Donnerstag, 28. März 2024

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Jens Rassmus im Gespräch
"Für Kinder ist das immer lustig, wenn Erwachsene Fehler machen"

Jens Rassmus illustriert nicht nur Kinderbücher, manche schreibt er auch selbst. Er erklärt, wo sein Zeichenstil und die Ideen für seine Geschichten herkommen und warum er keine Spinne gemalt hat, die aussieht wie Günter Netzer.

Mit Ute Wegmann | 09.08.2014
    Der Kieler Illustrator und Autor Jens Rassmus
    Der Kieler Illustrator und Autor Jens Rassmus auf einer Aufnahme aus dem Jahr 2005. (picture alliance / dpa / Frank May)
    Ute Wegmann: Geschichten von einem sensiblen Zapperdockel und einem grantigen Wock, die Freunde werden. Von Bären, die beim Frühjahrsputz hinter dem Sofa ihre Kinder wiederfinden. Von einem kranken Kaninchen, das aus Versehen neben dem Fuchs übernachtet. Von Fußballern, seefahrenden Eichhörnchen und einem Doktorfisch. Illustriert wurden all diese Geschichten, die zum Teil aus seiner eigenen Feder stammen, von dem Kieler Illustrator und Autor Jens Rassmus. Er ist heute Gast im Büchermarkt. Ich freu mich sehr, denn seine bebilderten Bücher kenne ich fast alle aus den Besten 7 Sendungen der letzten Jahre. Jens Rassmus, wir können hier nur eine Auswahl betrachten. Bevor wir aber zum Zapperdockel und Wock und zum karierten Käfer und den Fußballern kommen, ein paar Fragen zur Kunst.
    Sie haben in Hamburg an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Illustration studiert und in Schottland. Im Jahr 1997 erschien ihr erstes Bilderbuch: Bauer Enno und seine Kuh Afrika. Dem folgten etwa 20 Bilderbücher anderer Autoren Christine Nöstlinger, Bernd Kohlhepp, Mathias Jeschke und sechs eigene Bücher. Wenn man das Erzählen mit Bildern studiert hat, wie Sie, Jens Rassmus, wann setzt das Moment ein, dass man dem Bild Worte hinzufügen möchte?
    Jens Rassmus: Ich habe ja Illustration in Hamburg studiert bei Rüdiger Stoye, und er hat uns dazu ermuntert, wenn wir uns dazu in der Lage sehen, selber eine Geschichte zu schreiben. Ich weiß nicht, ob ich aus eigenem Antrieb dahingekommen wäre. Das war der entscheidende Impuls. Ich habe mich dann an meine Oma erinnert. Sie hat mir erzählt, dass sie eine Kuh besaß, die Afrika hieß, weil ihr größter Fleck aussah wie eine Landkarte von Afrika. Ich habe dann nachgedacht, ob ich mit dieser Kuh eine Geschichte erzählen könnte. So ging das los, so ist mein erstes Buch entstanden.
    Wegmann: Das heißt, da war zuerst das Wort und dann kam das Bild?
    Rassmus: In dem Fall ja. Und auch jetzt steht oft die Textidee, das Wort, am Anfang.
    "Beim Zeichnen gibt es meditative Phasen"
    Wegmann: Erfordert das Schreiben eine vergleichbare Konzentration und Energie wie das Malen und Zeichnen?
    Rassmus: Das kann man sagen. Der Energieaufwand ist bei beidem hoch. Beim Zeichnen gibt es meditative Phasen, man weiß, was man tut und kann sich gewisse Dinge aus einer Routine heraus erarbeiten. Beim Schreiben muss man doch immer sehr fokussiert sein, sich sehr konzentrieren. Vielleicht ist das für mich sogar der Prozess mit dem höheren Arbeitsaufwand.
    Wegmann: Wie wichtig ist für Sie die bildende Kunst und die Kunstgeschichte?
    Rassmus: Da komm ich noch mal zurück auf "Die Kuh Afrika", da gibt es ein Bild mit einer großen Welle. Da kamen Leute auf mich zu und sagten: Ah, die Welle von Hokusai, und dachten, ich hätte mich bei der Kunstgeschichte bedient. Aber ich hatte mich viel mehr bei Asterix und Obelix "Die große Überfahrt" bedient, da kommt nämlich auch eine große Welle vor.
    Wegmann: Wer ist noch mal Hokusai?
