Donnerstag, 25. April 2024

Archiv

Jugendliche und Leistungssport
"Öffentlichkeit und Gesellschaft entwickeln sich zu Medaillenzählern"

Der Sportsoziologe und -ökonom Eike Emrich hat die Bedingungen für Jugendliche im Hochleistungssport kritisiert. Die Hatz nach Medaillen präge den Sport zunehmend, Unterlegene würden ungerechtfertigt gescholten. "Auch der, der keine Medaillen gewinnt, soll sagen können: Es hat sich für mich gelohnt", sagte Emrich im Deutschlandfunk.

Eike Emrich im Gespräch mit Philipp May | 02.04.2017
    Jugendliche Sprinterinnen bei den Deutschen Leichtathletikmeisterschaften in Sindelfingen 2017
    Jugendliche Sprinterinnen bei den Deutschen Leichtathletikmeisterschaften in Sindelfingen 2017 (imago sportfotodienst)
    "Das muss die Maxime sein für den Umgang mit jungen Menschen", so Emrich. Jugendliche bliebe im Leistungssport oft nur der Sport, während ihre Freundinnen und Freunde andere Wege einschlagen können - wie beispielsweise ein Studium. Emrich nannte das einen "Totalisierungsprozess".
    Der Sportsoziologe und -ökonom Eike Emrich im Jahr 2013
    Der Sportsoziologe und -ökonom Eike Emrich (imago sportfotodienst)
    Athleten leiden seiner Ansicht nach unter dem Medaillenzwang. "Doch Athleten sind nicht Mittel zum Zweck des Medaillengewinns." Der Zweck seien die Athleten, sonst verfehle man den olympischen Gedanken und den Sportgedanken. "Diese Medaille, um die wir häufig so ringen ist nur ein Mittel, um den Wettbewerb attraktiver zu machen. Öffentlichkeit und Gesellschaft entwickeln sich so zu Medaillenzählern und der Athlet wird auf diese Steuergröße reduziert. Das halte ich für falsch."
    Das gesamte Gespräch können Sie mindestens sechs Monate in unserer Mediathek nachhören.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.