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Der Kraftstoffhandel ist für die freien Tankstellen nur noch Zusatzgeschäft. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung zum Tankstellenmarkt in Deutschland. Für die hohen Spritpreise macht die Studie die Steuerpolitik der Bundesregierung verantwortlich.

Von Verena Herb | 10.04.2012
    Elmar Kühn, der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes mittelständischer Mineralölunternehmen UNITI ist überzeugt:

    "Der Unterhalt von einer Tankstelle rentiert sich noch."

    UNITI vertritt fast 5000 Stationen, das sind rund 34,4 Prozent der Tankstellen in Deutschland. Seine Mitglieder sind nicht an die großen Mineralölkonzerne wie Aral, Shell oder Esso angegliedert:

    "Unsere Unternehmen sind auch wettbewerbsmäßig sehr gut aufgestellt. Natürlich ist es ein hart umkämpfter Markt. Jeder kämpft um Liter, und da muss man schon sehen, dass man sehr kosteneffizient arbeitet. Dass man durch Zusatzleistungen auch seine Station attraktiv hält."

    Fakt ist: An deutschen Tankstellen ist der Kraftstoffhandel immer weniger Kerngeschäft. Geld verdienen viele Stationen mit dem Verkauf von Einzelhandelsprodukten, von Brötchen oder kleinen Snacks. Gerade die freien Tankstellen haben sich zu spezialisierten Einzelhändlern mit Treibstoffzusatzgeschäft gewandelt, heißt es in der Studie von Scope Rating, die im Auftrag des UNITI und des BFT, des Bundesverbandes freier Tankstellen seit acht Jahren regelmäßig durchgeführt wird. Elmar Kühn vom Bundesverband mittelständischer Mineralölunternehmen UNITI:

    "Das Tankstellenunternehmen macht natürlich den Großteil seines Umsatzes mit dem Spritverkauf. Der Pächter allerdings natürlich auch mit den Nebenprodukten. Ja, und das meiste verdient Vater Staat - fast 60 Prozent Steuern – also der verdient an jedem Liter das meiste und beste."

    Kühn betont das Ergebnis der Untersuchung des Bundeskartellamtes: dass es keine kartellrechtswidrigen Absprachen im Tankstellenmarkt gebe. Im Gegenteil: Der Tankstellenmarkt sei sehr transparent. Die hohen Spritpreise sind der Steuerpolitik der Bundesregierung und den wirtschaftspolitischen Gesamtentwicklungen geschuldet:

    "Das ist natürlich einmal der schwache Euro zum Dollar, dann haben wir natürlich die Nahostkrise im Iran, die die Preise hochtreibt. Und natürlich die Geldmarktpolitik der europäischen Zentralbank."

    Es sind große Geldmengen auf dem Markt, die investiert werden müssten – Investoren haben nun auch die Rohstoffmärkte als Anlagemöglichkeit erkannt. Somit werden die Rohölpreise künstlich nach oben getrieben. Doch vor allem die hohe Steuerbelastung sorge für den teuren Liter. Von einer Erhöhung der Pendlerpauschale hält die Tankstellenbranche nach Aussage von Elmar Kühn eher wenig. Stattdessen:

    ""Man könnte natürlich auch darüber nachdenken: die Energiesteuer oder früher Mineralölsteuer ist sehr hoch. Dann haben wir auf diese Steuer noch mal eine Steuer. Die Mehrwertsteuer. Und auf den Produktpreis die Mehrwertsteuer - da liegen wir natürlich – wenn wir sagen 1,70 kostet der Sprit, bei 92 Cent Steuern. Und wenn der Vater Staat etwas davon abgeben würde, könnte er sicherlich alle Bürger entlasten.""

    Der Vorschlag: eine steuerliche Höchstgrenze für Kraftstoffe. Damit würde sofort eine Wirkung im Markt erzielt und allen Konsumenten nicht nur den Berufspendlern zugutekommen. Eine staatliche Preisregulierung durch Preisfestsetzungssysteme lehnt die Branche indes ab.