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Jerusalem
Wieder Gewalt auf dem Tempelberg

Israelische Polizisten sind erneut gegen militante Palästinenser auf dem Tempelberg in Jerusalem vorgegangen. Mehrere Personen wurden festgenommen. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu berief für morgen eine Krisensitzung des Kabinetts ein. Er fordert, dass Juden dort künftig auch beten dürfen.

14.09.2015
    Blick auf den Jerusalemer Tempelberg mit Felsendom und Klagemauer
    Der muslimische Felsendom auf dem Tempelberg - im Vordergrund ist die jüdische Klagemauer. (picture alliance / dpa/ Marius Becker)
    Vor allem Jugendlichen warfen Steine und versuchten, jüdische Gläubige am Betreten der den Muslimen heiligen Anhöhe zu hindern. Nach Angaben der Polizei starb ein Israeli in Jerusalem durch Steinwürfe auf sein Auto.
    Bereits gestern hatte es Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und Palästinensern auf dem Tempelberg gegeben. Die Polizisten drangen nach eigener Darstellung auf den Tempelberg vor, nachdem sie Informationen über mögliche Angriffe auf jüdische Gläubige erhalten hatten. Palästinenser hätten sich in der Al-Aksa-Moschee verbarrikadiert und Steine und Böller geworfen. Ein Jude mit einem traditionellen Gebetsschal wurde in einer Gasse der Altstadt attackiert. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas sprach gestern von einem "israelischen Angriff", den er scharf verurteilte.
    Netanjahu: Auch Juden sollten beten dürfen
    Aus israelischen Regierungskreisen hieß es, Netanjahu nehme die Attacken auf israelische Bürger sehr ernst und werde dies mit allen Mitteln bekämpfen. Das angekündigte Krisentreffen seines Kabinetts soll nach Ende des jüdischen Neujahrsfests Rosch Haschanah stattfinden. ARD-Korrespondent Christian Wagner berichtete, Netanjahu habe erklärt, es müsse auch Juden ermöglicht werden, in der Moschee auf dem Tempelberg zu beten. Damit stellte er die bisher geltende Vereinbarung mit den Muslimen infrage. Die Außenminister der Arabischen Liga lehnten den Vorstoß ab. Die Moschee könne weder zeitlich noch räumlich geteilt werden.
    Die Al-Aksa-Moschee ist das dritthöchste islamische Heiligtum nach Mekka und Medina. Nach der derzeit gültigen Regelung dürfen Juden und andere nicht-muslimische Besucher aus Gründen der Konfliktvermeidung den Hügel - den die Juden Tempelberg und die Araber Al-Haram Al-Scharif (Edles Heiligtum) nennen - zwar betreten, nicht aber dort beten. Ultraorthodoxe Juden versuchen jedoch immer wieder, das Verbot zu durchbrechen.
    (kis/tgs)