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Kahlschlag bei der Commerzbank bestätigt

Schlechte Nachrichten für die Beschäftigten der Finanzbranche. Nicht nur die Allianz Bank schließt - mit dem Wegfall von 450 Arbeitsplätzen. Die Commerzbank bestätigte nun den Abbau von Tausenden Stellen.

Von Brigitte Scholtes | 24.01.2013
    4000 bis 6000 Stellen will die Commerzbank bis 2016 im Konzern abbauen, in Deutschland und an einigen ausländischen Standorten. So steht es in einem internen Papier, das dem Deutschlandradio vorliegt. Manche Jobs sollen auch an kostengünstigere Standorte verlagert werden – die Arbeitnehmervertreter befürchten dabei jedoch massive Verlagerungen in Gesellschaften ohne Tarifbindung. Die Pläne hatte Personalvorstand Ulrich Sieber dem Gesamtbetriebsrat gestern mitgeteilt. Im Februar sollen die Verhandlungen darüber beginnen. Wie lange diese dauern werden, das sei noch nicht klar - "aufgrund der Komplexität und der Vielzahl der Themen", so hieß es in dem internen Papier. Arbeitnehmervertreter sind jedenfalls entsetzt. Alexander Klein, Bankenfachmann der Gewerkschaft Ver.di in Frankfurt, kritisiert:

    "Wir beobachten überall in den Banken Stellenabbau, vor allem in der Commerzbank. Und nach unserer Meinung trifft es wieder mal die Falschen. Nach unserer Meinung müsste es mal die treffen, die nach unserer Meinung in den Vorstandsetagen oder etwas darunter dafür verantwortlich sind, dass in den letzten Jahren in dem Institut auch einiges gab, das nicht so toll lief."

    Überraschend ist der Stellenabbau nicht, denn die Bank hatte Anfang November angekündigt, dass sie kräftig Kosten einsparen müsse, damit sie wie geplant bis 2016 zwei Milliarden Euro investieren könne. Das Privatkundengeschäft soll kräftig umstrukturiert werden, in dieser Sparte verdient die Commerzbank nämlich kaum Geld. Vom Stellenabbau ausgenommen, so heißt es in dem internen Papier, sind nur die Töchter comdirect und die polnische Brebank. Der größere Teil der bis zu 6.000 Stellen dürfte also in Deutschland verloren gehen. Hier arbeiten 43.400 der insgesamt 56.300 Mitarbeiter im Konzern. Verdi-Experte Klein:

    "Da haben wir schon die Befürchtung, dass es wieder vor allen Dingen Beschäftigte in der Zentrale trifft, einerseits in der Commerzbank, aber auch, wenn wir gucken, andere Zentralen sitzen ja hier wie die Deutsche Bank mit nachgelagerten Tätigkeiten. Auch, wenn da im Investmentbanking in London abgebaut werden soll, dann ist die Gefahr sicherlich schon da, dass es vor allem immer Frankfurt trifft, wo viele Zentralbereiche sitzen."

    Auch, wenn die Deutsche Bank ihr Investmentbanking zurechtstutzt – sie ist offenbar wieder dabei, komplexe Kreditpapiere, die sogenannten CDOs, zu verkaufen. Das bestätigt die Bank zwar nicht, doch aus ihrem Umfeld ist zu hören, dass vor allem institutionelle Investoren an diesen komplexen Kreditverbriefungen aus ihrem Altbestand interessiert sind. Solche Investoren dürften wohl vor allem Hedge Fonds sein. Die beobachtet die Finanzaufsicht mit Argwohn, so hatte vor wenigen Tagen Elke König, die Präsidentin der Bundesanstalt für Finanzaufsicht, gemahnt:

    "Die Regulierung des Bankensektors kann ihre volle Wirkung nur entfalten, wenn wir auch den Schattenbankensektor endlich international regulieren und beaufsichtigen."

    Andererseits, so hört man aus dem Umfeld der Deutschen Bank, dränge die Aufsicht auch auf einen Risikoabbau bei den Banken. Dazu hatte die Deutsche Bank im November die hochriskanten Papiere in eine konzerninterne Bad Bank ausgelagert. Und deren Bestand versucht man nun offenbar, zu reduzieren.

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