    Rassmus: Hokusai ist ein alter japanischer Holzschnittmeister. Der hat ein ganz berühmtes Bild mit einer großen Welle gezeichnet. Meine Rückgriffe sind doch eher sehr mittelbare in die Kunstgeschichte.
    Wegmann: Gibt es jemanden, der Sie durch seine Arbeit geprägt hat?
    Rassmus: Comics in meiner Jugend, ganz stark. Das hab ich damals abgezeichnet. Ansonsten wird es schwer: Da kann man entweder niemanden oder ganz viele nennen. Vielleicht Edward Hopper, aber dann würde ich schon wieder ganz schnell Bernd Pfarr nennen. Michael Sowa, das sind dann Leute, die mittlerweile auch zur Kunstgeschichte zuzurechnen sind.
    "Es entsteht alles sehr, sehr, sehr analog"
    Wegmann: Betrachte ich die Materialen, mit denen Sie arbeiten: Acrylfarben, Stifte, Tusche. Manchmal collagieren Sie, aber Sie arbeiten nicht mit dem Computer?
    Rassmus: Ich benutzte den Computer für das Finden von Illustrationsvorlagen. Und bei den Zeichnungen benutze ich den Computer, um Korrekturen an den Zeichnungen zu machen. Es entsteht alles sehr, sehr, sehr analog.
    Wegmann: Mir ist zum ersten Mal Ihre Illustrationskunst aufgefallen im Jahr 2004 durch das Buch "Der Zapperdockel und der Wock". Es ist die Geschichte einer Freundschaft, die sich langsam zwischen zwei sehr unterschiedlichen Temperamenten entwickelt. Auf der einen Seite der schnurrbärtige, schmale, gelbe Zapperdockel, ein Sensibelchen, der durchsichtig wird, wenn er traurig ist. Auf der anderen Seite der griesgrämige, dicke, runde, blaue Wock. Der Text ist von Georg Bydlinski. Ihre Illustrationen zeigen die beiden Protagonisten in einer blassen Landschaft, in der Sie gestrichelt Elemente und andere kleine Tiere in Aktionen hervorheben. Die beiden aber sind plakativ, kräftig und ohne Begrenzungsstrich ins Bild gesetzt und fordern erst mal alle Aufmerksamkeit. Die Verbindung des zarten, feinen Strichs mit der Wucht der Farbe ist auch eine Art Stilmerkmal. Kann man das so sagen?
    Georg Bydlinski/ Jens Rasmuss, "Der Zappeldockel und der Wock", Coverausschnitt
    Georg Bydlinski/ Jens Rasmuss, "Der Zappeldockel und der Wock", Coverausschnitt (Dachs Verlag)
    Rassmus: Ich denke, das kann man sagen. Bei diesem Buch wollte ich mal was Neues ausprobieren. Ich hatte viel mit Acrylfarben gemalt, habe aber vor dem Studium nur gezeichnet. Ich wollte wieder zurück zum Zeichnen und versuchen, das miteinander zu verbinden. Also Zeichnen und Malen in einem Bild. Zapperdockel und Wok treffen sich bei diesem Buch in einem nicht genau definierten Zapperdockelland, was mir als Illustrator alle Freiheiten ließ, das so zu gestalten, wie ich wollte. Die beiden Figuren agieren in der Landschaft wie Figuren auf einer Bühne. Die Landschaft wurde zeichnerisch, die Figuren sind darauf gesetzt, und so arbeite ich in zwei Ebenen. So konnte ich gut die beiden Techniken in den Bildern zusammenfügen.
    Wegmann: Nun ist dieses Buch ein Fremdtext, kommen wir zu einem Geschichtenbuch mit vielen kurzen Fabeln, gut geeigneten Vorlesetexten für Kleine, in denen unterschiedliche Tiere Alltägliches und Besonderes erleben. Einige habe ich bereits am Anfang aufgezählt. Bevor wir über das Buch "Der karierte Käfer" aus dem Jahr 2007 sprechen, hören wir eine der 15 Geschichten.
    "Mahlzeit" - gelesen von Jens Rassmus.
    Wegmann: Eine der wundervollen Kurzgeschichten aus dem Buch "Der karierte Käfer". Gast im Büchermarkt ist heute der Künstler Jens Rassmus. Für dieses Buch erhielten Sie den Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis. Was war für Sie das größte Vergnügen an dieser Arbeit?
