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JazzFacts
Die dritte Hand

"Wenn ich spiele, habe ich manchmal das Gefühl, ich bräuchte eine dritte Hand!" Sie steht für Frank Woestes Wunsch zu arrangieren und orchestrieren – auch im vergleichsweise kleinen Kontext eines Trios. Das ausgeprägte Soundbewusstsein des Pianisten und Fender-Rhodes-Spezialisten zeigt sich allein schon in seiner Art, die klanglichen Charakteristika beider Instrumente, des akustischen und elektrischen Pianos, miteinander zu verschmelzen.

Von Karsten Mützelfeldt | 31.07.2014
    Ein kleines Meisterwerk gelang ihm, als er als Arrangeur für ein bemerkenswertes Album des libanesischen Viertelton-Trompeters Ibrahim Maalouf agierte: Vom Französischen Filmarchiv beauftragt, Musik für einen Stummfilm seiner Wahl zu schreiben, entschied sich Maalouf für René Claires "La Proie du Vent" von 1926. Das Ergebnis war "Wind", eine CD, welche die betörende Magie des Miles-Davis-Soundtracks zu Louis Malles "Fahrstuhl zum Schafott" wieder auferstehen lässt.
    Frank Woeste, 1976 in Hannover geboren, klassisch ausgebildet und einst Mitglied des BuJazzO, lebt seit 1997 in Paris. Er arbeitete u.a. mit den Trompetern Mederic Collignon, Flavio Boltro und Dave Douglas, mit Saxofonisten wie Michel Portal und Louis Sclavis, dem Gitarristen Sylvain Luc und der Sängerin Youn Sun Nah. Eines seiner Soloalben trägt den vielsagenden Titel "W – Double You": Der Buchstabe ist der erste seines Nachnamens, und Englisch ausgesprochen steht er für Dualitäten im Leben und Schaffen Woestes – für die von Melodie und Harmonie, Komposition und Improvisation, Jazz und Klassik und nicht zuletzt auch für die von Deutschland und Frankreich.