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Jubiläum
Experten für Entwicklungspolitik

Eine Denkfabrik wird 50. Seit 1964 gibt es das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik, wo seither Fachkräfte für Entwicklungspolitik ausgebildet werden. Mehr als 1.000 junge Akademiker haben seither das Post-Graduierten-Kolleg am DIE durchlaufen – sie alle engagieren sich jetzt an wichtigen Schaltstellen für eine gelingende Entwicklungspolitik.

Von Marion Theisen | 04.09.2014
    Alt-Bundespräsident Walter Scheel (FDP) im Alter von 94 Jahren
    Walter Scheel, der erste deutsche Bundesentwicklungsminister, eröffnete vor 50 Jahren das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik (DIE) (dpa / Patrick Seeger)
    "Die Aufgabe heißt, einen hoch qualifizierten Stab deutscher Entwicklungsfachleute heranzubilden, die in den internationalen Gremien, in den Entwicklungsländern selbst und in der Bundesrepublik einsatzfähig sind."
    So Walter Scheel, der erste deutsche Bundesentwicklungsminister in seiner Eröffnungsrede 1964.
    Entwicklungsländer unterstützen
    50 Jahre später zählt das DIE zu den führenden Think Tanks oder Denkfabriken zu Fragen globaler Entwicklung und internationaler Zusammenarbeit. Es vereint Forschung, Beratung und Ausbildung unter einem Dach, anfangs in Berlin, seit der Jahrtausendwende in Bonn. In dieser Zeit hat sich die Perspektive auf die Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern natürlich stark verändert hat, erklärt Imme Scholz, die stellvertretende Direktorin des Instituts.
    "Es ist nicht nur das Interesse: Wir sind reich, ihr seid arm, deswegen haben wir eine moralische Verpflichtung, euch zu unterstützen, sondern es ist in unserem gemeinsamen Interesse. Es gibt viele Beispiele, in denen das so ist. Eben Energiepolitik, wo wir darauf angewiesen sind, nicht nur bei uns die Emissionen zu reduzieren, sondern wir haben ein starkes Interesse, Entwicklungsländer dabei zu unterstützen, ihre Energiesysteme möglichst klimaverträglich auszubauen."
    Anspruchsvolle Ausbildung
    Andere Themenbereiche des Instituts sind Demokratieförderung; die Vernetzung mit internationalen Forschungseinrichtungen oder auch die Ausbildung im eigenen Haus: 20 Studienabgänger pro Jahr nimmt das DIE in sein Graduiertenkolleg auf. Dort werden sie zu Experten für Entwicklungspolitik weitergebildet. Rund 350 Bewerbungen gehen bei der Ausbildungsbeauftragten Regine Mehl dafür ein.
    "Wir haben eine Vorauswahl, sortieren nach formalen Kriterien: Sie müssen mindestens einen Monat im globalen Süden gewesen sein, aber nicht Ferien, sondern gearbeitet haben; Projektassistenz oder ein Praktikum; Sie dürfen nicht über 30 Jahre alt sein; Sie müssen den Master haben mit mindestens 2,0. Sie müssen fließend Englisch sprechen, und eine zweite UN-Sprache auf B-2-Niveau beherrschen, das heißt, kann ein Gespräch selbstständig führen."
    Bewerber, die eine Assessment-Woche erfolgreich absolviert haben, durchlaufen anschließend eine neun-monatige Ausbildung. Zuerst geht es darum, dass Politikwissenschaftler, Ökonomen und Geografen die Arbeitsmethoden der Entwicklungspolitik kennenlernen. Dann bilden sie verschiedene Länder-Arbeits-Gruppen mit Partnern aus verschiedenen Schwellenländern, um eine Projektidee zu finden und vorzubereiten. Die dritte Phase findet elf Wochen lang im jeweiligen Land statt.
    Die Welt als globales Dorf
    Wer die anspruchsvollen neun Monate durchlaufen hat, hat ziemlich sicher einen Job in der Tasche, zum Beispiel in einem Ministerium oder bei der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit. Regine Mehl:
    "Das sind alles verlässliche Abnehmer der Teilnehmenden aus diesem Kurs. Denn sie wissen, sie kriegen eine ganz ganz hohe Qualität. Die Ausbildung ist so dicht und so anspruchsvoll, dass sie diese Institutionen in Traineeships nehmen oder in Juniorprogramme und dort noch mal eine ein- bis zweijährige Phase durchlaufen, wo sie für den Beruf im Haus vorbereitet werden. Sehr beliebte Arbeitsstellen."
    So wächst das Netzwerk des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik immer weiter. Und in Wissenschaft, Politik und Medien sorgen die jungen Leute, die das DIE ausgebildet hat dafür, dass die Welt als globales Dorf immer weiter zusammenwächst.