    Rassmus: Ich hab immer nach Ideen für ein Bilderbuch gesucht. Hatte dann einige zusammen, die aber alle zu klein waren. Gleichzeitig hatte ich mich in einige Ideen verliebt und wollte unbedingt Geschichten daraus machen. Ich hab drei, vier aufgeschrieben, hab mir weitere dazu überlegt, Figuren immer wieder auftauchen lassen, sodass sich Geschichten zwischen den Geschichten ergaben. Dass ich es geschafft habe, daraus ein Buch zu machen, das war die größte Freude bei dem Projekt.
    Wegmann: Gerade haben wir es gehört: Der Bärenvater ist ein unentschlossener Charakter, so verwundert das Verhalten des Sohnes nicht. In einer anderen Geschichte tauchen Bären auf, denen über den Winter entfallen ist, dass sie Kinder haben. Oder ein Flamingovater, der beim Stehen auf einem Bein, beim Beinwechsel versehentlich beide hochzieht und auf dem Hintern landet. Finde ich komisch und lustig. Das sind aber auch Geschichten über Väter, oder Erwachsene generell, die Fehler machen oder sagen wir: Alles andere als fehlerfrei sind.
    Rassmus: Für Kinder ist das immer lustig, wenn Erwachsene Fehler machen. Letztendlich ein unerschöpflicher Quell für Ideen.
    "Es eignet sich nicht immer jede Technik für jede Geschichte"
    Wegmann: Wir haben es hier mit ganzseitigen Illustrationen zu tun. Die Illustrationen sind hier farbintensiver und malerischer. Was hat Sie bewogen, das Zeichnerische mehr beiseitezulassen?
    Rassmus: Es eignet sich nicht immer jede Technik für jede Geschichte. Das ist eine intuitive Sache. Es gibt in dem Buch ja auch kleine Zeichnungen. Vignetten. Die ganzseitigen Bilder haben eine größere Kraft. Das eine Bild zu jeder Geschichte soll möglichst eine große Sogwirkung haben, und ich dachte, die Malerei ist da doch stärker.
    Wegmann: Einige Freundschaftskonstellationen werden in dem Buch wieder aufgegriffen. In der letzten Geschichte - "Gutenachtgeschichte" - erscheinen alle Figuren nacheinander und spielen zusammen Fußball. Entstand hier die Idee zu Ihrem neuen Buch "Kann ich mitspielen?"
    Rassmus: Könnte sein, war aber nicht so.
    Wegmann: Dann kommen wir jetzt zum Fußball: "Kann ich mitspielen" - eine Geschichte von Michi, Rübaldi, van Brummel, Lulatschitsch, Günter und vielen anderen. Wir hören den Anfang:
    "Kann ich mitspielen" - gelesen von Jens Rassmus.
    Wegmann: Jens Rassmus las den Anfang seines neuen Bilderbuches "Kann ich mitspielen", in dem viele unterschiedliche Temperamente nach und nach eine Mannschaft bilden und sogar gegen die Brasilianer antreten. Jens Rassmus, Günter, die Spinne mit Netz, da hab ich schon an Günter Netzer gedacht.
    Rassmus: Das könnte sein. Aber die Spinne sieht nicht aus wie Günter Netzer. Ich hab es versucht, aber eine Spinne zu zeichnen, die wie er aussieht ...
    "Bestimmte Frisuren eignen sich nicht für alle Wesen"
    Wegmann: Sie hätten der nur eine Frisur geben müssen.
    Rassmus: Es sah nicht aus. Bestimmte Frisuren eignen sich nicht für alle Wesen.
    Wegmann: Fußball verbindet die unterschiedlichsten Typen. Fußball hilft bei Einsamkeit. Beim Fußball kann jeder seine besonderen Fähigkeiten einsetzen. Zu guter Letzt - ein Ausblick auf zwei neue Bücher, die im Herbst erscheinen werden. "Ein Pflaster für den Zackenbarsch", auch wieder kurze Fabeln, aber diesmal nur Geschichten mit Fischen. Krake, Wal, Haifisch und viele andere tauchen auf. Es gibt wie im karierten Käfer ganzseitige Gemälde. Der Doktorfisch, den wir auch bebrillt auf dem Cover sehen, und sein Assistent, der kleine Kofferfisch, sind durchgehende Figuren. Von diesen beiden hören wir jetzt eine kurze Episode. "Richtig nass". Jens Rassmus liest.

    "Richtig nass"
    Es regnete. Und wenn es regnete, liebte es der Kofferfisch ganz dicht an der Wasseroberfläche entlang zu schwimmen. Er lauschte dem Prasseln der Regentropfen und beobachtete die kleinen Wellenkreise über ihm.
