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JazzFacts
Delikate Klangfacetten auf erdiger Grundlage

Klasse statt Masse – so könnte das Motto von Anke Helfrich lauten. In einer Zeit, in der der Musikmarkt ständig nach neuem schnellebigem Futter in Form neuer CDs verlangt, lässt sich die Pianistin aus Südwestdeutschland mit ihren Veröffentlichungen Zeit – zuletzt sechs Jahre. Doch die jüngste CD "Dedication" brachte Anke Helfrich nun direkt einen ECHO-Jazz ein.

Von Michael Kuhlmann | 22.09.2016
    Die Pianistin Anke Helfrich.
    Anke Helfrich Trio mit Henning Sieverts am Bass und Cello und dem Schlagzeuger Dejan Terzic gehört zu den gern gesehenen Gästen auf Festivals. (Wibke Hlfrich)
    Mit einer amerikanisch-deutschen Formation war sie in ihrer früheren zeitweisen Wahlheimat New York ins Studio gegangen und hatte eine sehr individuelle Hommage aufgenommen: an Menschen, die ihr privat wichtig sind, aber auch an Persönlichkeiten, die sie beeindrucken – prominent steht hier Martin Luther King, dessen legendäre Rede "I Have A Dream" Helfrich und ihr Ensemble spektakulär vertont haben. Diese Musik kommt von einer stets begeisterungsfähigen und ihrem menschlichen Umfeld zugewandten Künstlerin – die zugleich zeigt, dass man im Jazz des 21. Jahrhunderts Duftmarken setzen kann, ohne Zuflucht zu verkopften Formen des Individualismus zu nehmen.
    In Anke Helfrichs Musik spiegelt sich auch die Tradition des treibenden Hard Bop; sie hat keine Scheu vor eingängigen Melodien. Auf dieser Basis entwickeln die Pianistin und ihre Mitmusiker eine Form von Energie, die im deutschen Jazz durchaus eigenständige Qualitäten beweist.