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Trompeter Ralph Alessi: "Furchtlos sein ist alles"

Der Trompeter Ralph Alessi wuchs in San Francisco auf und liebte die Popmusik der 70er-Jahre, die im Radio lief. Natürlich war für sein späteres Lebensziel auch entscheidend, dass beide Eltern Musiker waren - sein Vater spielte Trompete, die Mutter war Opernsängerin.

Von Karl Lippegaus | 28.04.2016
    Jahrelang kaufte Ralph jede Platte des Jazztrompeters Clifford Brown, spielte dessen Chorusse nach. Für den in New York lebenden Trompeter Ralph Alessi sind die zeitlose Qualität dieser Musik und der Umgang mit dem Faktor Zeit nachhaltig prägend gewesen. Sehr anspruchsvoll, was genaue Intonation und korrektes Spiel betrifft, war es für Alessi ein langer Weg des Lernens und Zuhörens, um zu verstehen: Musik, wie die von Miles Davis oder John Coltrane, sollte man so nehmen, wie sie wirklich klingt und ihre Gesetze ergründen. "Sie hat Ecken und Kanten, aber sie ist lebendig und sehr human." Von der eigenen Klangwelt erwartet Alessi, dass sie eine Atmosphäre erzeugt, eine Story erzählt und den Zuhörer an einen anderen Ort entführt.
    Von zentraler Bedeutung ist - wie auch das aktuelle Quartett-Album "Quiver" eindrucksvoll zeigt - die Erfahrung des improvisierten Musizierens in einer Gruppe. "Furchtlos zu sein, ist alles in dieser Musik - in vielerlei Hinsicht. Du musst mit guten Nerven auf die Bühne gehen, um du selbst zu sein, Risiken einzugehen, die Musik voranzutreiben."
    Karl Lippegaus begleitete das Ralph-Alessi-Quartett bei Konzerten in Südfrankreich und sprach mit dem Bandleader sowie mit dem Drummer Nasheet Waits, die beide seit Jahren zu den First-call-musicians in New York zählen.