    "Weißt du was?", sagte er zum Doktorfisch, der neben ihm schwamm.
    "Nein."
    "Ich wäre so gerne mal richtig nass."
    "Wir sind Fische", sagte der Doktorfisch. "Wir sind immer nass."
    "Wir sind unter Wasser, aber nass sind wir nicht. Nass ist man nur, wenn man nass ist."
    Der Doktorfisch warf dem Kofferfisch einen fragenden Blick zu. "Du meinst, man ist nass, wenn man nass ist, aber man ist nicht nass, wenn man unter Wasser ist?"
    "Genau."
    "Dann ist man ja nie nass", sagte der Doktorfisch nach einer Pause.
    "Doch! Wenn du Luft und Wasser gleichzeitig auf dir spürst, dann bist du nass. Zum Beispiel wenn du gebadet hast und dann an Land gehst."
    "Fische gehen aber nicht an Land", warf der Doktorfisch ein.
    "Oder wenn du durch den Regen schwimmst."
    "Man kann auch nicht durch den Regen schwimmen."
    "Ja, leider", sagte der Kofferfisch.
    Allmählich ließ der Regen nach. Nur ab und zu fielen noch einzelne Tropfen aufs Wasser. Da bemerkte der Doktorfisch den Delfin, der in der Ferne seine Runden drehte.
    "Warte mal eben", sagte er und schwamm davon.
    Kurze Zeit später kam er in Begleitung des Delfins zurück. Der Delfin machte ein freundliches Gesicht (denn Delfine machen einfach immer ein freundliches Gesicht). "Ich weiß, wie es dir geht", sagte er. "Ich kann dir helfen."
    "Wirklich ...?", wollte der Kofferfisch fragen, doch bevor er dazu kam, klappte der Delfin seinen Schnabel einmal auf und einmal zu und umschloss den Kofferfisch mit seinen Zähnen. Dann tauchte er tief hinab, machte eine Drehung, schnellte wieder empor, schoss aus dem Wasser heraus und spuckte den kleinen Fisch in die Höhe. Der Kofferfisch flog durch die Luft, dass ihm der Wind durch die Flossen wehte. Er drehte sich um sich selbst, sah den Wolkenhimmel über sich und unter sich das Meer und Wassertropfen stoben in alle Richtungen. Ein Sonnenstrahl schien in sein Gesicht, ein Regentropfen streifte seine Nase, er hörte Flügelschlagen und Möwengekreisch, ihm wurde kalt und warm zugleich. Einen kurzen himmlischen Moment lang blieb er in der Luft stehen, bevor er wieder zu fallen begann. Dann sauste er hinab, sah das Meer immer näher kommen und klatschte schließlich mit einem Riesenspritzer zurück ins Wasser, wo er sprudelnd untertauchte.
    "Na, wie war´s?", fragte der Doktorfisch.
    "Toll!", strahlte der Kofferfisch. "Ich war richtig nass!

    Wegmann: Jens Rassmus, drängen sich Geschichten über Fische auf, wenn man an der Ostsee in Kiel wohnt?
    Rassmus: Quallengeschichten sollten dann drin sein. Das hier spielt mehr in wärmeren Gewässern. Ich wollte mir Geschichten ausdenken über Familien, die essen. Und da gab es eine Krakenfamilie, die am Tisch sitzt und isst und natürlich verhaken sich die Kraken am Schluss. Deshalb isst die Familie Raclette. Zum Schluss ist nur noch ein Tentakelarm frei, damit erreichen sie das Muschelhandy und rufen den Doktorfisch. So kam ich zum Doktorfisch, der dann noch weitere Fälle verarzten sollte. Ich glaub, die Ostsee, obwohl man kann es nicht ausschließen, also die Ostsee hat nicht so einen direkten Einfluss auf die Entstehung der Geschichten gehabt.
    Wegmann: Vielleicht noch ein Satz zur Illustration, die Sie zu dieser Geschichte angefertigt haben.
    Rassmus: Das Bild zu dieser Geschichte fällt aus dem Rahmen. Alle anderen Bilder spielen unter Wasser, aber hier guckt man über die Wasseroberfläche, und man sieht den Fisch, der Richtung Himmel fliegt und nass ist. Tropfen tropfen an ihm herunter. Ich hab versucht, einen Himmel zu malen, wie er aussieht, wenn es gerade geregnet hat.
    Wegmann: Und wie sieht der aus?
