Dotschy Reinhardt & Ensemble

Release-Konzert zu "Chaplin's Secret"

Schwarz/weiss-Foto der Autorin, Musikerin und Aktivistin Dotschy Reinhardt mit einem Buch
Sie ist Musikerin, Autorin und Aktivistin: Dotschy Reinhardt © Uwe Hauth
Moderation: Holger Beythien · 20.05.2019
Dotschy Reinhardt verknüpft auf ihrem neuen Album "Chaplin’s Secret" den Swing Django Reinhardts mit Bossa Nova, Jazz sowie europäischer Singer- und Songwriter-Ästhetik. Mit einer exklusiv formierten Band stellt sie das Album erstmals live vor.
Die Sinteza Dotschy Reinhardt steht musikalisch zwar fest auf dem Boden des legendären Swing von Django Reinhardts Quintette du Hot Club de France, hat aber in ihren verschiedenen Projekten immer wieder auch eigene, zeitgenössische Akzente gesetzt. Dabei spielen die Inhalte ihrer Lieder eine wichtige Rolle. Immerhin setzt sich die Musikerin und Autorin seit vielen Jahren aktiv für die Rechte der Sinti und Roma ein - seit 2016 auch als Vorsitzende des "Landesrats der Roma und Sinti, RomnoKher Berlin-Brandenburg". Erfahrungen, die sich unmittelbar auch auf die Musik der Sinteza auswirken.

Die Lieder sind ihre Geschichten

"Meine Musikstücke beinhalten nur Geschichten, welche ich in und mit mir trage", sagte sie einmal. "Die Menschen, die darin vorkommen, sind Begegnungen des wirklichen Lebens. Ehrlichkeit ist eines der wichtigsten Elemente in meiner Musik. Man kann nicht über etwas erzählen, von dem man keine Ahnung hat. Das Songwriting hilft mir, mich in einer Form auszudrücken, wie es mir nur durch die Musik möglich ist. Diese Symbiose aus Text und Musik ist meine ganz persönliche Sprache."

Das Geheimnis Charlie Chaplin's

So auch in dem jüngsten Projekt "Chaplin's Secret". Als Charlie Chaplin 1977 starb, nahm er das Geheimnis seiner Herkunft mit ins Grab. Ein Brief, 1991 von seiner Tochter Victoria in einer Nachttischschublade gefunden, hatte es ans Tageslicht gebracht: Ein Rom hatte ihm geschrieben, dass Chaplin in Black Patch in Smethwick geboren wurde. Und das in einem Wohnwagen der "Romany People". Charlie Chaplin - ein Sinti und Roma?
"Ich bin über die Geschichte gestolpert", erzählte Dotschy Reinhardt in unserem Musikmagazin ‚Tonart‘. "Ich dachte, ja, er hat diesen Brief als Geheimnis aufbewahrt. Versuchen nicht auch heute noch Menschen, ihre Herkunft geheim zu halten für die Öffentlichkeit, weil sie Angst haben, irgendwelche Nachteile davon zu tragen?" So entstand "Chaplin’s Secret". Die Nachfahrin Django Reinhardts vereint darauf Eigenkompositionen und Jazz-Standards in ihrer typischen Mischung aus Gypsy Swing, Bossa Nova, Jazz, Americana und Singer/Songwriter-Musik. Auch ein Lied in Romanes ist zu hören.

Kunst und Politik gegen Antiziganismus

Und doch, so Dotschy Reinhardt, könne die Kultur und Musik nicht die politische Situation und den Antiziganismus bekämpfen. "Da brauchen wir schon tatkräftige und mutige Entscheidungen der Zivilgesellschaft im Alltag, aber auch von der Politik." Mit dem Konzert im Rahmen der Reihe World Wide Music der Berliner Werkstatt der Kulturen erlebt das Album in Zusammenarbeit mit Deutschlandfunk Kultur seine erste offizielle Live-Präsentation mit einer von Dotschy Reinhardt dafür exklusiv zusammengestellten Band:
Dotschy Reinhardt – Vocal; Christoph Adams - Piano; Nir Sabag - Drums; Roberto Badoglio - E-Bass; Max Hartmann - Kontrabass; Alexej SUR - Geige; Alexey Wagner - Gitarre; Alexey Krupsky- Gitarre
Aufzeichnung vom 03.05.2019 in der Berliner Werkstatt der Kulturen
Mehr zum Thema