Dienstag, 19. März 2024

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Jemen
"Mittlerweile ist der Krieg im Süden für beendet erklärt"

Der Journalist Oliver Ramme ist der einzige Journalist, der aktuell aus dem Süden des Jemen berichten kann. "Die Lage hat sich weitestgehend entspannt", sagte Ramme im Dlf. Der Krieg sei fast überall vorbei. Allerdings würde die wirtschaftliche Lage die Menschen stark beschäftigen und Misstrauen in der Bevölkerung schüren.

Oliver Ramme im Gespräch mit Christiane Kaess | 18.01.2018
    Ein Kämpfer der schiitischen Huthi-Rebellen sitzt am 05.12.2017 in Sanaa (Jemen) in einem Pick-up Truck, der auf der Straße patrouilliert, die zum Haus von Jemens Ex-Präsident Saleh führt.
    Ein Kämpfer der schiitischen Huthi-Rebellen sitzt im Dezember 2017 in Sanaa (Jemen) in einem Pick-up Truck. Die Rebellen seien jetzt in den Norden verdrängt, berichtet Ramme. (dpa / picture alliance / Hani Al-Ansi)
    "Die Lage hat sich weitestgehend entspannt", sagte Oliver Ramme mit Blick auf die Lage im Südjemen. Auch in die Krankenhäusern gebe es keine Cholera-Infizierten mehr. "Die Säle sind mittlerweile verwaist."

    Allerdings seien Fälle von Diphtherie wieder aufgetreten. Dies habe es zuletzt in den 90er-Jahren im Jemen gegeben. Und bei Kindern häufen sich auch wieder die Fälle von Masern.
    Blick auf einen Fußballplatz im Jemen
    Blick auf einen Fußballplatz im Jemen (Oliver Ramme / Deutschlandradio )
    Auf seinen Fahrten seien die Märkte "reich gefüllt", Essen, Trinken und auch Strom seien konstant zu bekommen. "Mittlerweile wird der Krieg im Süden für beendet erklärt", sagte Ramme im Deutschlandfunk. Denn es gebe kaum noch kriegerische Auseinandersetzungen. Dies liege vor allem daran, dass die Huthis in den Norden vertrieben worden und die IS- und Al-Kaida-Terroristen spurlos verschwunden sind.
    Problem: Ausbleibende Gehaltszahlungen
    Die Leute würde aber vor allem die wirtschaftliche Lage beschäftigt. "Die Gehälter werden teilweise nicht gezahlt. Gerade der Staat kann die Gelder dann nicht auftreiben. Die Leute gehen für umsonst arbeiten. Das betrifft gerade die Sicherheitskräfte, wie Soldaten und Polizisten."
    Yemane Gebreab (Präsidentenberater) und Deutschlandradio Reporter Oliver Ramme (v.l.).
    Deutschlandradio-Reporter Oliver Ramme (r.) hier auf einem Bild aus Eritrea von 2016. (Deutschlandradio)
    Neben dem Geld, der Inflation, herrsche ein großes Misstrauen und eine große politische Zukunftsangst. "Im Süden gibt es von jeher eine große Unzufriedenheit, man will unabhängig werden und jetzt wittert man Morgenluft."
    "Die Türen öffnen sich"
    Das Arbeiten als Journalist würde sich für ihn erstaunlich einfach gestalten. Am Anfang sei von jeminitischer Seite eine extreme Bürokratie aufgebaut worden. So habe er ein Jahr gebraucht, um alle geforderten Dokumente beisammen zu haben, um überhaupt einreisen zu dürfen. "Die Subbotschaft war dadurch eigentlich, Sie haben hier nichts zu suchen, wir wollen sie nicht haben."
    Blick auf eine Straße im Jemen
    Blick auf eine Straße im Jemen (Oliver Ramme / Deutschlandradio)
    Erstaunlicherweise würden sich aber jetzt vor Ort fast alle Türen öffnen. Die Gefahr sei überschaubar, er werde aber von jeminitischen Kollegen begleitet, die sich schützend vor und neben ihn stellen und auch übersetzen. Ansonsten wäre das Ganze sehr umständlich geworden.