    Rassmus: Man sieht aufgelockerte Wolken, aber an einigen Stellen sind sie noch zusammengeballt, dass es erneut regnen könnte.
    "Normalerweise hat man keinen Kontakt zu den Autoren"
    Wegmann: Eine schöne Idee, über das Sich-Nass-Fühlen eines Fisches zu schreiben. Das zweite neue Buch, das nicht unerwähnt bleiben darf, "montag ist mützenfalschrumtag", Gedichte von Arne Rautenberg mit Illustrationen von Ihnen, Jens Rassmus. Malerisch, zarte Farben. Was ist das inspirierende an Arne Rautenbergs Gedichten?
    Rassmus: Für mich ist inspirierend, dass ich Arne sehr gut kenne, weil er auch Kieler ist. Normalerweise hat man keinen Kontakt zu den Autorinnen und Autoren, bei Arne ist das anders. Und seine Gedichte sind sehr lustig, sehr bildreich, da ist es einfach für mich, einen Zugang zu finden.
    Wegmann: Ich habe mir eins ausgesucht:

    "wenn der winter nervt" von Arne Rautenberg
    kuriose säfte trinken der nächstbesten blume winken
    würfel glücklich fallen sehen doch nochmal spazieren gehen
    mützen zählen mit bunten bommeln
    im schwimmbad aufm bauch rumtrommeln
    sommersachen schon mal wagen sie einfach unterm mantel tragen
    nicht mehr frieren unterdessen im tropenhaus nutella essen

    Sehr interessant, was Sie da gemalt haben, Jens Rassmus, lauter dick eingemummelte Menschen, auf bläulichem Untergrund, die mich anschauen.
    Rassmus: Sie haben alle bunte Bommel, die Menschen. Sie sehen genervt aus vom Winter. Als ich fertig war, dachte ich: Man hätte natürlich auch die lustigen Aspekte herausgreifen könne, wie man dem Winter entfliehen kann.
    Wegmann: Steht ja schon im Gedicht.
    Rassmus: Genau. Man kann nicht alles machen.
    Wegmann: Eine letzte Frage zum Finden der Geschichten: Kann man es sich leisten, einen Text zu bebildern, der einem gefällt, auch ohne Vertrag und ohne Verlag?
    Rassmus: Ja, das ist jedenfalls der bessere Fall, als wenn man einen Vertrag und einen Verlag hat und die Geschichte gefällt einem nicht. Die Begeisterung für eine Geschichte ist immer die wichtigere Voraussetzung für ein gutes Buch. Natürlich geht man ein Risiko ein, wenn man ohne Verlag anfängt zu arbeiten. Aber wenn die Begeisterung da ist, sollte man es tun.
    Wegmann: Sagt man eine Geschichte zu, die man gar nicht mag. Findet man dann Bilder?
    Rassmus: Man findet Bilder aus Professionalität und Routine, aber das Herzblut wird man vermissen.
    Wegmann: Haben Sie schon einmal eine Geschichte illustriert, die Ihnen so gut gefallen hat, obwohl Sie keinen Verlag hatten?
    Rassmus: Das hab ich schon gemacht. Zuletzt bei der Geschichte "Käpt'n Eichhörnchen und die Zaubertür" von Christopher Ecker, auch ein Kieler. Er hat mir die Geschichte geschickt. Und ich dachte: Oh, jetzt find ich die vielleicht gar nicht gut und muss mich winden, aber ... ich war so begeistert von dem Text, dass ich sofort gesagt habe: Ich will das bebildern. Und es hat geklappt. Es wurde ein Buch daraus. Es ist Anfang des Jahres bei Gerstenberg erschienen.
    Wegmann: Ich freue mich auf die Fische. Das war der Büchermarkt mit dem Künstler und Kinderbuchautor Jens Rassmus. Wir sprachen über:
    "Der Zapperdockel und der Wock von Georg Bydlinski", Nilpferd in Residenz, 32 Seiten.
    "Der karierte Käfer. 14 3/3 Geschichten", Nilpferd in Residenz, 61 Seiten.
    "Kann ich mitspielen?", Nilpferd in Residenz, 46 Seiten.
    "Ein Pflaster für den Zackenbarsch", Nilpferd in Residenz, 46 Seiten.
    "montag ist mützenfalschrumtag" von Arne Rautenberg, Peter Hammer Verlag, 48 Seiten.
    "Käpt'n Eichhörnchen und die Zaubertür" von Christopher Ecker, Gerstenberg Verlag, 32 Seiten.
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