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"Jugend forscht"-Sieger Marc Brunke
"Wir erfinden ständig das Rad neu"

Als Teenager wusste Marc Brunke noch nicht, dass sein gutes Gehör ihm einmal weltweiten Ruhm einbringt: Denn seine Audio-Technik, mit der er schon bei "Jugend forscht" angetreten ist, wird heute unter anderem bei den Olympischen Spielen genutzt. Auch bei der diesjährigen Musikmesse in Frankfurt scharten sich die Besucher um sein international eingesetztes Akustik-System.

Von Afanasia Zwick | 29.05.2015
    Marc Brunke hat eine Technik entwickelt, mit der sich Töne störungsfrei übertragen lassen
    Marc Brunke hat eine Technik entwickelt, mit der sich Töne störungsfrei übertragen lassen (Michael Böddeker / Afanasia Zwick)
    Der Stand der Firma "Optocore" liegt genau in der Mitte einer der Hallen der Frankfurter Musikmesse. Marc Brunke freut sich über den zentralen Platz für seinen Firmenstand. Links eine kleine Theke mit Barhockern, rechts stehen hüfthohe weiße und pinkfarbene Säulen. Darauf Brunke's ganzer Stolz: schwarze, Schuhschachtel-große High-Tech-Geräte: sog. "Konverter". Sie wandeln bzw. konvertieren Töne und Bilder vom Analogen ins Digitale und verschicken sie dann über Glasfaserkabel:
    "Der Vorteil von einem Glasfaserkabel gegenüber einem Kupferkabel ist, dass ein Glasfaserkabel keine Antenne ist. Ein Kupferkabel ist immer auch eine Antenne, die Signale ausstrahlt."
    Deswegen, erklärt Brunke weiter, habe früher zum Beispiel der Sound bei Konzerten so oft gebrummt und gerauscht. Durch den störanfälligen Kabelsalat der langen dicken Kupferkabel, die Mikrofone und Verstärker verbunden haben, wurden manchmal sogar ganze Konzerte abgebrochen, erinnert sich der 41-Jährige. So wie bei seiner eigenen Band damals:
    "Als Saxofon gespielt habe, in einer Band, einer Schülerband. Und wir haben gewartet bis der Techniker, der Toningenieur dieses Multicore repariert hat, was halt gebrummt hat und kaputt war. Damals dachte ich mir, ja warum nicht aus Glasfaser machen, dann hat man diese Probleme nicht."
    Denn Glasfaserkabel leiten Licht. Und Licht beziehungsweise Photonen lassen sich nicht so leicht von außen stören wie die Elektronen im Kupferkabel- das erklärte ihm schon früh sein Vater, ein Physiklehrer. So kam der 18-jährige Schüler aus München auf die Idee, Musik durch Licht zu übertragen:
    "Wenn man weiß, was technisch unterwegs ist, dann fällt's einem natürlich leichter, irgendwelche Sachen zu kombinieren. In dem Fall war's natürlich Glück, dass ich mich mit Glasfaserkabel interessehalber beschäftigt hatte und eben auch mit Musikelektronik und hab das halt einfach verheiratet. Ich wusste halt früher als andere, dass es diese beiden Techniken gibt."
    Mit seinem Audio-System, das er "Optocore" taufte, nahm Marc Brunke 1992 bei "Jugend forscht" teil.
    "Ich bin da gekommen mit meiner kleinen Elektronik und dann sind da Leute mit riesigen Computersystemen durch die Gegend gefahren, dann hab ich mir schon gedacht: ich kann hier gleich wieder gehen. Aber das war dann auch ein guter Lernprozess, zu sehen, dass alle nur mit Wasser kochen."
    Vier Jahre lang am Soundsystem getüfftelt
    Den Juroren gefiel sein Projekt. Mitten im Abistress präsentierte Brunke dann beim Bundeswettbewerb in Duisburg seine Audio-Technik und gewann den 5. Preis. Anders als die meisten Jungforscher studierte Brunke nicht nach dem Abitur- noch begann er eine Ausbildung. Seine volle Aufmerksamkeit widmete der 19-Jährige direkt nach seiner Schulzeit Glasfaserkabeln und Ton-Wandlern - In der Hoffnung, mit dieser Technik irgendwann einmal Geld verdienen zu können. So tüftelte er vier Jahre lang an einem Soundsystem. Auf der Musikmesse 1996 stellte er es dann vor: Ein Audio-Netzwerk, das mehr als 32 Tonsignale in Licht verwandeln und anschließend wieder zusammensetzen konnte. Doch Besucher, Toningenieure wie Veranstaltungsfirmen scheuten die neue Technologie:
    "Das war ja auch was ganz Neues mit Glasfaserkabel einen Sound zu machen, also da haben alle gesagt: ohhhhh! Es war so, dass die Leute natürlich auch dann so einem Ton von einem Konzert vertrauen und wenn etwas passiert oder ausfällt, dann ist es nicht so, dass dann die Stereoanlage zu Hause nicht geht, sondern da gibt's dann halt ein paar tausende wütende Konzertbesucher, die ihr Geld zurückwollen."
    Trotzdem meldete Marc Brunke ein weltweites Patent an, für ca. 25.000 Euro. Das Geld kam damals hauptsächlich von Förderern- aber er musste auch Kredite aufnehmen; seine Schulden stiegen. Doch Brunke war schon früh von seiner Arbeit überzeugt.
    Kurz vor der Pleite kam der Durchbruch
    Zehn Jahre lang hat er an seinen Ton-Wandlern und den Lichtleiter-Kabeln gebastelt. 2003 gründete er dann seine Firma. Ein Jahr später kam der Durchbruch: mit 18 Konvertern beschallte er die rund 80 Tausend Zuschauer der Olympischen Spiele in Athen. Erstmals waren dort keine zusätzlichen Akustik-Techniker mehr nötig, um zum Beispiel bei Störgeräuschen einzugreifen oder die herkömmlichen langen Kabelstränge zu verlegen.
    "Mittlerweile spielt jeder größere Künstler über unser System Konzerte und zum Beispiel haben wir die Eröffnung vom Hauptbahnhof in Berlin gemacht oder die Fanmeilen für die WM 2006 und ein Meilenstein tatsächlich waren 2004 die Olympischen Sommerspiele in Athen und seitdem sind wir eben für sämtliche Eröffnungs- und Schlussveranstaltungen der Sommer- und Winterspiele auch gesetzt. "
    Derzeit arbeitet der Tüftler daran, seine kleinen schwarzen Geräte noch stromsparender arbeiten zu lassen. Denn auch in Zukunft will der Münchner seiner Zeit einen Schritt voraus sein:
    "Es ist so, dass ich ein Fan davon bin, dass man sich immer wieder neu beweisen muss. Wir erfinden ständig das Rad neu. Wenn man eine Firme aufbaut und dann lässt man die Technik halt so laufen, dann wird man auch relativ schnell alt."
    Das einzige, wofür das Alter gut sei: Dass man wieder mehr Zeit habe- sagt Marc Brunke. Denn irgendwann will auch er noch studieren, am liebsten: Musiktheorie. Sein Traum ist es nämlich, die eigene Musik über das ureigene Audiosystem ertönen zu lassen.
    In unserer Multimedia-Präsentation zeigt Marc Brunke, wie sein Akustik-System funktioniert.