrestages der japanischen Niederlage im Zweiten Weltkrieg am Schrein gebetet. Besuche von Mitgliedern der japanischen Regierung in dem Schrein sorgen immer wieder für Empörung. China und Korea waren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts von Japan überfallen worden.
    Vor allem das Verhältnis zwischen Tokio und Peking ist wegen eines Streits um eine unbewohnte Inselgruppe im Ostchinesischen Meer zurzeit angespannt. Die betroffenen Inseln werden von Japan kontrolliert, in deren Nähe Rohstoffe vermutet werden. China richtete Ende November über einige Inseln eine "Luftverteidigungszone" ein und fordert, dass genaue Flugpläne vorgelegt werden, bevor das Gebiet überflogen wird. Japan betreibt in dem Gebiet seit 1960er-Jahren seine eigene Verteidigungszone und will den Anspruch Chinas nicht anerkennen.