Donnerstag, 28. März 2024

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Jazz Live
Louis Sclavis Atlas Trio & Keyvan Chemirami

Karaganda liegt in Kasachstan und war laut Alexander Solschenizyn "die größte Provinzhauptstadt des Archipel Gulag". Der französische Jazzmusiker Louis Sclavis hat schon mehrmals dort gespielt und schrieb danach "A Road to Karaganda", das jedes Mal einen Höhepunkt seiner Liveauftritte in den letzten Jahren bildete.

08.04.2014
    Ein Musiker spielt auf einer Bassklarinette.
    Louis Sclavis reflektiert in seiner Musik über die weißen Flecken der Landkarten. (picture-alliance / dpa/dpaweb / Ingo Wagner)
    Auch andere Stücke des Virtuosen an der Bassklarinette aus Lyon erinnern an Stationen einer endlosen Reise, wie etwa "Along the Niger", das aus seinen vielen Reisen kreuz und quer durch den afrikanischen Kontinent hervorging. In "A Migrant’s Day" richtet Sclavis den Blick auf die verzweifelte Lage von illegalen Einwanderern aus der sogenannten Dritten Welt, für die die Zeit in einem Lager stillzustehen scheint. Sclavis reflektiert über die weißen Flecken auf den Landkarten und Befreiung aus einer scheinbar ausweglosen Lage.
    Der Kompositionszyklus, den er für sein Atlas Trio schrieb, ist jedoch kein tönendes Reisetagebuch. Für Louis Sclavis ist Musik keine Sprache, sondern ein Spiel der Töne in gelenkter Freiheit des Ausdrucks mit eigenen selbstgefundenen Regeln. Nach einem ersten Album im Trioformat stieß der Perkussionist Keyvan Chemirami zur Gruppe, ein Virtuose an der persischen Zarb-Trommel. Unter dem Namen Silk Quartet nehmen die vier in diesem Monat ihr erstes gemeinsames Studioalbum auf.

    Die Hörer von Jazz Live haben heute Abend schon Gelegenheit, sie gemeinsam zu erleben, in diesem Mitschnitt vom Jazzdor/Jazzpassagen-Festival 2013 aus der Reithalle in Offenburg.
    Louis Sclavis, Klarinetten
    Gilles Coronado, Gitarre
    Benjamin Moussay, Piano, Keyboards
    Keyvan Chemirami, Perkussion

    Aufnahme vom 16.11.13 beim Festival Jazzpassage in Offenburg
    Vorgestellt von Karl Lippegaus