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Job-Fit
Schwer verhoben?

Wenn das Herumsitzen im Büro ungesund ist, ist dann schwere körperliche Arbeit gesund? Doch so einfach ist es nicht, auch Bauarbeiter und Dachdecker sollten sich fit halten. Damit alle Muskeln vernünftig trainiert werden können, gibt es mittlerweile auch einige betriebliche Initiativen.

Von Michael Böddeker | 20.03.2015
    Ein Mann auf dem Rücken liegend wurde so fotografiert, als hebe er einen Stapel Aktenordner
    Wer richtig hebt, kann viel tragen (imago / Westend61)
    Halb zwölf mittags, auf dem Gelände eines Umspannwerks. Die Bauarbeiter der Firma Heckmann bessern einen Kanal aus. Aber jetzt haben die sechs Männer ihre Helme abgelegt und sitzen um einen Tisch herum. "Wetterbedingt gehen wir heute rein, das heißt also: am Tisch! Wir gehen nicht ZU Tisch, wir gehen AN den Tisch!"
    Guido Geyer leitet den Einsatz auf der Baustelle – und auch das wöchentliche Fitnesstraining: immer dienstags, eine halbe Stunde lang. Die Übungen finden im kleinen Pausenraum auf der Baustelle statt. Geräte werden dafür heute nicht benötigt: Tisch und Stühle reichen.
    "Beim Tisch noch mal unten drunter anpacken. Gerade hinsetzen. Bauchmuskulatur anspannen, und: Füße hoch! ... schön halten!" Die sechs Männer heben ihre Füße ein paar Zentimeter über den Boden. "Ruhig weiteratmen. 15 Sekunden halten ... wer nicht so lange kann, der kann auch erst ein Bein nehmen, und dann das andere dazu nehmen."
    Muskeln müssen zusammenspielen
    Guido Geyer trainiert seit einem Jahr mit seinen Kollegen - im Sommer gerne auch draußen im Freien. Da kommen dann auch Hilfsmittel zum Einsatz: Fitnessbänder aus Gummi, oder große Bälle. "Man kugelt sich da drauf, und stärkt dann auch die Rückenmuskulatur."
    Rücken- und Bauchmuskulatur sind extrem wichtig, sagt auch Gregor Mertens vom Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung in Köln. Muskelmasse baut man bei schwerer körperlicher Arbeit zwar automatisch auf, aber: "Allein die Muskelkraft ist nicht entscheidend, sondern das harmonische Zusammenspiel von vorderer Rumpfwand und rückwärtigen Muskeln."
    Viele Betriebe hätten dafür inzwischen eigene Programme eingerichtet. "Wir nennen das 'Bewegungspausen am Arbeitsplatz'. Die stehen und fallen damit, dass ein Vorgesetzter mitmacht. Das Ganze muss spaßbetont erfolgen, dann hat es Aussicht auf Erfolg."
    Tipps für daheim
    Auf der Baustelle macht Guido Geyer als Vorgesetzter selbstverständlich bei den Übungen mit. Und eine Trainingseinheit zum Mitmachen am Radio hat er zum Schluss auch noch parat. Wer mitmachen will, sollte jetzt bitte aufstehen!
    Die Ausgangsposition: Gerade stehen, und: Hände hoch! Wie bei einem Überfall - bevor dann gleich der Oberkörper zur Seite geneigt wird. Und los!
    "Die Arme angewinkelt nach oben! Ein bisschen tiefer, die Arme ... so, genau. Und jetzt den Oberkörper nach rechts! Und der linke Arm, weiter nach rechts. Das Ganze circa acht Sekunden lang halten!
    Und dann wechseln wir rüber zur anderen Seite. Nach links. Linker Arm noch etwas weiter. Das Ganze auch wieder so circa acht Sekunden halten. Prima. Und dann die ganze Übung noch mal. Das ganze acht Mal, acht bis zehn Mal. Das reicht dann erst mal."